Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nacht der Füchse

Titel: Nacht der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
und schwankte auf das kleine Haus zu.
    Durch einen Gardinenspalt schimmerte Licht. Heftig trat Kleist gegen die Tür, erhielt aber keine Antwort. Noch einmal trat er zu, drehte dann den Knauf und öffnete die unverschlos­ sene Tür. Mit zusammengekniffenen Augen starrte er in das Wohnzimmer. Auf dem Tisch stand eine Petroleumlampe, die Überreste eines Feuers glimmten im Kamin, doch sonst rührte sich nichts. Die Küche war ebenfalls leer.
    Er baute sich unten an der Treppe auf. »Gallagher, wo stek­ ken Sie?«
    Er bekam keine Antwort. Kleist nahm die Lampe und ging nach oben, um selbst nachzuschauen, fand aber niemanden in den beiden Schlafzimmern. Langsam kehrte er ins Erdgeschoss zurück und begab sich nicht ohne Mühe ins Wohnzimmer und stellte die Petroleumlampe auf den Tisch.
    Er drehte die Flamme aus, so dass das Zimmer bis auf das matte Glimmen im Kamin dunkel war. Dann öffnete er die Gardine, setzte sich in einen Sessel und starrte auf den Vorhof, der im Mondlicht deutlich auszumachen war. »Na schön, du Schweinehund. Irgendwann musst du ja nach Hause kommen.«
    Er zog eine Mauser aus der rechten Tasche und begann, die Waffe im Schoß haltend, zu warten.

    In Septembertide war Baum und Hofer ein überraschend gutes Abendessen vorgesetzt worden. Brathähnchen, frische JerseyKartoffeln und Salat, dazu ein ausgezeichneter, von Haupt­ mann Heider gestifteter Rotwein. Der Halbmond tauchte die St.-Aubin’s-Bucht in ein herrliches Abendlicht. Die beiden Männer gingen auf die Terrasse, um die Flasche leer zu ma­ chen. Nach einiger Zeit erschien der Gefreite, der das Essen zubereitet hatte. »Alles in Ordnung, Herr Major«, meldete er Hofer. »Die Küche ist aufgeräumt. Ich habe Kaffee und Milch bereitgestellt. Ist sonst noch etwas?«
    »Heute nicht mehr«, antwortete Hofer. »Wir frühstücken pünktlich um neun Uhr. Eier, Schinken, was immer Sie heran­ schaffen können. Sie können abtreten.«
    Der Gefreite schlug die Hacken zusammen und entfernte sich. »Was für ein Abend!«, sagte Baum.
    »Mein lieber Berger, was für ein Tag!«, antwortete Hofer. »Der erstaunlichste Tag meines Lebens.«
    »Dabei steht uns der zweite Akt noch bevor«, sagte Baum gähnend und wandte sich zum Haus. »Da wir gerade von mor­ gen sprechen – ich könnte eine Mütze Schlaf vertragen.«
    »Wegen Ihres höheren Rangs«, sagte Hofer, »nehmen Sie natürlich das große Schlafzimmer mit eigenem Badezimmer. Ich schlafe in dem kleinen Zimmer unten am Flur. Das Fenster geht nach vorn hinaus, da bekomme ich mit, was sich dort tut.«
    Die beiden Männer gingen nach oben. Baum hielt noch sein Weinglas in der Hand. »Wann stehen wir auf?«, fragte er.
    »Wenn Sie nicht schon auf den Beinen sind, wecke ich Sie um 7.30 Uhr«, antwortete Hofer.
    »Rommel würde schon um fünf Uhr aufstehen, aber man kann so eine Rolle auch übertreiben.« Baum lächelte. Er schloss die Außentür seiner Zimmerflucht und ging durch den Ankleidebereich in das eigentliche Schlafzimmer. Die Einrich­ tung war bescheiden: zwei Schränke, Ankleidetisch, Doppel­ bett. Vermutlich Eigentum der Leute, denen man das Haus weggenommen hatte. Der Gefreite hatte die Gardinen zugezo­ gen, dicker roter Samt, der bis zum Boden hinabfiel. Baum fuhr mit der Hand hindurch und berührte eine metallgefasste Tür. Er öffnete sie und trat auf den Balkon hinaus.
    Von hier oben war das Panorama noch atemberaubender; zur Rechten vermochte er bis zum Hafen von St. Aubin zu blicken. Es war sehr ruhig, aus der Ferne tönte nur Hundegebell her­ über. Die Verdunkelung von St. Helier war alles andere als komplett, hier und dort schimmerten Lichter. Das Meer lag still, eine weiße Brandungslinie zog sich am Strand hin, am mondhellen Himmel leuchteten Sterne. Eine Nacht, für die man Gott dankbar sein musste.
    Er hob das Glas. »L’Chaim«, sagte er leise, machte kehrt und ging durch den Vorhang wieder ins Haus. Die Tür ließ er offen.
    Martineau brauchte ungefähr zwanzig Minuten für den Auf­ stieg durch den Baumgürtel. Das Unterholz war stellenweise sehr dicht und ließ ihn kaum vorankommen, aber er hatte damit gerechnet. Immerhin gab es im Umfeld des Gartens keine Sta­ cheldrahtsperren; das war ihm schon am Tag aufgefallen. Er hatte keine Ahnung, was er eigentlich erreichen wollte, als er sich schließlich vorsichtig über die Betonwand rollen ließ. Stimmen waren zu hören. Er verharrte im Schatten einer Palme und erblickte Hofer und Rommel weiter oben auf der

Weitere Kostenlose Bücher