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Nacht der Hexen

Titel: Nacht der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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erreicht, dass es funktionierte, und mir dann etwas anderes vorgenommen. Ich nahm ein anderes Grimorium vom Regal und blätterte, bis ich sie gefunden hatte: »Niederrangige Windbeschwörungs-Formel: elementar, Wind, Klasse 1.«
    Dies waren die sekundären Grimorien. Jetzt wusste ich auch, warum ich in der Lage gewesen war, vier Tertiärformeln zu meistern: weil ich die Sekundärformeln bereits aus diesen Büchern gelernt hatte.
    Es klingelte an der Tür. Margaret fuhr zusammen wie eine verschreckte Katze.
    »Das ist Savannah«, sagte ich.
    Ich zerrte alle vier Grimorien vom Regal, stopfte sie zu den anderen in die Tasche und ging zur Treppe.
    »Die kannst du nicht mitnehmen!«, rief Margaret hinter mir her.
    Ich stürzte die Treppe hinunter und öffnete die Hintertür.
    »Lucas sagt, wir müssen los«, sagte Savannah. »Es wird sonst zu spät.«
    »Ich bin hier fertig. Ich hole nur noch meine Schuhe.« Dabei fiel mir der zweite Grund für unseren Besuch wieder ein, und ich drehte mich zu Margaret um. »Dürfen wir dein Auto leihen? Bloß heute Abend? Bitte?«
    »Ich glaube nicht –«
    »Ich bin auch vorsichtig. Ich werde es voll tanken, waschen, alles. Bitte, Margaret.«
    »Savannah?« Sie bemerkte ihre Nichte zum ersten Mal. »Hast du sie allein da draußen gelassen, Paige? Was hast du dir eigentlich gedacht?«
    »Ich hab sie nicht allein gelassen. Weißt du, ich muss mir wirklich dein Auto leihen.«
    »Wer –« Sie sah ins Freie und entdeckte Cortez’ Gestalt im Garten. Sie schlug die Tür zu. »Das ist – du – du hast meine Nichte mit einem Magier allein gelassen?«
    »Merkwürdigerweise habe ich im Moment Schwierigkeiten dabei, Babysitter zu finden.«
    »Lucas ist okay, Tante Margaret«, sagte Savannah. »Dürfen wir uns dein Auto leihen? Ich brauche Zeug für meine erste –«
    »Savannah hat gerade ihre Periode bekommen«, unterbrach ich. »Und ich habe keine Zutaten mehr für Tee gegen Monatsschmerzen, und sie hat üble Krämpfe.«
    Savannah zog eine schmerzerfüllte Grimasse.
    »Oh ja. Ich verstehe.« Margarets Stimme wurde weicher.
    »Das ist dein erstes Mal, oder, Liebes?«
    Savannah nickte und schlug die Augen eines waidwunden Rehs zu ihrer Großtante auf. »Es tut furchtbar weh.«
    »Ja nun … ich nehme an, wenn ihr mein Auto braucht …«
    »Bitte«, sagte ich.
    Margaret holte die Schlüssel und gab sie mir. »Sei vorsichtig auf dem Parkplatz, mir hat jemand erst letzte Woche die Tür zerbeult.«
    Ich bedankte mich und schob Savannah zur Tür, bevor Margaret es sich anders überlegen konnte.

    Nächste Station: Salem, Massachusetts – das weltberühmte Zentrum der amerikanischen Hexenverfolgungen.
    Man kann über die wirklichen Ursachen des Hexenwahns, der Salem im Jahr 1692 heimsuchte, unterschiedlicher Meinung sein. Es gibt viele Theorien. Ich habe vor kurzem sogar etwas darüber gelesen, dass die ganze Hysterie auf irgendeine Krankheit der Roggenpflanzen zurückging, einen Schimmel oder etwas Derartiges, der die Leute in die Raserei trieb. Was man mit Sicherheit weiß, ist, dass das Leben im puritanischen Neuengland für heranwachsende Mädchen nicht gerade unterhaltsam war. Während der harten neuenglischen Winter war es sogar noch schlimmer als üblich. Die Mädchen waren ans Haus und an die Hausarbeit gebunden, und die puritanische Gesetzgebung verbot ihnen, zu tanzen, zu singen, Karten zu spielen und so gut wie jede andere Form der Unterhaltung.
    Als wir nach Salem hineinfuhren, stellte ich mir Savannah in dieser Gesellschaft vor. Kontrolliert, unterdrückt und eingeschränkt. Zu Tränen gelangweilt. War es so überraschend, dass die Mädchen sich nach Ablenkung umsahen? Vielleicht nach einer Möglichkeit, etwas Unfug zu machen? Im Winterdes Jahres 1692 fanden die Mädchen von Salem genau das in Gestalt einer alten Frau, einer Sklavin namens Tituba.
    Tituba gehörte dem Reverend Samuel Parris und war das Kindermädchen seiner Tochter Betty, die sie allem Anschein nach vergötterte. Um sie während der langen Wintermonate zu unterhalten, zeigte Tituba Betty und deren Freundinnen ein paar Zaubertricks, wahrscheinlich einfache Taschenspielereien, die sie in Barbados gelernt hatte. Im Lauf des Winters verbreitete sich die Nachricht von dieser neuen Unterhaltung unter den Mädchen des Ortes, und eine nach der anderen fand einen Grund, um im Pfarrhaus vorbeizuschauen.
    Im Januar wurde Betty, die Jüngste der Gruppe, krank; vielleicht lastete all das Gerede von Magie und Hexerei auf ihrem

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