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Nacht der Füchse

Titel: Nacht der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Gurt mit dem PPK-Halfter um, öffnete den Koffer, nahm den CarswellSchalldämpfer heraus und steckte ihn ein.
    Er kehrte in die Küche zurück. Helen schaute ihn überrascht an. »Sie gehen noch einmal fort?«
    »Es gibt Arbeit für mich.« Er wandte sich an Gallagher. »Sagen Sie Sarah, dass ich bald zurück bin.«
    Der Ire runzelte die Stirn. »Alles in Ordnung mit Ihnen? Stimmt etwas nicht?«
    »Alles bestens«, versicherte Martineau. »Bis später.« Und er verließ das Haus.
    Wieder stand der. Halbmond am Himmel, in dessen Licht er auf dem Bergkamm oberhalb der Bäume die weiße Häuserreihe ausmachen konnte. Martineau fuhr den Kübelwagen ein Stück den Berg hinauf und parkte ihn auf einem Weg, der zur Zufahrt zum Mont de la Rocque führen musste. Eine Weile blieb er hinter dem Steuer sitzen und überlegte, dann stieg er aus und verschwand zwischen den Bäumen.
    Sein Vorhaben war natürlich unsinnig. Wenn Rommel er­ schossen wurde, war die Insel eine Stunde später hermetisch abgeriegelt. Dann gab es keine Fluchtmöglichkeit mehr. Au­ ßerdem würde man wahrscheinlich Geiseln nehmen, bis der Mörder sich stellte. In anderen Ländern war man so vorgegan­ gen, warum sollte es auf Jersey anders sein? Aber trotz dieser Argumente reizte ihn der Gedanke, ließ ihm keine Ruhe mehr. Er setzte den Aufstieg fort.

    13

    Müller saß in seinem Büro im Silvertide-Hotel und versuchte noch einige Akten aufzuarbeiten. Plötzlich klopfte es, und Greiser steckte den Kopf durch den Türspalt. »Sie arbeiten spät, Herr Hauptmann.«
    »Der Generalfeldmarschall hat mich ziemlich viel Zeit geko­ stet – und beansprucht mich morgen vielleicht noch mehr«, sagte Müller. »Für die Prozesse nächste Woche muss ich noch mindestens zwölf Akten durchsehen. Das wollte ich gleich noch erledigen.« Er streckte sich und gähnte. »Aber was ma­ chen Sie noch hier?«
    »Es geht um den Anruf bei meinem Bruder in Stuttgart. Ich habe gerade mit ihm gesprochen.«
    Müller fuhr auf. »Was hatte er über Vogel zu sagen?«
    »Nun ja, im Gestapo-Hauptquartier in Berlin ist er ihm noch nicht über den Weg gelaufen. Aber er weist mich darauf hin, dass der SD in einem eigenen Gebäude am anderen Ende der Prinz-Albrecht-Straße sitzt. Die Leute dort kennt er nicht so gut, mit Ausnahme so großer Tiere wie zum Beispiel Heydrich, ehe er ermordet wurde. Als er noch in Berlin arbeitete, war es allerdings ein offenes Geheimnis, dass der Reichsführer an­ onyme Agenten wie Vogel mit besonderen Vollmachten aus­ stattete – und so weiter. Er meint, niemand weiß so recht, wer diese Leute sind.«
    »Und genau das ist der Zweck der Übung«, bemerkte Mül­ ler.
    »Er sagte noch, diese Sonderbevollmächtigten stünden unter der Leitung einer SD-Einheit, die dem Amt des Reichsführers in der Reichskanzlei zugeordnet war. Zufällig hat er dort im Stab eine gute Bekannte.«
    »Ja?«
    »Eine SS-Helferin namens Lotte Neumann. Sie war in Berlin mit ihm liiert. Sie ist Sekretärin bei einem Adjutanten des
    Reichsführers.«
    »Und er will mit ihr sprechen?«
    »Er hat für morgen früh ein Gespräch nach Berlin angemel­ det und wird sich danach so schnell wie möglich bei mir mel­ den. Zumindest erfahren wir auf diese Weise, wie wichtig Vogel ist. Sie muss etwas über ihn wissen.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Müller und nickte. »Haben Sie Willi heute Abend schon gesehen?«
    »Ja«, sagte Greiser widerwillig. »Im Club. Anschließend wollte er unbedingt in irgendeine obskure Bar in St. Helier.«
    »Er lässt sich voll laufen?«, Greiser zögerte, und Müller fuhr fort: »Los, Mann, raus mit der Sprache!«
    »Ja, Herr Hauptmann, er trinkt. Ich konnte nicht mit ihm Schritt halten. Sie wissen ja, ich mag das nicht so. Ich blieb ein Weilchen bei ihm, aber dann kam er mir weinerlich und streit­ lustig, wie es seine Art ist, und schickte mich fort. Wurde dabei ziemlich heftig.«
    »Verdammt!«, seufzte Müller. »Nun ist nichts mehr zu än­ dern. Wahrscheinlich ist er bei irgendeiner Dirne gelandet. Ge­ hen Sie schlafen. Ich brauche Sie morgen früh wieder. Zehn Uhr vor dem Septembertide.«
    »Jawohl, Herr Hauptmann.«
    Er ging, und Müller öffnete eine neue Akte.
    Zur gleichen Zeit stellte Kleist seinen Wagen auf einem Feldweg unweit von Gallaghers Häuschen ab. Er war betrun­ ken und konnte kaum noch einen vernünftigen Gedanken fas­ sen. Aus einer Schnapsflasche, die er mitgenommen hatte, trank er einen großen Schluck, steckte sie in die Tasche, stieg aus

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