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Nacht der Geister

Nacht der Geister

Titel: Nacht der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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redete. Ich versuchte zuzuhören, aber ich konnte nur den hypnotischen Klang seiner Stimme ausmachen er sprach in seinem natürlichen Tonfall.
    »Besser?«, flüsterte er.
    »Mhm. Wird gerade besser.«
    Leises Lachen. »Dann mache ich weiter.« Seine Stimme wurde sachlich. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr es «
    »Schon okay.«
    Ich streckte mich, hob den Kopf und sah mich um. Ich lag auf einem Sofa. Er hatte sich einen Sessel daneben gezogen.
    Beides waren wuchtige Stücke, postmodern, viel bequemer, als sie aussahen. Zwei weitere Sessel flankierten einen Kamin, und zwei standen an einem Fenster, das auf eine Stadtlandschaft hinaussah. Die Wände waren mit Museumsplakaten geschmückt.
    Die gesamte gegenüberliegende Wand wurde von einem Bü
    cherregal eingenommen, das bis an die Grenze des Möglichen vollgestopft war. Die Bücher waren in jede Spalte geschoben, und weitere Bücher stapelten sich auf dem Fußboden davor.
    Rechts von mir sah ich einen niedrigen, mit Zeitschriften bedeckten Tisch.
    »Dein Zimmer?«, fragte ich.
    Er nickte. »Sieht nicht so aus wie die anderen Engelsquartiere, stimmt’s?«
    Ich griff nach einer Ausgabe von Entertainment Weekly.
    »Nicht ganz.«
    Ich sah, dass sein Gesicht heiß wurde.
    »Ich ziehe dich auf«, sagte ich. »Dein Quartier finde ich viel angenehmer. Dieses andere? Es war irgendwie gespenstisch.«
    Er lachte leise auf. Ich sah mir den Zeitschriftenstoß an.
    Manche Magazine kannte ich, Time und National Geographic zum Beispiel. Bei anderen war ich mir nicht einmal sicher, in welcher Sprache sie geschrieben waren.
    »Ich nehme an, dies hier beantwortet die Frage«, sagte er mit einer Handbewegung, die den ganzen Raum umfasste. »Obwohl ich sicher bin, du wusstest es schon.«
    »Hm?«
    »Was Dantalian gemeint hat. Diese . . . Anspielungen. Du hast gesagt, du wüsstest nicht, was er meint, aber ich weiß, dass du es weißt.«
    Ich ließ mich auf den Rücken fallen und sah zu ihm hoch.
    »Dass du zum Teil Mensch bist. Oder dass er es jedenfalls behauptet.«
    »Er hat recht. Was du ebenfalls weißt.« Er hob eine meiner Haarsträhnen vom Polster und ließ sie durch die Finger gleiten bis ans Ende, den Blick darauf gerichtet, während er fortfuhr:
    »Ich habe dir erzählt, dass ich zu der letzten Gruppe der Reinblütigen gehöre. Der Schöpfer er hat gesehen, dass es bei den Älteren, den Engeln der ersten und sogar der zweiten Generation, Probleme gab. Sie konnten nicht mithalten. Sie sollten nach Jahrtausenden, in denen sie über Jäger und Sammler gewacht hatten, eine Welt betreuen, die sich mit jedem Lidschlag zu verändern schien. Als wir die letzte Gruppe geschaffen wurden, lehrte man uns, uns mit der Menschenwelt vertraut zu machen. Wir lernten, ihre Traditionen, ihre Sprache, sogar ihre Moden zu verfolgen, damit wir diejenigen, denen wir dienen, besser verstehen können.«
    »Dann ist das also die Erklärung? Die Ausbildung, meine ich. Nicht, dass du zum Teil ein Mensch bist.«
    Er schüttelte den Kopf. »Das ist die Begründung, nicht der Grund. Wir wissen es alle. Ein paar von den Älteren versuchen, mehr wie wir zu werden, und ein paar von uns Jüngeren versuchen, mehr wie sie zu werden, aber es funktioniert nicht. Die Unterschiede liegen tiefer.«
    »Du glaubst also, der Schöpfer hat euch menschliches Blut gegeben? Um euch menschlicher zu machen?«
    Trsiel ließ die Haarsträhne aus den Fingern gleiten und nickte. »Und als Dantalian es zur Sprache gebracht hat, habe ich meine eigene Reaktion gesehen und mich dafür gehasst für das, was du gedacht haben musst.«
    »Ich habe «
    »Was für ein Heuchler, nicht wahr? In einem Moment erzähle ich dir, ich wüsste nicht, was an Menschen falsch sein sollte, und im nächsten werde ich wütend, weil irgendein Dämon mir unterstellt, menschliches Blut zu haben.« Er schüttelte den Kopf; seine Augen flammten. »Was für ein elendes «
    Ich stemmte mich hoch. »Ich halte dich nicht für einen Heuchler, Trsiel. Ich habe gesehen, wie diese anderen Engel dich behandeln. Das ist das Problem, stimmt’s? Nicht das menschliche Blut, sondern ihre Reaktionen darauf.«
    »Es ist mir wichtig, wozu es mich in ihren Augen macht.
    Und ich weiß, es sollte nicht «
    Ich fing seinen Blick auf. »Es ist okay, mir brauchst du das nicht zu erklären.« Ich lächelte. »Ich bin eine Hexe, erinnerst du dich? Ich weiß genau, wie es ist, als Bürger zweiter Klasse behandelt zu werden.«
    Ich setzte mich auf. »Aber ganz abgesehen von der

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