Nacht der Hexen
zutrifft.«
»Motorradbestand: null. Bis heute.«
»Genau das. Nach den heutigen Vorfällen werde ich das Motorrad parken und auf den Leihwagen zurückgreifen.«
Ich fuhr auf einen verlassenen Rastplatz am Highway. Während ich das Auto abschloss, sagte Cortez ein paar Worte zu Savannah.
Sie nickte, nahm sich ihre Burgertüte und ging zu einem Tisch am anderen Ende des Platzes hinüber. Cortez führte mich zu einem, der dichter beim Auto lag.
»Was hast du zu ihr gesagt?«, wollte ich wissen.
»Nur dass es die Sache für dich und mich vielleicht einfacher machen würde, wenn wir uns unter vier Augen unterhalten könnten.«
»Und wie hoch musste die Bestechungssumme sein, damit sie sich darauf einlässt?«
»Es war keine erforderlich.«
Ich sah hinüber zu Savannah, die gerade ihre Tüte auspackte. Sie bemerkte meinen Blick, lächelte, winkte mir mit den Fingerspitzen zu und setzte sich dann hin, um zu essen.
Ich fragte Cortez: »Wer sind Sie, und was haben Sie mit der echten Savannah gemacht?«
Er schüttelte den Kopf und richtete sich auf der Bank ein.
»Savannah ist eine sehr einsichtige junge Frau. Sie versteht die Notwendigkeit, sich in dieser Situation um Unterstützung zu bemühen. Sie ist gewillt, mir eine zweite Chance einzuräumen, ist sich aber auch im Klaren darüber, dass es dir vielleicht weniger leicht fallen wird, das Gleiche zu tun.«
Er klappte seinen Burger auseinander und riss ein Ketchuptütchen auf.
»Womit wir wieder beim ersten Teil meiner letzten Frage wären«, sagte ich. »Wer bist du?«
»Ich habe dir gesagt, dass ich in keiner Weise mit der Nast-Kabale liiert bin und auch für keine Kabale arbeite. Beides entspricht den Tatsachen. Allerdings ist es möglich, dass ich so nicht ganz unabsichtlich den Eindruck erweckt habe, mit keiner Kabale liiert zu sein.«
Ich knabberte an einem Pommesstäbchen herum, während ich diesen Satz auseinandernahm.
»Dann bist du also mit einer anderen Kabale ›liiert‹. Inwiefern – als Angestellter?«
»Nein, ich arbeite im eigenen Auftrag, wie gesagt.« Cortez faltete die halb leere Ketchuptüte zusammen und legte sie zur Seite. »Bei dem Zirkeltreffen hat eine ältere Frau einen Benicio Cortez erwähnt.«
»Ah, ein Verwandter, nehme ich an?«
»Mein Vater.«
»Lass mich raten … dein Vater ist für eine Kabale tätig.«
»Es würde den Tatsachen eher entsprechen, wenn man sagte, dass eine Kabale für meinen Vater tätig ist. Mein Vater ist der Generaldirektor der Cortez-Kabale.«
Ich verschluckte mich und hätte fast mein halb gegessenes Pommesstäbchen ausgespuckt. »Deine Familie leitet eine Kabale?«
Cortez nickte.
»Ist sie … groß?«
»Die Cortez-Kabale ist die Mächtigste der Welt.«
»Ich dachte, du hättest gesagt, die Nast-Kabale ist die Größte.«
»Das ist sie auch. Die meines Vaters ist die Mächtigste. Ich sage das, weil es den Tatsachen entspricht, nicht weil ich daraufstolz bin. Ich hingegen spiele keine Rolle in der Organisation meines Vaters.«
»Du hast mir doch gestern erst erzählt, dass Kabalen Familienunternehmen sind, die von einem Magier und seinen Söhnen geleitet werden.«
»In der Praxis verhält es sich auch so. Der Sohn eines Kabalenoberhaupts wird mit seiner Geburt Mitglied der Organisation, und in so gut wie jedem Fall bleibt er es auch. Allerdings wird von dem Sohn, wiewohl er in der Kabale aufgewachsen ist, immer noch erwartet, dass er sich an seinem achtzehnten Geburtstag in aller Form initiieren lässt. Da die Mitgliedschaft in der Kabale theoretisch freiwillig ist, besteht für den Sohn die Möglichkeit, die Initiation zu verweigern, so wie ich es getan habe.«
»Du hast also einfach gesagt, tut mir leid, Daddy, aber ich will nicht ins Familienunternehmen einsteigen?«
»Hm …« Er rückte seine Brille zurecht. »Rein technisch betrachtet bin ich natürlich, weil ich die Initiation verweigert habe, nicht Mitglied der Kabale. Ebenso wenig betrachte ich selbst mich als eins. Aber weil solche Vorkommnisse, wie ich bereits erwähnte, außergewöhnlich selten sind, sehe ich mich in einer Situation, in der die meisten Leute mich nach wie vor als Teil der Organisation meines Vaters betrachten. Die vorherrschende Meinung ist, dass diese Rebellion eine vorübergehende Phase ist – eine Ansicht, die mein Vater unglücklicherweise teilt und ermutigt, was bedeutet, dass ich in den Genuss all der Privilegien und Schutzmechanismen komme, die eine solche Position mir bieten
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