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Nacht der gefangenen Träume

Nacht der gefangenen Träume

Titel: Nacht der gefangenen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Michaelis
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sah jedenfalls so aus. Bis auf die Tatsache, dass er Brandlöcher im T-Shirt hatte.
    Er war sein Spiegelbild. Ein Double. Ein Alter Ego. Ein …
    »… Traum«, sagte Frederic zwei. »Ich bin ein Traum. Deshalb die Brandlöcher. Von der Maschine. Alle Träume, die zu nah am Motor vorbeikommen, kohlen an. Leider.«
    »Oh. Tut es weh?«
    Frederic zwei lächelte und schüttelte den Kopf. »Es ist nur das T-Shirt, wirklich.« Er sah sich vorsichtig um. Der Traumwächter war nirgendwo zu sehen. Vermutlich schlurfte er wieder oben auf dem Gerüst herum. Frederic zwei blieb dennoch nervös. »Es ist ziemlich schwierig, unkomprimiert herumzulaufen, nach all dem, was heute passiert ist. Ich werde es nicht schaffen, lange ausgerollt zu bleiben, verzeih mir. Aber es gibt etwas, das du wissen solltest.«
    »Es gibt eine Menge Dinge, die ich wissen sollte«, sagte Frederic – Frederic eins. »Beginnen wir mit der Frage: Wie kommst du hierher?«
    »Oh, das ist einfach«, sagte Frederic zwei. »Ich bin einer von Ännas Träumen. Ich bin erst seit Sonntagnacht hier.«
    »Einer von … Ännas Träumen? Sie hat von mir geträumt?«
    »Sieht ganz so aus. Weißt du über den schwarzen Schacht Bescheid? Den Schacht, von dem Bruhns gesprochen hat?«
    Frederic schüttelte den Kopf. »Ich weiß nur … dass jemand dort ist«, antwortete er und merkte, dass er flüsterte. »Jemand, der raucht, statt zu essen. Jemand, den Bruhns loswerden will. Unter anderem der Fyscher und die Ziesel. Aber gleichzeitig sind sie auch hier oben … Moment.«
    Er sah Frederic zwei an. Natürlich. Es waren überhaupt nicht der Fyscher und die Ziesel.
    »Es sind Träume von der Ziesel und vom Fyscher, richtig?«
    Frederic zwei nickte. »Du weißt vermutlich auch, welche Art von Träumen. Träume, die nicht schwerelos sind, sondern unendlich schwer. So schwer, dass sie auf den Grund jedes Schachts sinken.«
    »Albträume«, wisperte Frederic.
    Und wieder nickte sein Double.
    »Wir werden getrennt, wenn Bruhns uns aus der Maschine hier in die Halle befördert. Ich habe es miterlebt. Zuerst lenkt er die Maschine nahe an den Schacht, fährt einen Schlauch aus, tief in den Schacht hinein, und die Albträume fallen in den Keller dort unten. Die guten Träume, die schwerelosen, bleiben oben, am Ende des Schlauches. Es ist alles auf eine gemeine Art einfach. Ich habe sie heulen hören, die Albträume. Sie sind viele. Tausende. Und sie sind gefährlich. Wer von toten Katzen lebt, muss gefährlich sein, nicht wahr? Man sagt hier oben, einer von ihnen besteht darauf, mit den Möbeln und Bildern eines bestimmten Hauses gefüttert zu werden, in dessen Wänden das Unglück hängt. Verrückt. Unberechenbar. Keiner weiß, was passiert, wenn jemand die Albträume aus ihrem Schacht befreit.«
    »Das ist es, wovor Bruhns Angst hat.«
    »Ja.«
    »Aber sie sind nicht komprimiert, oder? Bruhns hat das gesagt.«
    »In diesem Fall stimmt es vermutlich. Es gibt Gerüchte. Hier, unter den guten Träumen. Es heißt, ihre Unkomprimierbarkeit wäre ihnen dort unten zum Verhängnis geworden. Sie ist genau das, was sie dort festhält. Sie könnten vielleicht aus dem Schacht klettern, wenn sie sich anstrengen würden. Aber sie passen nicht hindurch. Sobald sie durch den Schlauch nach unten kommen, werden sie wieder so groß, dass sie nicht mehr hinauskönnen.«
    »Ist der Schacht für sie der einzige Ausweg aus dem Keller?«
    Frederic zwei nickte. »Das ist es jedenfalls, was man hier so hört. Aber ich bin nicht sicher, ob es stimmt. Vielleicht muss man nur lange genug suchen, um noch einen Ausgang zu finden.« Er musterte Frederic – den echten Frederic – eingehend.
    »Wirst du es tun?«, fragte er dann.
    Frederic schüttelte verwirrt den Kopf. »Was?«
    »Sie befreien. Die Albträume befreien. Wenn du das schaffst, können sie dir helfen, uns freizulassen.«
    »Das – das ist Wahnsinn!«, wisperte Frederic. »Die Albträume befreien? Wie kann ich sicher sein, dass sie mir helfen? Sogar ein Traum von Bruhns ist dort unten! Ich habe ihn gehört, im Nebel! Du hast selbst gesagt, dass keiner weiß, was passiert, wenn man sie aus ihrem Keller lässt!«
    »Das ist richtig«, sagte Frederic zwei leise. »Aber wir haben nur noch höchstens zwei Tage. Du hast ihn gehört. Die Albträume sind unsere einzige Chance.«
    Frederic seufzte. »Ein schöner Satz. Voller Pathos, würde HD Bruhns sagen. Aber die Sache hat einen Haken. Ich sitze hier genauso fest wie ihr. Und wenn ich nicht

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