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Nacht der Hexen

Titel: Nacht der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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hab’s satt, dir zuzuhören. Du glaubst, meine Mutter war böse, weil sie schwarze Magie getrieben hat? Das hat sie nicht böse gemacht, bloß intelligent. Sie hatte wenigstens die Courage, aus dem Zirkel auszutreten, statt weiter da rumzuhängen und dämliche kleine Babyformeln zu lernen und sich für die Königin der Hexen zu halten.«
    Ich trat zurück, rammte den Tisch zum zweiten Mal und landete hart auf der Bank. Cortez kam mit schnellen Schritten aus dem Wald zurück, wo er inzwischen die Hand of Glory vergraben hatte. Ich schüttelte den Kopf, um ihn wissen zu lassen, dass er im Hintergrund bleiben sollte, aber Savannah schob sich in mein Blickfeld und baute sich vor mir auf.
    »Weißt du was?«, sagte sie. »Ich weiß, warum du die Zeremonie nicht für mich durchführen willst. Weil du neidisch bist. Weil deine Mutter dich diese nutzlose Zirkelzeremonie hat durchmachen lassen, und jetzt ist es zu spät, jetzt ist es vorbei. Du kannst nicht mehr zurück und es noch mal machen. Du kannst nicht mehr mächtiger werden. Also hältst du mich jetzt klein, weil deine Mutter dich nicht –«
    »Es reicht«, sagte Cortez, während er Savannah fortschob.
    »Das reicht jetzt, Savannah.«
    Sie fuhr auf ihn los. »Halt dich da raus, Magier.«
    »Du
hältst dich raus, Savannah«, antwortete er. »Jetzt.«
    Savannahs Gesicht wurde schlaff, als sei der ganze Ärger mit einem Mal verflogen.
    »Geh zurück zu den Schaukeln und reg dich ab, Savannah«, sagte er.
    Sie gehorchte mit einem einzigen, winzigen Nicken.
    »Lass sie«, flüsterte Cortez, als ich Anstalten zum Aufstehen machte. »Sie fängt sich schon wieder. Und du hast eine Entscheidung zu treffen.«
    Und damit setzte er sich neben mich und sagte kein Wort mehr, während ich die Entscheidung traf.
    Würde ich Savannah dazu zwingen, sich mit weniger als ihrem vollen Potenzial zufrieden zu geben? Wenn die Wahl einmal getroffen ist, kann man sie nicht mehr rückgängig machen. Eine Hexe hat genau eine Nacht, um über ihr Schicksal zu entscheiden. Melodramatisch, aber wahr.
    War ich neidisch auf Savannah, weil sie immer noch die Möglichkeit hatte, eine mächtigere Hexe zu werden? Nein. Der Gedanke war mir nicht einmal gekommen, bevor sie ihn geäußert hatte. Jetzt allerdings, nachdem er einmal ausgesprochen war, gab er mir zu denken. Für mich war die Gelegenheit vorbei. Wenn diese andere Zeremonie eine Hexe wirklich stärker machte, wie Eve behauptet hatte – ja, dann ging es mir nach, dass ich selbst diese Möglichkeit verpasst hatte. Hätte man mich vor die Wahl gestellt, ich hätte fraglos die stärkere Zeremonie gewählt. Auch ohne zu wissen, ob es funktionieren würde, auch ohne zu wissen, wie viel Macht sie mir geben würde – ich hätte die Gelegenheit ergriffen.
    Aber traute ich Savannah zu, mit dieser Kraft umzugehen? Geben Sie mir die Fähigkeit zu töten, und Sie brauchen sich nie wieder Sorgen zu machen, ich könnte irgendeinen Trottel ersticken lassen, der auf dem Highway direkt vor mir in die Spur prescht; zu wissen, dass ich es kann, würde mir vollkommen reichen. Aber Savannah war anders. Sie setzte ihreKräfte schon jetzt bei der geringsten Provokation ein. Als wir gestern diesen paranormalen Ermittler in unserem Haus angetroffen hatten, hatte Savannah ihn gegen die Wand geschleudert. Hätte sie sich damit zufrieden gegeben, wenn sie ihn hätte umbringen können? Aber ich konnte nicht abwarten und herausfinden, ob sich ihre hemmungslose Impulsivität noch geben würde; entweder führte ich in sieben Tagen diese Zeremonie durch oder ich würde es niemals tun. Und damit fiel mir eine weitere Verantwortung zu. Wenn ich Savannah solche Kräfte verschaffte, würde ich ihr auch beibringen müssen, sie unter Kontrolle zu bekommen. Konnte ich das?
    Savannahs Mutter mochte ihr ein paar Einstellungen mitgegeben haben, mit denen ich mich beim besten Willen nicht anfreunden konnte, aber Eve hatte ihre Tochter geliebt und nur das Beste für sie gewollt. Sie hatte fest daran geglaubt, dass diese Zeremonie das Beste war. Sollte ich mir anmaßen, es besser zu wissen?
    Wie konnte ich eine solche Entscheidung so schnell treffen? Ich brauchte Tage, vielleicht Wochen. Und ich hatte nur Minuten.
    Ich ging zu Savannah hinüber, die immer noch schaukelte; ihre Turnschuhe wirbelten kleine Wolken von Erde und Staub auf.
    »Ich führe die Zeremonie durch«, sagte ich. »Deine Zeremonie.«
    »Wirklich?« Als sie meinen Gesichtsausdruck sah, verschwand ihr Grinsen. »Ich

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