Nacht der Geister
wir weiter.«
Innerhalb einer knappen Meile stießen wir auf zwei weitere Räume, die mit Gerümpel vollgestellt waren. Und wir hatten noch vierzehn Meilen Tunnel vor uns. Mist. Kein Wunder, dass Dantalian sich nicht erinnern konnte, wo er sein Amulett gelassen hatte.
All diese Räume waren voller Einrichtungsgegenstände. Die Nixe wusste, dass wir hinter ihr her waren; sie musste einfach durch die Zimmer gerannt sein und sich nach einem guten Aufbewahrungsort für ein Amulett umgesehen haben. Aber wenn man ein Schmuckstück verstecken will, ist es besser, es in einem Raum voller anderer Schätze zu lassen? Oder es einfach in eine Schreibtischschublade zu werfen?
Als ich dies Trsiel gegenüber erwähnte, stimmte er zu, dass das Amulett in einem der mit Möbel vollgestellten Räume sein konnte. Wir beschlossen, dass er weiter der Nixe folgen und ich zurückbleiben würde, um das Amulett zu suchen.
Dantalian hatte gesagt, er habe das Amulett in eine Schublade gelegt. Das war immerhin ein Anfang.
So dicht, wie das Zeug beisammenstand, konnten manche Schubladen gar nicht herausgezogen werden, und andere waren von aufgequollenem Holz oder verrosteten Schlössern blockiert. Ich zog an jeder, die ich sah, aber wenn sie sich nicht regte, benutzte ich meine AspicioSehkraft und warf einen Blick ins Innere.
Mit Hilfe meines Röntgenblicks und meiner Lichtkugel hatte ich den ersten Raum in etwa zehn Minuten abgesucht, ohne etwas anderes zu finden als Reste von zerknittertem Papier.
Ich war im vierten Raum, als ich endlich in eine verklemmte Schublade spähte und ein silbernes Glitzern entdeckte. Nicht mehr als das der Winkel war ungünstig, aber es sah aus wie ein Stück Kette. Ich zog am Griff, aber er rührte sich nicht. Ich stemmte beide Füße gegen die Vorderseite der Kommode und zerrte, so kräftig ich konnte . . . und landete auf dem Hintern, den abgerissenen Griff in der Hand.
»Himmeldonnerwetter«, murmelte ich.
Ich sah mich um, kroch über die Teile eines Bettkastens und zog eine metallene Aufhängestange aus einem Wandbehang.
Ich stieß das schmalere Ende der Stange in die Spalte über der Schublade. Es war etwas zu dick, aber mit ein bisschen Anstrengung konnte ich es festkeilen. Dann packte ich die Stange mit beiden Händen dicht an der Kommode und riss sie nach unten. Holz splitterte. Ich stolperte nach vorn, stützte mich eben noch rechtzeitig an der Kommode ab und sah, dass die Schublade selbst noch an Ort und Stelle war aber ihre Vorderseite war herausgebrochen.
»Reicht auch«, murmelte ich.
Ich griff in die Öffnung hinein. Meine Finger schlossen sich um Metall. Ich zog es heraus . . . und hatte eine gewöhnliche, silberne Kette in der Hand.
»Verdammt noch mal!« Ich schleuderte die Kette quer durch den Raum. »Die ganze Mühe . . . «
Ich wollte mich schon auf dem Absatz umdrehen und den Raum verlassen, aber ich hielt noch einmal inne. Langsam.
Vergewissere dich. Ich drehte mich wieder zu der Kommode um, ging in die Hocke und spähte in die Dunkelheit der aufgebrochenen Schublade. Leer. Nein vergewissere dich wirklich.
Ich winkte die Lichtkugel tiefer. Bei der Bewegung blinkte etwas ganz hinten in der Schublade. Ich griff hinein. Meine Finger fanden die Kante einer Scheibe, die sich dort verkeilt hatte. Ich fuhr mit dem Zeigefinger an einem Halbrund aus kühlem Metall entlang. Der Rest steckte in der Spalte zwischen der Rückwand und dem Boden der Schublade.
Ich widerstand der Versuchung, die Schublade einfach in Stücke zu schlagen, und arbeitete das Ding vorsichtig heraus.
Plötzlich löste es sich. Ich schloss die Hand darum, zog daran und hoffte, dass es nicht irgendeine wertlose alte Münze war
sonst würde ich nämlich losschreien, und zwar laut genug, dass sowohl Trsiel als auch die Nixe angerannt kämen.
Ich stand auf und öffnete langsam die Hand. Auf meiner Handfläche lag etwas, das genau wie eine wertlose alte Münze aussah, eine silberne Metallscheibe mit einer Schrift am Rand.
Aber ich brauchte die Schrift nicht einmal zu lesen, um zu wissen, dass es das Amulett war. Ich konnte die Kraft spüren, die an meiner Haut pulsierte.
Die Macht der Transmigration. Die Macht, ein lebendes Wesen zu bewohnen, einen Körper in Besitz zu nehmen und zu kontrollieren, nach eigenem Willen in der Welt der Lebenden zu handeln. Dies war es, wonach ich gesucht hatte. Ich war eine Halbdämonin. Ich konnte dieses Amulett verwenden. Ich konnte meine Tochter sehen, mit ihr zusammen sein, mit ihr
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