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Nacht der Hexen

Titel: Nacht der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Teenager. Gelangweilte, angekotzte Teenager. Und hin und wieder ein gemeingefährlicher Trottel, der sich damit mildernde Umstände verschaffen will: Der Teufel hat mich dazu gezwungen. Satansaltar, so ein Mist. Was Sie da draußen gesehen haben, war ein Streich – ein wirklich, wirklich kranker Streich.«
    Schweigen.
    »Sie wissen ja anscheinend eine ganze Menge da drüber«, sagte einer.
    »Man nennt es einen Universitätsabschluss.« Ich fuhr zu dem Ermittler herum. »Zeigen Sie mich wegen irgendwas an?«
    »Vorläufig nicht.«
    »Dann machen Sie, dass Sie aus meinem Haus verschwinden, damit ich das Durcheinander hier aufräumen kann.«
    Nach einer knappen Empfehlung, die Stadt nicht zu verlassen, und der Anregung, ich würde mir vielleicht einen Rechtsbeistand zulegen wollen, verschwanden sie.

Schwarzmessenpizza
     
    D ie Polizisten waren kaum zur Tür hinaus, als Savannah aus ihrem Zimmer kam und sich neben mich aufs Sofa plumpsen ließ.
    »Schwarze Messen«, sagte sie. »Ich glaub’s nicht, dass die an dieses Zeug immer noch glauben. Menschen sind so was von dämlich.«
    »Das solltest du nicht sagen«, sagte ich ohne allzu viel Überzeugung.
    »Es stimmt aber. Jedenfalls bei diesem Satanismuszeug. Wenn’s darum geht, sind die total verdreht. Da versucht man, ihnen die Wahrheit zu sagen – dass Satan einfach bloß einer von Millionen Dämonen ist und wir ihn einen Dreck interessieren –, und sie bilden sich immer noch ein, dass man ihn raufbeschwören kann und er einem dann alles gibt, was man haben will. Schön wär’s.« Sie lehnte sich in die Sofakissen zurück. »Meine Mutter hat einen Freund gehabt, diesen Nekromanten, der hat richtig gut verdient damit, dass er schwarze Messen verkauft hat.«
    »Schwarze Messen verkauft?«
    »Du weißt schon, sie für die Leute arrangiert. Er hat eine eigene Firma gehabt – Satanische Riten, von Jorge. In Wirklichkeit heißt er Bill, aber er hatte sich überlegt, dass er bei ›Jorge‹ mehr berechnen kann. Er hat das nötige Zeug geliefert, es aufgebaut, den Leuten ihre Zeilen gegeben, das ganzeDrum und Dran. Wenn er eine vollständige schwarze Messe abgehalten hat, das hat eine Menge Geld gekostet, hat er hinterher für uns alle Pizza bestellt. Schwarzmessenpizza haben wir’s genannt. Wir haben versucht, sie mit dem Boden nach oben zu essen, aber da sind die ganzen Beläge runtergefallen, also haben wir sie einfach nur rückwärts gegessen.« Sie setzte sich auf. »Da müsste doch noch Pizza übrig sein von gestern Abend, oder? Die esse ich zum Frühstück. Schwarzmessenpizza. Willst du auch welche?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Savannah trabte schwatzend in Richtung Küche davon. Und ich ließ mich aufs Sofa zurückfallen.
    Zwei Stunden später war ich immer noch dort, wobei ich in der Zwischenzeit acht Anrufe und drei Nachrichten auf dem Anrufbeantworter ignoriert hatte; sie stammten samt und sonders von Journalisten, die von einem »Kleinstadtsatanismus«-Artikel träumten. Die Leute hatten keine Ahnung vom wirklichen Satanismus, ebenso wenig wie die Polizei – womit ich nicht sagen will, dass ich selbst dieser Glaubensrichtung viel abgewinnen kann. Aber zumindest hat sie nichts mit verstümmelten Katzen und blutigen Pentagrammen zu tun.
    Die Panikmache wegen irgendwelcher Teufelskulte, die mit schöner Regelmäßigkeit auftaucht, ist nichts als eine neuere Version der Hexenjagd. Die Leute versuchen ständig, Erklärungen für das Böse zu finden, eine Definition, derzufolge die Schuld bei irgendetwas außerhalb der menschlichen Sphäre liegt. Die Sündenböcke wechseln mit bemerkenswerter Schnelligkeit. Häretiker, Hexen, dämonische Besessenheit, die Illuminati – sie alle haben schon als die verborgene Quelle des Bösen herhalten müssen.
    Seit den Sechzigerjahren sind in diesem Zusammenhang dieSatanskulte beliebt geworden. Die verdammten Boulevardblätter veröffentlichen so viel Blödsinn über das Thema, dass es inzwischen zum Selbstläufer geworden ist. Sie drucken eine Story ab, irgendein Irrer liest sie und ahmt die darin beschriebenen Methoden nach, also drucken sie als Nächstes
seine
Story. Und so weiter und so fort. Im Jahr 1996 hat die Regierung siebenhundertfünfzigtausend Dollar ausgegeben, um der amerikanischen Bevölkerung zu versichern, dass in den Kindertagesstätten der Nation keine Satanskulte gepflegt werden. Puh. Ich schlafe wirklich viel besser, seit
das
geklärt ist.
    Angesichts der jüngsten Entwicklungen hätte ich Savannah nur

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