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Nacht der gefangenen Träume

Nacht der gefangenen Träume

Titel: Nacht der gefangenen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Michaelis
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Fenster in seinem Zimmer und dachte nach. Von den Wänden her leisteten ihm die vergilbten Plakate Dutzender Da-Vinci-Maschinen stumme Gesellschaft.
    Man müsste, dachte er, eine Maschine erfinden, die auf Knopfdruck bewirkte, dass Hendrik die Frau mit dem Weltenlächeln heraufbat. Dass HD Bruhns auf eine Kastanie kletterte und sich nie mehr heruntertraute. Dass Änna auf einem Schwebebalken Handstand machen konnte. Dass der Panther sich zwischen den Käfigstäben der Worte hindurchquetschte. Aber selbst wenn es Frederic gelang, zu studieren und Erfinder zu werden – eine solche Maschine würde er niemals erfinden können. Eine Maschine, die den Tag machte, an dem alle glücklich waren. So eine Maschine hätte nicht einmal Da Vinci erfinden können. Er seufzte (er seufzte zu oft) und ging in den Keller hinunter, um ein Glas saure Gurken heraufzuholen, die manchmal gegen das Seufzen helfen.
    Und da –
    Später dachte er: Wenn er nicht am Fenster gestanden und nachgedacht hätte, wenn er nicht geseufzt hätte, wenn er nicht in den Keller gegangen wäre – nichts von all dem, was geschah, wäre geschehen. Keine unmögliche, unglaubliche, unheimliche Geschichte hätte an einem Montag im Herbst ihren Anfang genommen.
    Aber er ging in den Keller hinunter.
    Der Keller wurde durch hölzerne Gitter in drei Parzellen unterteilt, eine für jede Wohnung. Beinahe glaubte Frederic, dazwischen den Schatten eines Panthers umherstreifen zu sehen, doch das war selbstverständlich Einbildung.
    Frederic schloss die Tür zur Wohnung-im-ersten-Stock-Parzelle auf, kramte zwischen Apfelsaftpackungen und Weinflaschen, Klopapierrollen und Marmeladengläsern und fand die sauren Gurken. Die Leuchtstoffröhre an der kahlen Betondecke flackerte und wurde ein Stück dunkler. Frederic schloss die Tür wieder ab und wollte sich umdrehen, um zurückzugehen, da erlosch die Lampe.
    Und jemand sagte im Dunkeln: »Hey! Junger Herr. Oh, Shit. Könntest du – aah – verflucht. Könntest du mir helfen? Ich stecke in einer deiner Erfindungen fest.«
    Frederic krallte seine Hände um das Gurkenglas. Er zählte bis drei und atmete tief durch. »Was ist passiert?«, fragte er dann. Die Stimme in der Dunkelheit befand sich auf Kniehöhe und sie klang etwas rauchig. Sie kam ihm bekannt vor.
    »Es ist die – au – verdammte Scheiße! Die Falle. Fuck.«
    Der dort in der Dunkelheit hatte wohl noch nie etwas davon gehört, dass man in Kinderbüchern keine nicht jugendfreien Flüche verwenden darf.
    Frederic tastete sich bis zur Flurtür vor, öffnete sie … eine schmale Scheibe Licht fiel in den Keller. Und da sah er sie. Sie kauerte ganz hinten in dem schlauchförmigen Gang, von dem die drei Holzgittertüren abgingen, kauerte auf dem Boden: eine kleine, magere dunkle Gestalt.
    Er kannte sie. Es war die alte Dame aus dem zweiten Stock. Bisher hatte er nicht viel mehr als drei Worte mit ihr gewechselt. Manchmal hörte man ihre flinken Füße die Stufen hinauf- oder hinabhuschen – erstaunlich für ihr Alter. Sie musste mindestens neunzig sein. Die Falten in ihrem Gesicht glichen den Kratern eines Planeten und ihre hageren Hände waren fleckig vom Alter wie die abblätternde Hauswand.
    Was tat sie da auf dem Boden?
    Frederic kniete sich neben sie, während sie leise weiterfluchte. Dann begriff er.
    Ihre rechte Hand hatte sich im scharfen Maul seiner Rattenfalle verfangen. Am Handgelenk der alten Dame war ein winziger Tropfen Blut ausgetreten, der im halbherzigen Flurlicht glänzte wie ein feuchter Kieselstein.
    »Oje, das – das tut mir leid«, murmelte Frederic und bog mit beiden Händen die Kanten der Metallkiste auseinander, aus der die Falle bestand.
    »Shit, das will ich hoffen«, knurrte die alte Dame und zog ihre Hand aus dem Eisen. »Was hattest du mit den Ratten vor?«
    »Ich – ich weiß nicht. Ich wollte sehen, ob es funktioniert. Ich hatte einen Zeitungsartikel darüber gelesen, dass Ratten gerne komplizierte Dinge lernen. Also habe ich eine Falle erfunden, bei der die Ratten erst mehrere Knöpfe drücken müssen, um sich darin zu verfangen.«
    Die alte Dame leckte das Blut von ihrem Handgelenk und musterte Frederic.
    »Wirf sie weg«, sagte sie dann.
    Frederic hob die Falle auf und nickte. »Sie ist ohnehin kaputt, glaube ich.«
    Da nickte die alte Dame ebenfalls, langsam und bedächtig. Und dann griff sie tief in die Taschen der Arbeiterhose, die sie trug, und holte einen winzigen Gegenstand hervor. Sie hielt ihn Frederic

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