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Nacht der Hexen

Titel: Nacht der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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nicht. Nein, ich musste. Dies war mein Problem, meine Verantwortung.
    Ich zwang meinen Blick zu den verkohlten Knochen zurück und mühte mich darum, sie mit dem Blick des Wissenschaftlers zu betrachten. Meine paar Jahre Biologieunterricht hattenmir immerhin beigebracht, zwischen dem Brustkorb eines Zwei- und dem eines Vierbeiners zu unterscheiden. Dieser gehörte einem Vierbeiner. Um ganz sicher zu gehen, stocherte ich mit dem Stock am Ende des Rückgrats herum und fand einen Schwanz. Ja, ganz entschieden ein Tier. Wahrscheinlich noch eine Katze. Okay, jetzt kam ich damit zurecht. Beobachten, ohne wirklich zu sehen, das war der Trick dabei.
    Ich stand auf und musterte den Schauplatz. Mein Hirn verarbeitete die Details, ohne ein Urteil abzugeben und ohne Reaktionen zuzulassen. Neben der toten Katze auf dem improvisierten Altar stand ein mit Blut gefüllter Kelch. Ja, das war zu erwarten gewesen. Die schwarze Messe war eine umgekehrte und pervertierte Version der katholischen Messfeier. In einem Seminar über Folklore hatte ich meine Arbeit über Satanskulte geschrieben – eine Erörterung der Frage, ob sie der geläufigen Definition eines modernen Mythos entsprachen. Also wusste ich, womit ich zu rechnen hatte, was ich finden und wegräumen musste.
    Ein umgedrehtes Kruzifix müsste dabei sein – ja, da war es auch, es hing von einem Baum. Ich ging hinüber und riss es ab. Pentagramme? Nein, es sah so aus, als wären die übersehen – Moment, da, hier war eins in die Erde geritzt worden. Ich begann es mit der Stiefelsohle wegzukratzen, dann nahm ich stattdessen eine Hand voll Gestrüpp, mit dem ich keine Fußabdrücke hinterlassen würde. Die schwarzen Kerzen standen auf dem Altar. Okay, das war offenbar alles.
    Als Nächstes musste ich die Kadaver begraben. Ich drehte mich um und sah zu der ausgeweideten Katze am Baum hinüber. Ich versuchte, den Blick an dem armen Vieh vorbeizuzwingen, die Aufhängung zu studieren, damit ich wusste,was ich zum Herunterschneiden brauchte, aber ich konnte nicht anders, als den Körper in der Brise schaukeln zu sehen.
    Was waren das für Leute, die sich dazu bringen konnten, eine Katze nicht nur zu töten, sondern – mein Magen rebellierte, und ich beugte mich vor und würgte. Diesmal kam nichts als ein dünner Faden Säure. Ich spuckte aus, um den Geschmack aus dem Mund zu bekommen, wischte mir übers Gesicht und atmete die verpestete Luft tief ein. Dann marschierte ich zum Geräteschuppen hinüber, um mir eine Schaufel zu besorgen.
    Zwanzig Minuten später hatte ich die Katzen begraben und damit begonnen, den Altar auseinander zu nehmen.
    »Paige?«
    Savannahs Flüstern ließ mich vor Schreck fast aus der Haut fahren. Ich fuhr herum und sah sie über den Rasen herantraben.
    »Ein Auto fährt um den Block«, sagte sie. »Ich hab’s vom vorderen Fenster aus gesehen.«
    Ihre Augen waren rot. Hatte sie geweint? Warum musste ich eigentlich alles so verkorksen? Bevor ich mich entschuldigen konnte, hatte sie mich am Arm gepackt und zerrte mich durch den Garten zum Haus.
    Als wir durch die Hintertür eintraten, erhaschte ich im Flurspiegel einen Blick auf mein Spiegelbild. Mein Gesicht, meine Hände und mein Kimono waren voller Flecken – Blut, Erbrochenes und Dreck. Und gerade da blitzten Lichter durch die Jalousien des Wohnzimmers. Draußen wurde ein Motor abgestellt.
    »O Gott«, sagte ich, den Blick auf den Spiegel gerichtet. »Ich kann doch nicht –«
    »Ich bin sauber«, sagte Savannah. »Ich geh zur Tür. Du kannst dich waschen gehen.«
    »Aber –«
    Es klingelte an der Tür. Savannah schob mich ins Wohnzimmer. Ich duckte mich, damit man mich durchs Fenster nicht sah, und rannte zur anderen Seite des Hauses hinüber.
    Der Sheriff, Ted Fowler, stand vor der Tür. Leah hatte sich nicht mit einem anonymen Anruf bei der Nachtschicht zufrieden gegeben. Nein, sie hatte Fowler zu Hause angerufen und ihm hysterisches Zeug von seltsamen Lichtern und Schreien vorgefaselt, die aus dem Wald hinter meinem Haus gekommen waren.
    Fowler hatte sich irgendwelche Sachen übergezogen, die aussahen, als hätte er sie vom Schlafzimmerboden aufgesammelt, und war geradewegs zu mir gefahren. Seine Mühen wurden damit belohnt, dass er keine fünf Meter von meinem Gartenzaun entfernt die Reste eines satanischen Altars entdeckte.
    Als es zu dämmern begann, wimmelte es in meinem Haus und Garten von Polizisten. Damit, dass ich die Katzenkadaver beseitigt hatte, hatte ich es nur noch schlimmer gemacht. Als

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