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Nacht der Hexen

Titel: Nacht der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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eigentlich dauernd? Wenn sie’s bei mir probieren, wird sie ja da sein. Sie wird immer da sein. So stellt man sich das einfach vor. Irgendwie denkt man einfach nicht … ›vielleicht auch nicht‹. Hast du dir je überlegt – bei deiner Mom, meine ich – dass irgend so was passieren könnte? Dass sie an einem Tag noch da sein würde und dann einfach nicht mehr?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Savannah fuhr fort: »Manchmal … manchmal hab ich diese Träume. Mom schüttelt mich, und ich wache auf und erzähle ihr, was passiert ist, und sie lacht und sagt, ich hab einfach nur einen Alptraum gehabt und alles ist okay, aber dann wache ich wirklich auf, und sie ist nicht da.«
    »Die habe ich auch schon gehabt.«
    »Tut weh, was?«
    »Mehr, als ich je gedacht hätte.«
    Wir fuhren ein paar Meilen, ohne zu sprechen; dann setzte Savannah sich auf ihrem Sitz zurecht und räusperte sich.
    »Also, heuerst du Lucas an?«
    Ich brachte ein gezwungenes Lachen zustande. »Jetzt sind wir also bei ›Lucas‹?«
    »Passt zu ihm. Heuerst du ihn jetzt an oder was?«
    Meine erste instinktive Reaktion war, ihr eine einfache, abschließende Antwort zu geben. Aber ich hatte das Gefühl, dass sich in den vergangenen Tagen die Tür zwischen uns einen Spalt weit geöffnet hatte, und ich wollte sie jetzt nicht wieder zuschlagen. Also öffnete ich sie stattdessen einen weiteren Zentimeter, indem ich ihr von Cortez’ angeblichen Gründen dafür erzählte, dass er den Fall annahm, und ging dann noch einen Schritt weiter – ich fragte sie nach ihrer Meinung dazu.
    »Macht schon Sinn«, sagte sie. »Er hat Recht. Bei den Kabalen ist man entweder für sie oder gegen sie. Vor allem, wenn man ein Magier ist. Diese Anwälte, die meine Mom gekannt hat, die, von denen ich gesagt habe, sie könnten dir helfen – die machen das Gleiche, was Lucas macht. Sie vertreten Leute gegen die Kabalen.«
    »Ist das nicht gefährlich?«
    »Eigentlich nicht. Das ist ’ne komische Sache. Wenn ein Paranormaler was gegen die Kabalen unternimmt, zerquetschen die ihn wie eine Mücke. Aber ein Anwalt mit einem Mandanten, der gegen die Kabalen prozessiert, oder ein Arzt, der einen Paranormalen wieder zusammenflickt, wenn er es mit der Kabale zu tun gekriegt hat – die lassen sie in Frieden. Mom sagt, in der Hinsicht sind die Kabalen ziemlich fair. Mach sie nicht an, dann machen die dich auch nicht an.«
    »Na ja, ich hab sie nicht angemacht, aber jetzt machen sie jedenfalls mich an.«
    »Aber du bist auch bloß eine Hexe. Lucas ist ein Magier. Das ist ein Unterschied, weißt du. Also, heuerst du ihn jetzt an?«
    »Vielleicht. Wahrscheinlich.« Ich warf einen Blick zu ihr hinüber. »Was meinst denn du?«
    »Ich glaube, du solltest. Scheint mir OK zu sein. Für einen Magier.«
    Vor meinem Haus hielten sich Leute auf. Mehr als nur ein paar. Als ich mich dem Haus näherte, wandte niemand auch nur den Kopf. Wahrscheinlich erkannten sie mein Auto nicht – noch nicht. Ich drückte aus sechs Meter Entfernung auf die Fernbedienung der Garagentür und schoss hinein, bevor jemand mich aufhalten konnte. Wir gingen durch die kaum jemals benutzte Tür ins Haus, die von der Garage in den Vorraum führte, und vermieden damit alle potenziellen Konfrontationen.
    Nachdem ich Savannah ins Bett geschickt hatte, wappnete ich mich für die Begegnung mit dem Anrufbeantworter. Auf der Anzeige blinkte die Zahl ›34‹. Vierunddreißig Nachrichten? Himmel, wie viele passten eigentlich auf das Band?
    Glücklicherweise brauchte ich mir bei den meisten davon nur den ersten Satz anzuhören. Hier spricht Chris Walters von KZET – löschen. Marcia Lu von den
World Weekly News
– löschen. Jessie Lake von Channel 7 – löschen. Von den ersten zwölf Anrufen stammten sieben von Medienleuten und drei davon von demselben Radiosender – wahrscheinlich versuchten sie ein Spontaninterview für die gerade laufende Sendung zu bekommen.
    Von den Nicht-Medien-Anrufen stammte einer von einem Exfreund und einer von einer Freundin, die ich nicht mehr gesehen hatte, seit sie in der siebten Klasse nach Maine gezogen war. Beide hatten sich gemeldet, um zu fragen, wie es mir ging. Das war nett von ihnen. Wirklich nett. Besser als die beiden anderen. Der Erste begann mit [extrem vulgärerAusdruck gestrichen]: »Du verlogene, mörderische (piep). Wart’s bloß ab, du (piep) (piep). Wir erwischen dich noch. Vielleicht können die (piep) Bullen dich nicht –« Mein Finger zitterte, als ich auf die Löschtaste

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