Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Titel: Nacht der Dämonin / Magischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
Vom Netzwerk:
auf, dass ich im Nachteil war. Meine Waffe hing in meiner schlaffen Hand, die Finger umschlossen sie auf die falsche Art; die Schockwelle von Chaos hatte mich vollkommen aus der Bahn geworfen.
    Ich fuhr herum und rannte los.
    Die Tür war nur ein paar Schritte entfernt, aber ich nahm trotzdem einen Zickzackkurs, weil mir die Lektionen im Vermeiden von Formeln wieder einfielen. Mein Hirn war mir voraus, zeigte mir aus dem Gedächtnis einen Grundriss des Clubs und wies mich auf Stellen hin, an denen ich mich verstecken konnte.
    Verstecken, das war es, was ich tun musste. Die Ausgänge waren samt und sonders viele Meter entfernt, und kein Hakenschlagen würde mich weit bringen, bevor der Mann mir eine Kugel in den Rücken schoss.
    Und ich hatte ohnehin nicht vor zu flüchten. Ich hatte eine Schusswaffe, und ich würde Biancas Mörder nicht einfach gehen lassen.
    Ich schleuderte die Tür hinter mir ins Schloss. Dann duckte ich mich und rannte um die Bar herum. Ein Aufblitzen von Licht teilte mir mit, dass der Schütze die Gangtür aufgerissen hatte. Ich ließ mich auf den Boden fallen und umklammerte die Waffe. Als ich die Augen schloss, fing ich die Schwingungen von ihm auf, nicht Ärger, sondern Nervosität, eine Endlosschleife von: Scheiße, wo ist sie hin?
    Meine Zielperson war an Ort und Stelle. Ich brauchte nichts weiter zu tun, als über die Bar hinwegzuspähen, die Waffe zu heben und ihn zu erschießen. Mein Herz hämmerte schneller bei dem Gedanken, aber nicht vor Erregung.
    Ich hatte noch niemals jemanden umgebracht.
    Ich hätte auflachen können bei dem Gedanken – beinah ein Schuldeingeständnis, als sagte ich, dass ich noch nie ein Auto gefahren habe. In der normalen Welt ist es eine vollkommen akzeptable fehlende Erfahrung, niemals jemanden umgebracht zu haben. Wünschenswert sogar. Aber in der paranormalen Welt, zumindest bei der Art Arbeit, die ich tat, ist es fast eine Selbstverständlichkeit, dass man früher oder später in die Situation gerät, entweder zu töten oder selbst umgebracht zu werden.
    Karl hatte mir einmal erzählt, dass er sich nicht an das Gesicht jedes Mannes erinnern könne, den er umgebracht hatte. Es war nicht so, dass es Dutzende von ihnen gewesen wären, aber es waren genug, dass sie ihm nicht mehr klar vor Augen standen. Er hatte es ohne Bedauern gesagt, aber er hatte auch nicht damit geprahlt. Es war einfach eine nachdenkliche Feststellung im Lauf einer Diskussion über Risiko und Tod in der paranormalen Welt gewesen.
    Ich konnte es auf die gleiche Art betrachten: umbringen oder umgebracht werden. Aber war ich überhaupt in Gefahr? Der Mann hatte im Gang nicht auf mich geschossen. Und auch jetzt verströmte er keine Aura von Ärger oder Bedrohung.
    Konnte ich es rechtfertigen, hinter der Bar aufzuspringen, zu schießen und einen Mann auszuschalten, der mir gegenüber keinen Finger gerührt hatte?
    Ohne mich aufzurichten, wich ich zurück in die dunkle Ecke zwischen der Bar und der Wand, sodass ich eine Rückendeckung hatte. Ich würde ihn nicht einfach gehen lassen. Er wusste die Antworten, und Karl würde sie aus ihm herausbekommen.
    Es wäre schön gewesen, den Schützen im Alleingang festzusetzen, aber meine Chancen waren besser, wenn Karl mir half. Ich holte den Panikknopf heraus und hielt inne. Wenn ich darauf drückte, würde Karl angestürzt kommen – in einen Raum, in dem ein bewaffneter Killer wartete.
    Ich klappte mein Handy auf und begann eine SMS einzugeben. Ich hatte es bis zu
Bar, Revolvermann
geschafft, als eine Gummisohle auf dem Boden quietschte. Ich sah auf das leuchtende Display hinunter, klappte das Handy hastig zu und drückte mich rückwärts an die Wand.
    Ich war zu sichtbar. Jetzt wurde es mir klar. Ich verließ mich auf die trübe Notbeleuchtung, eine finstere Ecke und meine dunkle Kleidung. Für einen flüchtigen Blick würde das wohl reichen, aber wenn der Schütze auf der Suche nach mir um die Bar herumging, würde er mich sehen. Und um einen der beiden Ausgänge zu erreichen,
musste
er um die Bar herumgehen.
    Er tauchte in meinem Blickfeld auf. Keine sieben Meter von mir entfernt, die Waffe erhoben, bei jedem Schritt schoss sein Blick durch den Raum.
    Ich wappnete mich mit hämmerndem Herzen. Wenn er mich sah, würde ich …
    Sein Blick schwenkte in meine Richtung – und über mich hinweg. Ich stieß einen langen, zitternden Atemzug aus. Falls er jetzt eine Chaosaura verströmte, konnte ich es nicht fühlen; sie war zu schwach, um über meiner

Weitere Kostenlose Bücher