Nacht der Hexen
sicheren Ort stehen lassen, nachdem ich sie gewaschen und voll getankt hatte.«
Ich grinste. »Ich wette, das hat bei der Polizei für eine Menge Verwirrung gesorgt – ein gewissenhafter Autodieb.«
Savannah verdrehte die Augen. »Tut ihr eigentlich nie irgendwas Übles?«
»Ich habe mal einen Lippenstift geklaut, als ich zwölf war.«
»Yeah, davon hast du mir erzählt.« Sie sah Cortez an. »Weißtdu, wie das weitergegangen ist? Sie hat ihn geklaut und dann ein dermaßen schlechtes Gewissen gehabt, dass sie dem Laden das Geld geschickt hat. Einschließlich Mehrwertsteuer. Ihr Typen gebt mir wirklich ein schlechtes Beispiel, wisst ihr das?«
»Ein
schlechtes
Beispiel?«
»Klar. Wie soll ich eigentlich diesen ganzen überzogenen Erwartungen gerecht werden? Irgendwann bin ich reif für eine ernsthafte Therapie.«
»Mach dir keine Sorgen«, sagte ich. »Die Kosten sind eingeplant.«
»Kann ich mir glatt noch vorstellen«, murmelte Savannah.
»Und was ist mit –«
»Auto«, sagte ich. »Runter von der Straße.«
Wir verzogen uns auf eine Wiese.
»Machst du das eigentlich oft, Lucas?«, fragte Savannah. »Autoverfolgungsjagden und Bullen abhängen und solches Zeug?«
»Gelegentlich, obwohl ich das Wort
oft
für übertrieben halten würde.«
»Die eigentliche Frage ist: wie oft kommt es vor, dass du es so oft tun musst?«, fragte ich.
Er lächelte. »Nicht oft.«
»Wir sind also was Besonderes?«, fragte Savannah.
»Sehr.«
»Ich glaube nicht, dass das gut ist«, bemerkte ich und wechselte die Tasche auf die andere Schulter. Cortez griff danach, aber ich winkte ab. Savannah stolperte in ein Murmeltierloch und setzte sich dann in Trab, um Cortez einzuholen. »Also, was ist das hier dann für eine Sorte Fall? Verglichen mit deinen anderen?«
»Frenetisch.«
Sie sah mich an und wartete darauf, dass ich eine Übersetzung lieferte.
»Er meint damit, wir sorgen dafür, dass es ihm nicht langweilig wird. Vor allem, weil wir uns die Hälfte des Ärgers selbst einhandeln.«
Cortez lächelte. »Ich gestehe, ihr beide habt eine einzigartige Begabung dafür, neue Herausforderungen zu schaffen.«
»Einzigartig«, sagte Savannah. »Also sind wir was Besonderes.«
»Oje«, sagte ich.
Wir kehrten auf dem gleichen Weg ins Haus zurück, auf dem wir es verlassen hatten – wir näherten uns durch den Wald und schossen dann durch den hinteren Garten und zur Hintertür hinein. Ein rascher Blick durchs vordere Fenster bestätigte mir, dass die Vorsicht angebracht gewesen war. Es hingen immer noch drei oder vier Leute in meinem Vorgarten herum. Einer hatte sogar ein kleines Zelt aufgebaut. Ich erwog ernsthaft, ihnen Platzgebühren zu berechnen.
Nachdem ich Savannah ins Bett geschickt hatte, rief ich Margaret an. Die Unterhaltung verlief ungefähr folgendermaßen: Ich: Äh, also, wir hatten da ein Problem mit deinem Auto …
Sie: Ein Unfall! Ach du meine Güte. Meine Versicherung – Ich: Nein, kein Unfall. Wir sind alle wohlauf. Das Auto auch. Nur mussten wir’s vor der Stadt stehen lassen –
Sie: Es ist stehen geblieben?
Ich: Entschuldigung, nein, ich meine, wir haben es absichtlich stehen gelassen. Die Polizei hat das Kennzeichen gesehen, und deswegen –
Sie: Polizei?
Ich: Es ist wirklich alles in Ordnung, aber wenn die Polizei es findet, sag ihnen, es wäre gestohlen worden.
Sie: Gestohlen?
Ich: Genau. Sag, es hätte in der Einfahrt gestanden, als du schlafen gegangen bist, und seither hättest du es nicht mehr gesehen. Erwähn die Schlüssel nicht. Und wenn die Polizisten irgendwas über den Friedhof sagen –
Sie: Friedhof?
Ich: Sag ihnen, dass du davon absolut nichts weißt.
Sie: Aber ich weiß doch gar nichts davon!
Ich: Gut. Ganz gleich, was sie sagen, du weißt von nichts. Du hast mich seit Tagen nicht mehr gesehen. Wenn sie meine Fingerabdrücke im Auto finden, sag, das liegt daran, dass ich’s letzten Monat mal geliehen habe, okay?
Sie: Fingerabdrücke? Was soll das heißen? Was um alles auf der Welt hast du jetzt wieder –
Ich: Muss aufhören. Danke, dass du mir das Auto geliehen hast. Ich schulde dir was. Bis bald.
Als ich ins Wohnzimmer kam, stand Cortez vor dem Fernseher und zappte durch die Kanäle.
»Fernsehen«, sagte ich, während ich auf dem Sofa zusammensackte. »Wunderbare Erfindung. Das absolut perfekte hirnlose Allheilmittel nach einem höllischen Tag. Was läuft?«
»Nacht der lebenden Toten.«
»Haha.«
»Ich meine es vollkommen ernst.« Er zappte ein paar Kanäle
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