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Nacht der Füchse

Titel: Nacht der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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auf.«

    Im Garten des De-Ville-Anwesens saß Sarah auf der Mauer und schaute zur Bucht hinab. Guido lehnte zigaretterauchend neben ihr. »Sarah«, sagte er auf Englisch. »Mir ist, als müsste ich dich ganz neu kennen lernen.« Er schüttelte den Kopf. »Wer dir eingeredet hat, du könntest das leichte Mädchen spie­ len, hat mit Zitronen gehandelt. Ich wusste sofort, dass etwas mit dir nicht stimmen konnte.«
    »Und Harry? Hattest du bei ihm dasselbe Gefühl?«
    »Nein, der beunruhigt mich. Er spielt Vogel viel zu gut.«
    »Ich weiß.« Sie erschauderte. »Ich wüsste gern, wie er sich hält.«
    »Keine Sorge, der schafft es. Er wäre der Letzte, um den ich mir Gedanken machen würde. Du magst ihn?«
    »Ja«, sagte sie. »So könnte man es wohl nennen.« In diesem Augenblick kamen Helen und Gallagher über den Rasen auf die Mauer zu.
    »Was führt ihr im Schilde?«, wollte Helen wissen.
    »Nichts Besonderes«, antwortete Sarah. »Wir haben uns ge­ fragt, wie es Harry ergeht.«
    »Um den Teufel braucht man sich keine Gedanken zu ma­ chen«, sagte Gallagher. »Harry passt schon auf sich auf. Viel wichtiger ist jetzt die Entscheidung, was mit Kelso geschehen soll. Ich finde, wir sollten ihn in mein Häuschen verlegen.«
    Guido nickte. »Das wäre sinnvoll. Von dort können wir ihn viel leichter zum Hafen schaffen, sobald ich mit Savary klar bin.«
    »Glaubst du wirklich, der Plan hat eine Chance?«, wollte Sa­ rah wissen.
    »Falsche Papiere auf einen französischen Seemann«, sagte Guido. »Der General und ich, wir schaffen das schon.«
    »Wir verbinden ihm das Gesicht und sagen, er hätte nach dem Angriff auf den Konvoi lange im Wasser gelegen und Verbrennungen erlitten«, schlug Gallagher vor. »Also abge­ macht – wir verlegen Kelso heute Nacht.« Er lächelte Sarah beruhigend an und legte ihr einen Arm um die Schultern. »Glaub mir, es klappt.«

    Martineau schloss sich der Wagenkolonne an, die den Flugha­ fen verließ und auf die Straße einbog, die durch St. Peter’s führte. Rommel faszinierte ihn ebenso wie der Gedanke, einem der großartigsten Soldaten dieses Krieges so nahe zu sein, dem Kommandanten des Westwalls persönlich. Dem Mann, der sich geschworen hatte, die Alliierten schon bei der Landung an der Küste zu vernichten.
    Rommel barst vor Energie. Die Kolonne besuchte Meadow­ bank in der Gemeinde St. Lawrence, wo Pioniere und Zwangs­ arbeiter zwei Jahre lang an Tunneln gearbeitet hatten, die später als Artilleriedepots benutzt werden sollten. Im Augen­ blick wurde die Anlage zu einem Militärlazarett umgebaut.
    Anschließend besuchte man die russischen Hiwis im Vertei­
    digungssektor Nord und die Stellungen in Grève-de-Lecq, Plémont und Les Landes. Dies alles brauchte Zeit. Der Gene­ ralfeldmarschall schien in jeden Unterstand schauen, keine Stellung auslassen zu wollen.
    Er bat um einen Besuch auf dem Kriegsfriedhof von St. Bre­
    lade und besichtigte die Kirche gleich mit. Weiter unten an der Straße befand sich das Soldatenheim in einem beschlagnahm­ ten Hotel, dessen Vorderseite auf die Bucht hinausführte. Rommel bestand auf einem Besuch, ein Umstand, der die Oberschwester entzückte, zumal gerade eine Ferntrauung statt­ fand. Mit dieser Einrichtung begegnete die Nazi-Regierung der Tatsache, dass Soldaten zunehmend Schwierigkeiten hatten, auf normalem Wege zu heiraten, da sie kaum noch Heimatur­ laub erhielten. Der Bräutigam war ein stämmiger Feldwebel, eine Rotkreuzschwester vertrat seine Braut, die sich in Berlin befand.
    Als die Kolonne St. Aubin erreichte, war es Abend gewor­ den, und das Gefolge begann zu ermüden. Baum betrachtete die ihm von Necker zur Verfügung gestellte Karte, entdeckte eine Artilleriestellung auf Mont de la Rocque und bat, hinauf­ gebracht zu werden.
    Martineau, der noch immer als Letzter fuhr, folgte der Ka­ rawane die steile Bergstraße hinauf, bis zu einer engen Bie­ gung, die zum Gipfel führte. Hier standen einige Gebäude mit Flachdächern. »Eine Geschützstellung, weiter nichts, Herr Ge­ neralfeldmarschall«, versicherte Necker beim Aussteigen.
    Das Haus am Ende hieß Septembertide und besaß einen um­
    schlossenen Hof. Das Nachbargebäude trug den französischen Namen Hinguette. Ein schmaler Eingang führte in ein Gewirr von unterirdischen Bunkern und MG-Stellungen, die unter den Gärten am Berghang entlang angelegt waren. In den Häusern gab es keine Zivilisten mehr, und die Soldaten waren überwäl­ tigt vom Besuch des

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