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Nacht der Geister

Nacht der Geister

Titel: Nacht der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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betete ihn an. Und nach der zehennagelkrümmenden Vorstellung zu urteilen, die ich da gerade mitbekam, war sie nicht die Einzige.
    »Also, äh, okay, ich wollte eigentlich mit Elena sprechen«, bekam Jaime schließlich heraus. »Ist sie da?«
    Kurze Pause.
    »Oh, hmm, ja, ich habe ihre Handynummer, natürlich kann ich sie « Nervöses Auflachen. »Wenn sie mit Clayton unterwegs ist, kann es warten. Sollte es wohl besser. Nicht, dass er naja, du weißt schon «

    Eine Pause. Ein hohes Lachen.
    Jaime schloss die Augen; ihre Lippen formten eine unhörbare Obszönität. Es gibt nur eins, das noch schlimmer ist, als sich aufzuführen wie ein Idiot es zu merken und nichts dagegen tun zu können.
    »Also störe ich sie lieber nicht, wenn ich mir seinen guten Willen erhalten will na ja, immer vorausgesetzt, den habe ich, natürlich kann man das nie sagen bei ihm « Sie holte tief Luft, kniff die Augen zusammen und schüttelte sich. »Jedenfalls, ich lasse dich in Frieden und rufe Elena später an. Ich wollte sie einfach bitten, etwas in Newswire nachzusehen «
    Pause.
    »Nein, schon älter. Na ja, neuer älter. Morde. Nicht die Sorte Nachrichten, die du liest «
    Wieder eine Pause. Wieder ein Lachen, bei dem sich mir das Rückgrat krümmte.
    »Oh, natürlich. Also genau das, was du liest. Schon um ein Auge auf diese brutalen wölfischen Morde zu haben äh, nicht, dass Werwölfe brutal oder, äh « Ein tiefer Atemzug. »Ich beschreib’s dir kurz.«
    Zehn Minuten später hatte Jaime ein mit Fällen beschriebenes Blatt einige komplett mitsamt der Namen, die meisten mit Schauplätzen oder zusätzlichen Details, die das weitere Recherchieren sehr einfach machen würden.
    »Wow«, sagte sie. »Du bist unglaublich ich meine, dein Gedächtnis ist nicht, dass du selbst nicht Oh, da ist jemand an der Tür. Danke für die Unterstützung. Ich weiß es zu schätzen.
    Weiß es wirklich, wirklich «
    Sie zuckte zusammen, und ich sah, wie sie sich buchstäblich auf die Zunge biss. Sie brachte das Gespräch hastig zu Ende; dann sackte sie nach vorn und murmelte etwas vor sich hin.
    »Du solltest ihn wirklich fragen, ob ihr nicht irgendwas zusammen unternehmen wollt«, sagte ich.
    Sie schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Kommt nicht in Frage.«
    »Erzähl mir jetzt bitte nicht, dass du glaubst, der Mann sollte den ersten Schritt tun. Das wäre dermaßen «
    »Glaub mir, ich habe kein Problem damit, die Initiative zu ergreifen. Es ist nur, er Jeremy ist einfach nicht der Typ, zu dem man hingeht und sagt: ›Hey, gehen wir doch irgendwo ein Bier trinken.‹ «
    »Du könntest es versuchen.«
    Sie musste es erwogen haben, nach dem entsetzten Blick zu urteilen, den ich in ihren Augen sah. Sie griff nach oben, zog sich die Spange aus dem Haar und drehte die Haare um ihre Hand, während sie zum Spiegel ging. Nichts ist schmerzlicher als eine Schwärmerei. Ich erinnere mich an meine letzte. Greg Madison. Tiefe Grübchen und ein Lachen, das mein Herz zum Flattern brachte. Himmeldonnerwetter, das hatte weh getan.
    Natürlich war ich damals vierzehn gewesen und nicht vierzig.
    Aber ich nehme an, Vernarrtheit ist Vernarrtheit, egal in welchem Alter, und vielleicht ist es noch schlimmer, wenn man alt genug ist, um die Symptome zu erkennen, sich der eigenen Reaktionen zu schämen und trotzdem nicht in der Lage zu sein, etwas dagegen zu tun.

    13
    J aimes Fahrer saß unten im Auto und wartete auf sie.Mein erster Gedanke war: »Wow, sie hat einen Chauffeur.« Aber als wir hinter der schallgedämpften, getönten Scheibe auf dem Rücksitz saßen, versicherte sie mir, dass der Fahrer von ihrer Produktionsgesellschaft bezahlt wurde und nur zu dem Zweck geschickt worden war, sie zu ihrer Show zu fahren. Jaime selbst besaß kein Auto, aber Milwaukee lag keine zwei Stunden Fahrt von Chicago entfernt, es wäre also sinnlos gewesen zu fliegen. Der Chauffeur war sozusagen ein Bonus und gehörte zu dem Luxus, der einem geboten wird, wenn man fast berühmt ist.
    Wir verbrachten den Nachmittag in der Businesslounge des Hotels. Leute kamen und gingen, blieben gerade lange genug, um ihre EMails abzurufen oder ein Fax zu schicken. Einer dagegen hielt sich länger in der Lounge auf, ein Typ Anfang dreißig, der wohl erwartete, sein teurer Anzug und das Hotel, das ihm seine Firma bezahlte, würden Jaime beeindrucken. Als die verstohlenen Blicke von ihr ausblieben, ging er zu einer modernen Version des Hereinschleppens von frisch erlegtem Wild über er versuchte ihre

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