Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nacht der Hexen

Titel: Nacht der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
Vom Netzwerk:
Grippe nächsten Mittwoch.«
    »Hm«, sagte ich. »Klingt gut.«
    »Es ist Magierzauber.«
    »Aber natürlich.«
    Sie führten uns in das Wäldchen. Wir gingen an der Stelle vorbei, an der wir am Tag zuvor geübt hatten. Im Gehen warf Savannah einen Blick zurück zu Shaw und Anton.
    »Wer hat eigentlich die Ingredienzien dabei?«, fragte sie.
    »Welche Ingredienzien meinst du, Liebes?«, erkundigte sich Olivia.
    »Für das Ritual!«
    »Alles, was wir brauchen, ist schon an Ort und Stelle.«
    »Ich hätte meine neue Athame mitbringen sollen.«
    Sowohl Greta als auch Olivia runzelten die Stirn; dann begann Olivia zu lachen. »Ja richtig, die Zirkelhexen setzen nach wie vor ihre Gerätschaften ein. Du wirst feststellen, dass wir das inzwischen hinter uns gebracht haben. Jede von uns hat noch eine Athame als Souvenir – als Erinnerung an unsere Vergangenheit. Ich bin sicher, ihr wisst, dass diese Dinge zum Zauberwirken nicht wirklich notwendig sind.«
    »Meine Mom hat sie verwendet«, sagte Savannah.
    »Das lag daran, dass sie im Zirkel aufgewachsen ist. Man braucht eine ganze Weile, bis man die alten Gepflogenheiten abgeschüttelt hat. Ich habe mich noch jahrelang an meine Gerätschaften geklammert – wie an einen Rettungsring. Du wirst feststellen, dass wir nur noch mit den Dingen arbeiten, die bei der jeweiligen Formel wirklich gebraucht werden.«
    »Das Gleiche gilt für die Ingredienzien«, sagte Greta. »Wir haben alles Irrelevante ausgesondert. Edelsteine mit symbolischer Bedeutung, Räucherwerk für die richtige Stimmung, Kerzen als atmosphärische Beleuchtung – alles, was sie bewirken, ist, die Zeremonien zu komplizieren und in die Länge zu ziehen.«
    »Vielleicht«, sagte Savannah. »Aber findet ihr nicht auch, dass sie irgendwie Spaß machen?«
    Greta lachte. »Einen Spaßetat haben Kabalen in aller Regel nicht.«
    »Moderne Hexen haben die Hexerei modernisiert«, erklärte Olivia. »Du wirst es zu schätzen lernen, Savannah. Es macht die Arbeit viel einfacher, wenn man den Ballast einmal abgeworfen hat – sowohl im praktischen als auch im übertragenen Sinn.«
    »Und da wären wir«, sagte Greta. Sie bog vom Pfad ab, schob ein paar Zweige zur Seite und winkte uns durch die Lücke.
    Savannah trat als Erste auf die Lichtung dahinter. Ich sah sie weitergehen, die Augen auf die hohen Bäume gerichtet. Dann blieb sie mit einem Quieken stehen. Ich schoss hinter ihr her und sah sie über einer im Gras liegenden Gestalt stehen. Es war ein Junge, vielleicht fünfzehn oder sechzehn Jahre alt. Ich stürzte auf ihn zu – und dann sah ich, dass seine Brust sich gleichmäßig hob und senkte.
    »Er schläft«, sagte Savannah. »Ist ja komisch. Der wohnt irgendwo hier in der Gegend, oder? Wir werden uns wohl einen anderen Platz suchen müssen –«
    »Das ist schon richtig, dass er hier ist«, sagte Greta.
    Savannah starrte auf den jungen Mann hinunter. Er trug Jeans und eine verblichene Denimjacke. Er hatte hellbraunes Haar, das im Nacken zusammengebunden war, und den Typ von weichem, hübschem Gesicht, das bei vorpubertären Mädchen so gut ankommt.
    »Wer ist er?«, fragte Savannah.
    »Der Märchenprinz«, antwortete Greta. »Du kennst
Dornröschen?
Okay, und das hier ist die Girlpower-Version davon.«
    Savannah lachte verlegen und wandte sich ab; sie wurde scharlachrot. »Nein, im Ernst, wer ist das? Ein Magier?«
    »Ein Niemand. Irgendein Menschenjunge.« Greta hob vom Rand der Lichtung eine kleine Tasche auf. »Wie ich schon erklärt habe, wir überspringen die ganzen einleitenden Formalitäten, du kannst also gleich anfangen und dich neben ihn knien.«
    »Was? Wieso?«
    Mit einem Mal hatte ich ein kaltes Gefühl in den Eingeweiden. »Was geht hier eigentlich vor?«
    »Das Schutzritual, wie wir schon gesagt haben. Savannah, geh neben dem jungen Mann auf die Knie und leg ihm die Hand auf die Brust.«
    Savannah zögerte; dann begann sie auf die Knie zu gehen. »Nein«, sagte ich. »Steh auf, Savannah.« Ich sah zu Greta und Olivia hinüber. »Wir tun hier überhaupt nichts, bevor ihr uns nicht genau erklärt, was bei diesem Ritual eigentlich passiert.«
    Greta wandte mir den Rücken zu.
    »Hey –!«, sagte ich.
    Ich brach ab, erstarrte unter einem Bindezauber. Savannah begann sich aufzurappeln, aber Anton legte ihr beide Hände auf die Schultern und drückte sie wieder nach unten.
    »Hey! Wag es ja nicht –! Paige!« Savannahs Blick schwang zu Olivia hinüber, die hinter mir stand und zweifellos den Bindezauber

Weitere Kostenlose Bücher