Nacht der Hexen
vorziehen, wenn ich ihm ein Video schicke? Von ihrem Tod?«
»Das müsste reichen.«
»Wie schmerzhaft?«
»Normalmaß. Genug, um ihn zu treffen, nicht genug, um den Eindruck zu erwecken, es sei allzu persönlich gemeint gewesen.«
»Ich schicke meinen besten Mann.«
»Nein, Sie schicken den Entbehrlichesten. Einen selbstständigen Auftragnehmer. Das ist kosteneffizienter und wird es Lucas schwerer machen, die Sache zu Ihnen zurückzuverfolgen. Sie werden keine weitere Person aus der Nast-Organisation in diese Angelegenheit hineinziehen, und Sie werden den Auftragnehmer eliminieren, sobald er den Auftrag erledigt hat. Wenn ich gegangen bin, werden Sie sie an einen anderen Ort bringen. Dann werden Sie die nötigen Voraussetzungendafür schaffen, dass der Auftragnehmer sie von dort entführen und töten kann. Schließlich werden Sie diese Mitteilung zusammen mit dem Video verschicken.«
Er gab Sandford einen Umschlag. Als Sandford auf ihn hinuntersah, fuhr er fort: »Die Mitteilung stellt nur klar, dass ihr Tod Lucas’ Schuld ist, dass sie noch am Leben wäre, wenn er sie nicht mit in seinen ›Kreuzzug‹ hineingezogen hätte.«
Sandford lächelte. »Ein paar Schuldgefühle sind immer gut fürs Gewissen.«
»Und jetzt stellen Sie sicher, dass keine Verbindung zu Ihnen oder der Nast-Kabale hergestellt werden kann. Was mich betrifft – ich war niemals hier.«
»Das versteht sich von selbst. Wir haben also eine Abmachung?«
Der Mann nickte.
»Nur um, äh, damit wir uns einig sind …«, fuhr Sandford fort. »Wenn ich das mache, ist mir eine Stellung in der Cortez-Kabale sicher, bei einer Einkommenssteigerung von zwanzig Prozent.«
»Das ist es, was ich Ihnen zugesichert habe, oder nicht?«
»Ich wollte mich nur vergewissern. Ich gehe hier ein großes Risiko ein. Es wäre einfacher gewesen, wenn ich Kristof hätte überreden können, sie selbst aus dem Weg zu schaffen, aber er spielt immer noch auf Zeit – macht sich Sorgen wegen diesem Hexenbalg, das er da hat. Wenn er rausfindet, dass die hier verschwunden ist, während ich gerade Dienst hatte, dann bin ich wahrscheinlich meinen Job los, persönliche Freundschaft hin oder her. Deswegen muss ich mir natürlich sicher sein können –«
Der Ausdruck des Mannes wurde härter. »Habe ich Ihnen mein Wort gegeben?«
»J-ja, Sir. Ich bitte um Verzeihung.«
»Ich weiß es zu schätzen, dass Sie mich auf diese … einmalige Gelegenheit aufmerksam gemacht haben, Gabriel. Sie werden sich über die Entschädigung nicht beklagen können.« Der Mann drehte sich zu mir um; seine Lippen verzogen sich zu einem humorlosen Lächeln. »Ich muss sagen, es ist beinahe schade, dass sie sterben muss. Mein Vater macht sich Sorgen, Lucas würde ihm nie einen Enkel bescheren. Es ist schwierig, eine Dynastie weiterzuführen, wenn der aktuelle Erbe keinerlei Neigung erkennen lässt, weitere Erben in die Welt zu setzen. Es würde ihn so freuen, wenn er hörte, dass Lucas endlich jemanden gefunden hat. Dann würde er sie kennen lernen wollen … und wahrscheinlich an dem Schock sterben.«
Er schüttelte den Kopf. »Eine Hexe? Unglaublich, sogar bei Lucas.«
»Nicht einfach nur eine Hexe«, sagte Sandford. »Das Oberhaupt des amerikanischen Zirkels.«
»Na,
das
wäre mal eine dynastische Verbindung. Die Garantie dafür, dass die Cortez-Kabale zum Gespött der gesamten paranormalen Welt wird. Ich tue meinem Vater einen solchen Gefallen, es ist wirklich schade, dass ich ihm nie davon erzählen kann.«
Der Mann wandte sich ab, um zu gehen. Als er den Raum verließ, schoss eine Feuerkugel von der Decke und traf ihn am Kopf. Er fuhr zu Sandford herum.
»Mich dürfen Sie nicht ansehen«, sagte Sandford schnell und trat zurück. »Das war keine von unseren Formeln.«
Der Mann sah zu mir herüber. Ich erwiderte den Blick und legte alles hinein, was ich an Hass und Wut empfand. Er öffnete den Mund, als wollte er etwas sagen, schloss ihn wiederund begnügte sich damit, zurückzustieren, bevor er zur Tür hinausstelzte.
»Ich will, dass sie bis Sonnenuntergang tot ist. Das Video könnt ihr an Lucas’ Motel schicken. Als Übernacht-Expresssendung.«
Abgang
T rotz der Warnungen von Cortez’ Bruder, keine weiteren Beteiligten hinzuzuziehen, hatte Sandford offensichtlich mindestens einen Verbündeten, den Halbdämonen Friesen. Keine halbe Stunde, nachdem Sandford mich wieder allein gelassen hatte, kam Friesen herein. Ohne ein Wort wuchtete er mich über die Schulter. Er trug mich
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