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Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Titel: Nacht der Dämonin / Magischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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musst, damit ich richtig entsetzt bin. Nicht einfach nur für ein paar Tage nach Europa fliegen, sondern auf unbestimmte Zeit … und vielleicht sollte ich es ja mit anderen Männern versuchen, während du weg warst. Mal sehen, ob irgendwas davon tief genug geht, um weh zu tun.«
    »Ja.«
    Ich rappelte mich vom Fußboden auf. »Du Arschloch!«
    »Hope …«
    »Nein.« Ich wich zurück. »Willst du Bonuspunkte dafür, dass du ehrlich bist? Du hast mich verletzt, einfach um rauszufinden, ob dus kannst, einfach um dir zu beweisen, dass ich irgendwas für dich empfinde?«
    Er schüttelte den Kopf. »Es ist nicht so, dass ich sehen wollte, ob ich eine Reaktion hervorrufe. Ich
wollte
eine Reaktion. Ich wollte, dass du genau das glaubst, was du geglaubt hast – dass ich dich einfach verführt habe, dass ich genau so kalt und selbstsüchtig bin, wie du immer vermutet hattest. Ich wollte gehen und die Tür hinter mir zumachen. Zu
schlagen,
so gründlich, dass ich nie zurückkommen konnte.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Ich bin mir nicht sicher, dass ich es verstehe.«
    Er erhob sich vom Fußboden, sah sich um und setzte sich dann aufs Sofa. Ich blieb auf dem Boden hocken, die Arme um die Knie gelegt.
    »Ich habe es nie verstanden«, fuhr er fort. »Was damals in dieser Nacht im Museum passiert ist. Warum ich dir geholfen habe, Tristan zu entkommen, und warum es so schwer war, wieder zu verschwinden, nachdem ich dir geholfen hatte. Warum ich nicht wegbleiben konnte, nachdem ich
das
geschafft hatte.«
    Er veränderte seine Stellung, um mich um den Couchtisch herum besser sehen zu können. »Nicht, dass ich die Anziehung nicht verstanden hätte. Du bist schön. Du bist klug. Du bist gute Gesellschaft. Aber ich bin mit Frauen zusammen gewesen, die schön, klug und gute Gesellschaft waren, und es war nicht eine dabei, die ich am Morgen nicht zurückgelassen hätte. Wenn ich überhaupt jemals einen Stich von Bedauern gespürt habe, dann deshalb, weil ich ein Schmuckstück zurücklassen musste. Zuerst habe ich mir eingeredet, es liege daran, dass du eine Herausforderung dargestellt hast. Du warst nicht an mir interessiert, und ich wollte deine Einstellung ändern. Aber sogar nachdem ich gewusst habe, dass ich deine Einstellung ändern
konnte,
habe ich es nicht getan. Denn wenn ich dich verführt hätte, hätte ich keinen Vorwand fürs Zurückkommen mehr gehabt, und …« Eine Pause. »Ich wollte den Vorwand.«
    Ich drückte meine Knie dichter an mich und fragte mich, ob ich etwas sagen sollte, aber ich hatte das Gefühl, dass keine Antwort erwartet wurde.
    »Ich habe Träume. Seit ein paar Monaten schon …« Wieder eine Pause; ich sah seine Kiefermuskeln arbeiten, als versuchte er die richtigen Worte für etwas zu finden. »Ich träume nicht sehr oft. In der Regel ist es … wölfisch. Wenn ich die Wandlung zu lang rausschiebe, träume ich davon, mich zu wandeln. Wenn ich nicht gejagt habe, träume ich vom Jagen. Es erinnert mich an Dinge, die ich zu erledigen habe, es drängt mich. In letzter Zeit träume ich von dir. Von uns. Von …«
    Er verstummte. Seine Kiefermuskeln strafften sich wieder.
    »Von Blockhütten«, schnappte er schließlich, als legte er ein fürchterliches Geständnis ab. »Ich träume von Wäldern und Hütten und uns und niemandem sonst. Ich träume davon, dich irgendwohin mitzunehmen, wo wir uns verkriechen können, Liebe machen und vielleicht auch …« Er brach vor dem letzten Wort ab.
    »Auch
was
machen?«
    Er fing meinen Blick auf, und seine Lippen zuckten. »Nach deinem Gesichtsausdruck zu urteilen weißt du, was ich gerade sagen wollte. Ich möchte dich mit allem Nachdruck daran erinnern, dass es ein Traum war. Wenn ich dann aufwache, bin ich genauso entsetzt wie du.«
    »Na, Gott sei Dank.«
    Er zog eine Augenbraue hoch. »Kannst du dir mich allen Ernstes in einer Blockhütte vorstellen? Es ist eindeutig eine Metapher. Ein Impuls. Nicht der, dich in den Wald zu schleppen und eine Meute brüllender Bälger aufzuziehen. Einfach der, mit … mit dir zusammen zu sein.«
    »Der Instinkt, eine Gefährtin zu finden.«
    Er antwortete mit einem leisen Knurren, und ich wappnete mich für einen Streit, aber er sah lediglich zum Fenster hinüber, als hätte er den Impuls selbst längst identifiziert und verabscheute lediglich, ihn in Worte gefasst zu hören.
    »Es ist verständlich, oder?«, sagte ich. »Du bist fünfzig Jahre alt und kinderlos. Irgendwann muss sich der natürliche Instinkt,

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