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Nacht der Füchse

Titel: Nacht der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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– zurück nach Harvard und in die Abgeschiedenheit von Oxford, in die sichere Welt von Hörsä­ len und Büchern, den Dingen, die sich im Kopf abspielen.«
    »Aber dann holte der Krieg Sie wieder ein.«
    »Und Dougal Munro stieß mich in die reale Welt hinaus… und den Rest kennen Sie.«

    Später lag er im Bett, rauchte eine Zigarette und lauschte auf den Regen am Fenster. Da hörte er eine Tür klappen. Leise sagte sie im Dunkeln: »Ich bin’s nur.«
    »Ach?«, fragte Martineau.
    Sie zog den Morgenmantel aus und schob sich neben ihn ins Bett. Sie trug ein Baumwollnachthemd, und er legte automa­ tisch den Arm um sie. »Harry«, flüsterte sie. »Darf ich dir ein Geständnis machen?«
    »Ich kann dich nicht davon abhalten.«
    »Ganz bestimmt hältst du mich wie alle anderen für eine empfindliche kleine Mittelschicht-Jungfrau. Leider stimmt das nicht.«
    »Ach?«
    »Ja, ich habe, letztes Jahr im Krankenhaus einen SpitfirePiloten kennen gelernt. Er hatte ein gebrochenes Fußgelenk.«
    »Und zwischen euch erblühte die wahre Liebe?«
    »Eigentlich nicht. Eher war es ein gegenseitiges Begehren, aber er war ein netter Kerl, und ich bedaure nichts. Er wurde vor drei Monaten über dem Kanal abgeschossen.«
    Aus unerfindlichem Grund musste sie weinen, und Marti­ neau hielt sie eng umfangen und schwieg.

    8

    Am nächsten Tag, kurz nach der Mittagsstunde in Fermanville auf der Cherbourg-Halbinsel. Karl Hagan, Diensthabender Un­ teroffizier der mittleren Batterie der 15. KüstenartillerieEinheit, lehnte an einem Betongeländer und genoss im schwa­ chen Sonnenschein eine Zigarette. Plötzlich sah er einen schwarzen Mercedes heranbrausen. Da der Wagen ohne Eskor­ te kam, konnte es kein wichtiger Besuch sein – aber dann be­ merkte er den Wimpel auf dem Kotflügel. Noch war der Wagen zu weit entfernt, um Einzelheiten auszumachen, doch brauchte ein erfahrener Soldat nicht mehr zu sehen. Hagan eilte in den Einsatzraum, wo Hauptmann Reimann mit geöffnetem Uniformrock am Tisch saß und ein Buch las.
    »Es kommt jemand. Sieht nach einem hohen Tier aus. Viel­ leicht eine Überraschungsinspektion.«
    »Verstanden. Geben Sie Sirenenalarm. Die Männer sollen sich vorsichtshalber aufstellen.«
    Reimann knöpfte seinen Rock zu, legte das Koppel um und rückte seine Mütze zurecht. Als er auf den Betonvorsprung hinaustrat, hielt der Mercedes bereits unter ihm. Der Fahrer stieg aus. Ihm folgte ein Major des Heeres mit Stabsstreifen an der Hose. Dann erschien Generalfeldmarschall Erwin Rommel in einem Ledermantel, das weiße Halstuch locker verknotet, die Schutzbrille über den Mützenschirm hochgeschoben.
    Reimann erlebte den größten Schock seines Lebens. Im glei­
    chen Augenblick hörte er die Stimme von Unteroffizier Hagan, und die Batteriebesatzung eilte im Laufschritt in den Hof und nahm Aufstellung. Während Reimann noch die Treppe hinab­ eilte, nahmen die beiden Leutnants der Batterie, Scheel und Planck, bereits ihre Positionen ein.
    Reimann trat vor, erinnerte sich gerade noch rechtzeitig dar­ an, was er von Rommel gehört hatte, und streckte nicht den Arm aus, sondern legte die Hand an die Mütze. »Herr General­
    feldmarschall. Sie erweisen uns eine große Ehre.«
    Rommel klopfte sich mit der Spitze seines Marschallstabes an die Mützenkrone. »Sie heißen?«
    »Reimann, Herr Generalfeldmarschall.«
    »Major Hofer, mein Adjutant.«
    Hofer sagte: »Der Generalfeldmarschall möchte sich alles anschauen, einschließlich der Nebenstellungen. Bitte gehen Sie voraus.«
    »Zunächst inspiziere ich die Truppen, Major«, berichtigte Rommel. »Ein Heer ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied, denken Sie immer daran.«
    »Selbstverständlich, Herr Generalfeldmarschall.«
    Rommel ging an der Formation entlang und blieb hin und wieder stehen, um sich mit einem Mann zu unterhalten, der ihm irgendwie auffiel. Schließlich machte er kehrt. »Guter An­ tritt. Sehr zufrieden stellend. Dann wollen wir mal.«
    Eine Stunde lang marschierte er, geführt von Reimann, auf den Klippen von einer Stellung zur nächsten. Funkräume, Un­ terkünfte, Munitionsvorräte, sogar die Toiletten. Nichts entging seiner Aufmerksamkeit.
    »Ausgezeichnet, Reimann«, sagte er zu dem jungen Artillerie-Offizier. »Ausgezeichneter Zustand. Ich werde Ihren Feld­ bericht persönlich abzeichnen.«
    Reimann wurde schwach vor Freude. »Herr Generalfeldmar­ schall – da fehlen mir die Worte.«
    Er ließ die Ehrenformation Haltung annehmen, Rommel tippte

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