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Nacht der Füchse

Titel: Nacht der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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de­ nen immer wieder die Rede ist.«
    »Und was ist mit dir?«
    »Jesus, Frau! Ich bin neutral – sage ich dir das nicht immer wieder?« Er lächelte schelmisch, und seine grauen Augen fun­ kelten. »Wenn die Deutschen de Valera, diesen alten Bastard, in Dublin bei Laune halten wollen, müssen sie mich mit Samt­ handschuhen anfassen. Andererseits wäre es ihm vielleicht ganz lieb zu hören, dass man mich hier aufs Korn nehmen will – so wie ich ihn im Bürgerkrieg durch ganz Irland gescheucht habe.«
    Helen de Ville musste lachen. »Ich liebe dich, Sean Gallag­ her. Es gelingt dir immer wieder, mich aufzumuntern, selbst im schlimmsten Augenblick.« Sie legte dem kleinen, hageren Mann einen Arm um die Schultern und küsste ihn auf die Wange.
    »Wie ein Bruder«, sagte er. »Du liebst mich wie einen Bru­ der, das sagst du mir immer wieder – also bezwinge deine Lei­ denschaft, Frau, und konzentriere dich. Was hat er gesagt – Colonel Hugh Kelso, amerikanischer Army-Offizier, torpediert vor der Devon-Küste?«
    »Genau.«
    »Und was sollte das Gerede, die Deutschen dürften ihn auf keinen Fall erwischen?«
    »Ich weiß nicht. Er war halb weggetreten, und sein Bein sieht schlimm aus, aber als ich andeutete, er müsste ins Kran­ kenhaus, drehte er durch und sagte, dann wäre es besser, ihn gleich zu erschießen.«
    »Scheint eine vertrackte Sache zu sein«, bemerkte Gallagher und führte das Pferd zum nebelverhangenen Strand.
    Das Meer war ruhig, und es war so still, dass das Pfeifen ei­ nes deutschen Militärzuges zu hören war, der auf der anderen Seite der Bucht von St. Helier nach Millbrook fuhr.
    Hugh Kelso lag mit dem Gesicht nach unten bewusstlos im Sand. Sean Gallagher drehte ihn vorsichtig um und schaute sich das Bein an. Dann pfiff er leise durch die Zähne. »Einen Arzt braucht er, dieser Bursche. Ich lege ihn auf den Wagen, solange er noch bewusstlos ist. Du sammelst Treibholz, so viel du finden kannst, beeil dich.«
    Sie hastete fort, und Gallagher hob Kelso hoch. Dies bereite­ te ihm keine Mühe, denn er war zwar klein, aber überraschend kräftig. Kelso stöhnte, kam aber nicht zu sich, und der Ire schob ihn zwischen die Säcke im Wagen und deckte ihn mit
    dem groben Leinengewebe zu.
    Helen schleppte einen Armvoll Holz herbei.
    »Deck ihn damit zu, während ich mich um das Rettungsfloß kümmere.«
    Das Gebilde hüpfte noch im flachen Wasser herum, und Gal­ lagher watete hinüber und zerrte das Floß an Land. Er schaute hinein, nahm den Notkasten heraus und stach dann energisch mit seinem Klappmesser auf die aufgeblasene Zelle ein. Fau­ chend entwich die Luft, und er rollte das Material zusammen, brachte es zum Wagen und schob es in ein Fach unter der La­ defläche.
    Helen brachte eine zweite Ladung Holz, die sie vorsichtig verlud. »Reicht das?«
    »Ich glaube schon. Bei der Pferdekoppel halte ich kurz an, dort können wir das Boot in den alten Brunnen werfen. Komm, wir wollen los.«
    Langsam fuhren sie den Weg hinauf; Helen saß auf der Deichsel, Sean führte das Pferd. Plötzlich war von oben Ge­ lächter und Hundegebell zu hören. Der Ire blieb stehen und zündete sich in aller Ruhe eine seiner übel riechenden französi­ schen Zigaretten an. »Mach dir jetzt keine Sorgen, ich schaff das schon«, sagte er zu Helen.
    Der Schäferhund kam als Erster, ein prächtiges Tier, das nur einmal kurz bellte, ehe es Gallagher als alten Freund erkannte und ihm die Hand leckte. Gleich darauf erschienen zwei deut­ sche Soldaten in feldgrauen Uniformen, Helm auf dem Kopf, Gewehr übergehängt. »Guten Morgen, Herr General!«, riefen sie freundlich.
    »Euch auch einen guten Morgen, ihr Dummköpfe!«, rief Gallagher auf Englisch, lächelte liebenswürdig und ließ das Pferd weitergehen.
    »Sean, du bist nicht bei Verstand!«, fauchte Helen.
    »Ganz und gar nicht. Von den beiden Burschen spricht kei­ ner ein Wort Englisch. Wäre allerdings lustig gewesen, wenn
    sie bei uns noch in den Wagen geschaut hätten.«
    »Wohin mit ihm?«, wollte sie wissen. »Im Moment ist nie­ mand im Anwesen.«
    Anders wurde das große Haus nie genannt.
    »Ist denn Mrs. Vibert nicht da?«
    »Ich habe ihr heute frei gegeben. Du weißt doch, ihre Nichte hat letzte Woche ein Kind bekommen.«
    »Ungezogenes Mädchen«, sagte Gallagher. »Dabei dient ihr Mann bei den Briten und ist fern von hier. Ich wüsste zu gern, was er sagt, wenn er nach Hause kommt und einen strammen jungen mit blauen Augen und blondem Haar vorfindet –

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