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Nacht der Hexen

Titel: Nacht der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Stimme zu mir durchdrang, hörte ich einenkurzen Moment lang auf zu kämpfen. Das Licht verflog, und ich fiel nach hinten, traf auf dem Boden auf und rang nach Luft. Cortez beugte sich über mich.
    »Es sind Koyut«, erklärte er. »Sie saugen Energien ab. Wenn du dich wehrst, produzierst du nur mehr davon.«
    Ich schob ihn fort, setzte mich auf und sah mich hektisch nach Savannah um.
    »Sie ist hier«, sagte Cortez und zeigte zu einer hinter ihm auf dem Boden ausgestreckten Gestalt hinüber. »Ihr fehlt nichts. Ich trage sie. Wir müssen aus dieser Baumgruppe heraus.«
    Er hob sie auf, und wir rannten. Als wir die Wiese auf der anderen Seite der Bäume erreicht hatten, brachte Cortez mich zum Stehen.
    »Wir müssen sie aufwecken«, sagte er. »Was hat sie gesprochen?«
    »Ich – ich weiß es nicht.«
    Ich sah zu dem Hain zurück. Licht donnerte von den Baumwipfeln in den Himmel hinauf. Das Heulen klang jetzt gedämpfter, als werde es durch die Bäume abgeschirmt. Ein Mann schrie.
    »Ich muss diesen Leuten helfen«, sagte ich und wollte losrennen.
    Cortez machte einen Satz und hielt mich fest. »Koyut töten nicht. Sobald die Leute das Bewusstsein verlieren, lassen die Koyut sie in Frieden. Wir müssen uns um Savannah kümmern. Was hat sie gesagt?«
    »Es war Hebräisch. Ich bin nicht gut im Hebräischen. Ich glaube –« Ich schloss die Augen und zwang mein hämmerndes Herz zur Ruhe, um mich konzentrieren zu können. »Sie hat irgendwas davon gesagt, Kräfte heraufzurufen. Kräfte oder Energien, ich bin mir nicht sicher, was es war.«
    »Sie hat die Energien der Erde beschworen. Das ist eine Magierformel.«
    »Kennst du sie?«
    »Ich habe von ihr gehört. Gelernt habe ich sie nicht, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass ich sie jemals brauchen werde. Sie ruft die Geister der Erde herauf – nicht dazu, irgendeine bestimmte Aufgabe zu erfüllen, sondern einfach dazu, dass sie antworten und tun, was sie wollen. Sie wird generell zu den Chaosformeln gezählt.«
    »Wär nicht drauf gekommen«, sagte ich. »Was hat Savannah sich eigentlich gedacht?«
    »Es … es hat noch nie funktioniert«, sagte Savannahs dünne Stimme neben uns. »Es ist noch nie was anderes dabei rausgekommen als ein bisschen Krach und ein paar Lichter. So eine Art Streich. Kaufhausmagie eben. Aber diesmal –«
    »Aber diesmal hat es genau nach Plan funktioniert«, sagte Cortez. »Was zweifellos deinen wachsenden Kräften zu verdanken ist. Sowie der Tatsache, dass du dich dafür entschieden hast, die Formel auf einem Friedhof zu sprechen, also einem an Energien reichen Ort.«
    Ich ging neben Savannah auf die Knie. »Alles in Ordnung?« Sie stemmte sich auf die Ellenbogen hoch. »Yeah. Tut mir leid, Leute.« Sie brachte ein winziges Lächeln zustande. »Bloß, es war schon irgendwie cool, oder?«
    Wir starrten sie beide an.
    »Ich meine, irgendwie cool auf ’ne schlechte Art.«
    »Ich würde sagen, dies ist eine Formel, die du guten Gewissens aus deinem Repertoire streichen kannst«, sagte Cortez.
    »Ich würde außerdem vorschlagen, dass wir zum Auto zurückkehren, bevor die Lichter Aufmerksamkeit –«
    »Ich brauche immer noch diese Erde«, sagte ich.
    »Ich bin schnell«, sagte Savannah. »Ich kann sie holen.«
    »Nein!«, sagten wir im Chor.
    Cortez bestand darauf, mir bis zum Rand der Baumgruppe zu folgen, um eingreifen zu können, wenn irgendetwas passieren sollte. Inzwischen waren die Lichter zu einem sanften Glimmen verblasst; es erleuchtete die Lichtung und die vier Gestalten, die in seliger Bewusstlosigkeit im Gras lagen. Ich schaufelte Erde in beide Beutel, schob sie in die Tasche und kehrte zu Cortez und Savannah zurück.
    »So sehen also Geister aus?«, fragte Savannah, während sie das vielfarbige wirbelnde Leuchten beobachtete.
    »Keine menschlichen Geister«, sagte ich. »Naturgeister und ihre Energien. Gehen wir.«
    Savannah tat ein paar Schritte von der Baumgruppe fort, blieb wieder stehen und starrte wie gebannt.
    »Jaja, sehr hübsch«, sagte ich und griff nach ihrem Arm.
    »Komm schon!«
    Ihr Körper wurde starr. Eine Welle physischer Energie ging von ihr aus und schleuderte sowohl Cortez als auch mich selbst zu Boden. Der Boden bebte. Ein leises, fast unhörbares Stöhnen schien aus der Erde selbst aufzusteigen. Geysire von Erde brachen aus, emporgedrückt von aufschießenden Lichtströmen. Dann begann der Wind zu kreischen – kein Heulen, sondern ein hoher, nicht enden wollender Schrei, bei dem ich mich zusammenkrümmte

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