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Nacht der Hexen

Titel: Nacht der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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zusammen. Die Haustür ist versperrt. Ist ja furchtbar. Wie wäre es mit einer anderen Tür? Oder mit den Fenstern?
    Ich sah Sonnenlicht durch die Türöffnung hinter Laceys Schreibtisch. Dicht an der Wand entlang schob ich mich ein Stück nach links, bis ich durch die Tür sehen konnte. Sie führte in einen großen Konferenzraum, und genau gegen über lag eine riesige doppelte Terrassentür.
    Ich schoss geduckt quer durch den Vorraum und in das Konferenzzimmerhinein. Ein Schatten zuckte über den sonnenbeschienenen Fußboden. Ich duckte mich hinter einen Lehnstuhl und wagte kaum zu atmen; der Stuhl lieferte nicht allzu viel Deckung. Ich sprach einen Tarnzauber.
    Der Schatten huschte wieder über den Boden. Mir wurde klar, dass er zu klein war, um von einem Menschen zu stammen. Ich sah nach oben und entdeckte im Wind tanzende Blätter direkt jenseits der Terrassentür.
    Als ich mich vorsichtig hinter dem Stuhl hervorschob, tappten Schritte durch den Vorraum. Ich schoss wieder in Deckung und sprach den nächsten Tarnzauber. Die Schritte wandten sich nach links, entfernten sich, kamen zurück, gingen so weit nach rechts, dass sie beinahe verklangen, und kamen wieder zurück. Jemand durchsuchte die Räume. Kamen sie jetzt in meine Richtung? Ja … nein … sie hielten inne. Ein Quietschen von Schuhen, als jemand sich abrupt umdrehte. Mehr Schritte. Lauter jetzt, lauter.
    Ich schloss die Augen und bereitete mich auf die Feuerballformel vor. Als eine Gestalt in der Türöffnung erschien, setzte ich den Ball frei. Eine feurige Kugel schoss von der Decke. Ich spannte alle Muskeln, um losrennen zu können. Als der Ball fiel, stieß der Eindringling ein Quieken aus und hob die Arme, um ihn abzuwehren. Ich sah das Gesicht, schoss aus meinem Versteck hervor und riss sie aus der Bahn des Feuerballs. Wir landeten zusammen auf dem Fußboden. »Du hast versprochen, mir den beizubringen«, sagte Savannah, während sie sich aus meinem Griff losmachte.
    Ich legte ihr hastig eine Hand über den Mund, aber sie zog sie fort. »Es ist keiner da«, sagte sie. »Ich hab einen Ortungszauber gesprochen.«
    »Wo hast du das gelernt?«
    »Deine Mom hat’s mir beigebracht. Sie ist vierte Stufe – du kannst das nicht.« Nach einer Pause fügte sie ein tröstlich gemeintes »Jetzt noch nicht« hinzu.
    Ich holte tief Luft. »Okay, also, die Haustür ist irgendwie versperrt, also wollte ich’s gerade bei denen hier probieren.« Ich gestikulierte zu den Terrassentüren hinüber. »Wahrscheinlich sind die auch dicht, aber vielleicht können wir das Glas einschlagen.«
    Wir bewegten uns weiterhin an der Wand entlang, für den Fall, dass jemand von draußen hereinsah. Als wir die Tür erreicht hatten, spähte ich hinaus. Draußen lag ein kleiner Hof – pflegeleicht angelegt, kein Rasen, stattdessen ein Belag aus versetzt angeordneten Ziegelsteinen und ein Hochbeet mit mehrjährigen Pflanzen. Als ich nach der Türklinke griff, flackerte ein Schatten über die Eibenhecke am Ende des Hofs. In dem Glauben, es sei auch diesmal wieder ein schwankender Ast, trat ich nach vorn.
    Leah stand vor den Büschen. Sie hob eine Hand und winkte. Als ich zu Savannah herumfuhr, schien die Zeit langsamer zu werden, und ich sah alles – nicht als flüchtige Bewegung, sondern in klaren Bildern, wie in Zeitlupe. Leah hob beide Hände und gestikulierte zu sich selbst hin, als wollte sie uns heranwinken, aber ihr Blick war auf etwas über unseren Köpfen gerichtet. Dann folgte das Splittern von Glas. Und der Schrei.
    Ich stürzte mich auf Savannah und riss uns beide auf den Boden. Als wir noch rollten, jagte draußen ein dunkler Schatten auf den Boden zu. Den Stuhl sah ich als Erstes – Carys Stuhl –, und er fiel wie ein Stein. Nein, schneller als ein Stein; er stürzte so schnell, dass ich ihn auf dem Ziegelboden aufschlagen hörte, bevor mein Hirn das Bild verarbeitet hatte. InGedanken sah ich den Stuhl immer noch in der Luft hängen, nach hinten gekippt, Cary auf dem Sitz, Arme und Beine vorgestreckt, den Mund offen, schreiend. Ich hörte den Schrei noch in der Luft hängen, als der Stuhl in den Ziegelboden krachte und helle Blutstropfen in alle Richtungen sprühten.
    Als ich den Kopf hob, fing Leah meinen Blick auf, lächelte, winkte mir zu und ging.
    Ich rappelte mich auf und stürzte durch die Tür, die sich mühelos öffnen ließ, hinaus auf die Terrasse. Noch bevor ich Cary erreicht hatte, war mir klar, dass es zu spät war. Die Wucht des Aufpralls, der

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