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Nacht der Hexen

Titel: Nacht der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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puritanischen Gewissen. Bald steckten sich auch andere Mädchen mit dem »Fieber« an. Reverend Parris und andere bestanden darauf, dass die Mädchen ihre Quälgeister beim Namen nannten. Betty nannte Tituba, und Ende Februar wurde die alte Sklavin unter dem Vorwurf der Hexerei festgenommen.
    Und damit begann es. Bald waren die Mädchen süchtig nach all der Aufmerksamkeit. Sie waren nicht länger an den heimischen Herd gefesselt; sie wurden Berühmtheiten. Aber die einzige Möglichkeit, die wenigen Minuten im Rampenlicht zu verlängern, war es, den Einsatz zu erhöhen, sich wilder zu gebärden, noch besessener zu spielen. Mehr Hexen zu nennen. Also taten sie es. Bald fiel ihnen jede Frau zum Opfer, die die Mädchen aus irgendeinem Grund nicht mochten.
    Vier Zirkelhexen starben. Warum? Die Hexenjagden nahmen sich oft Leute zum Ziel, die von den üblichen sozialen Normen abwichen, vor allem Frauen, die sich nicht vollständig nach den geltenden Vorstellungen von angemessenem weiblichemVerhalten richteten. Dies ist eine Beschreibung, die auf viele Zirkelhexen zutraf. Sie waren selbstbewusst und unabhängig und lebten oft ohne Ehemann – was nicht notwendigerweise hieß, dass sie enthaltsam lebten –, ein Lebensstil, der im puritanischen Neuengland nicht unbedingt gern gesehen wurde. Und es war ihr Lebensstil und nicht etwa die Hexerei, der diese Hexen an den Galgen brachte.
    Ich habe irgendwann versucht, dies dem Zirkel zu erklären. Und die Reaktion? Meine Mitschwestern waren voll und ganz meiner Meinung und teilten mir mit, wenn diese Frauen genug Verstand gehabt hätten, den Kopf einzuziehen und sich anzupassen, dann hätten sie nicht sterben müssen. Und ich wäre am liebsten mit dem Kopf gegen die Wand gerannt. Heute sind die Salemer Hexenjagden eine Touristenattraktion. Mir persönlich wird mulmig davon, aber die Tatsache hat auch ihre Vorteile – es gibt viele praktizierende Wiccanerinnen in der Umgebung, und Salem hat mehrere New-Age-Läden, in denen man Dinge bekommt, die ich anderswo nur mit Mühe finden könnte.
    Das touristisch interessante Salem hatte um die Abendessenszeit zum größten Teil geschlossen, aber der Laden, den ich im Auge hatte, war offen bis neun. In den Straßen war es ruhig, und wir fanden mühelos einen Parkplatz. Dann gingen wir zu Fuß ins Stadtzentrum, ein paar baumgesäumte Straßen, die als Fußgängerzone ausgezeichnet waren. Es dauerte keine zwanzig Minuten, bis ich die Dinge beisammen hatte, die ich brauchte; dann saßen wir wieder in Margarets Auto und fuhren Richtung Highway.
    »Wir müssen noch zwei Stunden rumkriegen«, sagte ich, als ich wieder auf die A1 einbog. »Vorschläge? Den Wacholder können wir erst nach Mitternacht holen.«
    »Wofür brauchen wir denn Wacholder?«, erkundigte sich Savannah.
    »Der schützt uns vor Störungen durch böse Geister.«
    »Oh, okay. Und wann holen wir dann die Graberde? Die muss nämlich genau
um
Mitternacht eingesammelt werden.«
    »Vielleicht finden wir auf dem Friedhof einen Wacholderbaum«, sagte Cortez.
    »Welcher Friedhof?«, fragte ich. »In der Zeremonie steht nichts von einem Friedhof, Savannah. Wir haben alles, was wir brauchen, außer dem Wacholder.«
    »Hey, Moment. Wir brauchen Graberde.«
    »Savannah, ich kenne die Zeremonie. Ich habe sie selbst durchgemacht, und ich habe gestern Abend noch mal die Notizen meiner Mutter durchgelesen.«
    »Yeah? Also,
meine
Mutter hat mir alles über die Zeremonie erzählt, und ich weiß, dass ich Graberde brauche.«
    »Du brauchst Erde. Ganz gewöhnliche Erde, die man jederzeit überall einsammeln kann.«
    »Nein, ich brauche –«
    »Darf ich einen Vorschlag machen?«, schaltete sich Cortez ein. »Schon um spätere Unstimmigkeiten zu vermeiden, würde ich dringend dazu raten, dass ihr eure jeweiligen Vorstellungen von der Zeremonie abklärt.«
    »Hä?«, sagte Savannah.
    »Vergleichen, was ihr gehört habt«, sagte er. »Da vorn kommt ein Parkplatz. Fahr drauf, Paige. Wie du gesagt hast – wir haben ja Zeit.«
    »Das gehört nicht zur Zeremonie«, sagte ich, während ich zwischen zwei Bäumen auf und ab ging und Savannah zuhörte. »Absolut nicht. Vollkommen unmöglich.«
    »Warum? Weil der Zirkel das sagt? Das ist aber das, von dem meine Mutter gesagt hat, dass ich’s machen soll, Paige.«
    »Aber es ist nicht die richtige Zeremonie!«
    Cortez räusperte sich. »Darf ich noch eine Anregung geben? Vielleicht sollten wir die Möglichkeit in Erwägung ziehen, dass dies eine Variation

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