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Nacht der Hexen

Titel: Nacht der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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gewesen war, nahm Cortez die Niederlage nicht so ohne weiteres hin. Er blieb und half mir mit dem Papierkram, und ich ließ es mir gefallen. Warum? Weil sechs Stunden auf dem Revier mir vollkommen reichten. Wenn die Polizei merkte, dass meine Entlassung von einem Mann bewerkstelligt worden war, der sich fälschlicherweise als mein Anwalt ausgegeben hatte – konnten sie mich dann wieder einsperren? Mich des Betrugs bezichtigen? Wahrscheinlichnicht, aber ich kannte die juristischen Feinheiten nicht, und nachdem ich jetzt wieder eine freie Frau war, würde ich nicht anfangen, hypothetische Fragen zu stellen, aufgrund derer ich am Ende doch noch in einer Zelle landen konnte. Ich sagte nicht, dass Cortez mein Anwalt war. Ich sagte auch nicht, dass er es nicht war. Ich ignorierte ihn und ließ die Polizisten ihre Schlussfolgerungen selbst ziehen.
    Als ich Savannah abholen ging, verabschiedete sich Cortez. Er sagte nichts weiter als einen gemurmelten Abschiedsgruß. Um ehrlich zu sein, er tat mir eine Spur leid. Magier oder kein Magier, er hatte mir geholfen, und es hatte ihm nicht das Geringste gebracht. Ich hoffte, dass er mein Angebot eines Honorars annehmen würde. Wenigstens würde er für seine Bemühungen dann überhaupt etwas bekommen.
    Ich fand Savannah im Wartezimmer – dem öffentlichen Wartezimmer – in Gesellschaft eines halben Dutzends Fremder, von denen nicht ein Einziger aussah wie die »bewaffneten Polizeibeamten«, die Detective Flynn erwähnt hatte. Jeder hätte hereinkommen können, einschließlich Leah. Mein Ärger wurde abgelöst von einem weiteren Gefühl der Dankbarkeit dafür, dass Lucas Cortez mich hier rausgeholt hatte. Wenn er mir keine Rechnung schickte, so schwor ich mir, würde ich ihn finden und trotzdem bezahlen.
    Das Wartezimmer sah so aus, wie Wartezimmer immer und überall aussehen, mit billigen Möbeln, vergilbten Plakaten an den Wänden und Stößen jahrealter Zeitschriften. Savannah hatte eine Reihe von drei Stühlen mit Beschlag belegt und lag fest schlafend auf allen dreien.
    Ich ging neben ihr in die Hocke und schüttelte sie vorsichtig an der Schulter. Sie murmelte etwas und schüttelte meine Hand ab.
    »Savannah, Liebes, Zeit zum Heimgehen.«
    Ihre Augen öffneten sich. Sie blinzelte und versuchte sich zu orientieren. »Heim?« Sie stützte sich auf einen Ellenbogen hoch und lächelte. »Die lassen dich raus?«
    Ich nickte. »Ich kann nach Hause gehen. Niemand erhebt Anklage.«
    Bei diesen Worten drehte sich eine ältere Frau zu mir um, starrte mich an und murmelte dem Mann neben ihr etwas zu. Ich empfand den überwältigenden Wunsch, zu erklären, mich an diese Fremden zu wenden und ihnen mitzuteilen, dass ich nichts Falsches getan hatte, dass ich nur durch einen Irrtum hier war. Ich schluckte es hinunter und zog Savannah auf die Füße.
    »Warst du die ganze Zeit hier?«, fragte ich.
    Sie nickte verschlafen.
    »Es tut mir so leid, Liebes.«
    »Kannst du ja nichts dafür«, sagte sie, während sie ein Gähnen verschluckte. »Es war schon okay. Die Bullen waren ja da. Hier würde Leah nichts probieren.« Sie wandte sich an mich. »Was war da drin los? Haben die deine Fingerabdrücke genommen und alles? Hast du jetzt eine Vorstrafe?«
    »O Gott, ich hoffe nicht. Komm, machen wir, dass wir hier rauskommen, und ich werd’s dir erzählen.«
    Vor der Tür fanden wir eine kleine Menschenmenge vor. Gut, »klein« war sie im Vergleich mit, sagen wir, der Menschenmenge vor dem Fenway-Park-Stadion beim ersten Spiel der Saison. Ich sah ein paar Medientypen, ein paar Plakatschwenkertypen und ein paar Gaffertypen und kam zu dem Schluss, dass ich genug gesehen hatte. Wahrscheinlich waren sie wegen irgendeiner »echten« Sensation da, irgendetwas, das nicht das Geringste mit mir zu tun hatte, aber ichentschied mich trotzdem für die Hintertür, um ihre Mahnwache nicht zu stören.
    Die Polizei hatte mein Auto zum Revier geschleppt, was es mir ersparte, ein Transportmittel finden zu müssen, aber es bedeutete auch, dass sie es durchsucht hatten. Ich halte mein Auto sehr ordentlich, aber sie hatten es fertig gebracht, alles zu verstellen, das nicht festgenagelt war, und überall Spuren von weißem Pulver zu hinterlassen. Fingerabdruckpulver, wie ich vermutete, obwohl ich keine Ahnung hatte, warum sie in meinem Auto nach Fingerabdrücken gesucht hatten. Angesichts der niedrigen Mordrate hier in der Gegend nutzten sie wahrscheinlich jeden einzelnen Fall, um jede Technik zu üben, die sie jemals

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