Nacht der Leidenschaft
Stimme derartige Empfindungen verspüren konnte …
„Habe ich mir meinen Aprikosenpudding verdient?“, fragte Devlin und streckte die Hand nach einer Schale mit silbernem Deckel aus. „Den werde ich jetzt verspeisen. Ich warne Sie, nur rohe Körperkraft kann mich davon abhalten.“
Wie es seine Absicht war hatte er Amanda abgelenkt und zum Lächeln gebracht. „Aber bitte“, sagte sie und freute sich über ihre feste Stimme. „Bedienen Sie sich.“
Geschickt balancierte er zwei kleine Puddingtörtchen auf seinen Teller und stürzte sich mit jungenhafter Begeisterung darauf. Amanda suchte nach einem neuen Gesprächsthema. „Mr. Devlin … ich würde gern wissen, wie Sie zum Verleger wurden.“
„Dieser Beruf erschien mir tausendmal interessanter, als bei einer Bank oder Versicherungsgesellschaft Zahlen zu schreiben. Und ich wusste, als Lehrling würde ich kein Geld verdienen. Ich wollte mit einem eigenen Geschäft starten, mit Inventar, Angestellten und allem Drum und Dran und Bücher verlegen. Am Tag nach der Abschlussfeier fuhr ich nach London mit einigen meiner Schulkameraden im Schlepptau und…“ Er schwieg. Ein Schatten überzog sein Gesicht. „Ich habe einen Kredit aufgenommen“, sagte er schließlich.
„Sie müssen sehr überzeugend gewesen sein, dass Ihnen die Bank eine ausreichend große Summe vorstreckte, um Ihr Vorhaben zu finanzieren. Vor allem in diesem jugendlichen Alter.“
Amandas Bemerkung war als Kompliment gemeint, aber Devlins Augen verdunkelten sich und sein Mund bekam einen melancholischen Zug. „Ja“, sagte er leise und schien sich zu verspotten. „Ich war sehr überzeugend.“ Hastig trank er mehrere Schluck Wein und blickte dann in Amandas erwartungsvolles Gesicht. Als ob er sich mit einer schweren, sperrigen Last abplagen müsste, sprach er weiter. „Ich beschloss, mit einer illustrierten Zeitschrift zu beginnen, und brachte ein halbes Dutzend dreibändige Romane innerhalb von sechs Monaten nach Gründung der Firma heraus. Der Tag hatte nicht genügend Stunden, um die Arbeit zu bewältigen. Fretwell, Stubbins, Orpin und ich arbeiteten, bis wir umfielen. Ich bezweifle, dass einer von uns nachts mehr als vier Stunden geschlafen hat. Ich traf meine Entscheidungen schnell, wenn auch nicht immer gut; trotzdem gelang es mir, schwerwiegende Fehler zu vermeiden und unser Schiff über Wasser zu halten. Dann kaufte ich fünftausend Bücher aus Überschussbeständen und verschleuderte sie zu Tiefstpreisen, was mich bei den Buchhändlern nicht sehr beliebt machte. Andererseits verdiente ich schnell Geld. Wir hätten sonst nicht überleben können. Meine Kollegen nannten mich einen skrupellosen Verräter – und sie hatten Recht. Aber im ersten Geschäftsjahr verkaufte ich einhunderttausend Bände von den Regalen und zahlte meinen Kredit vollständig zurück.“
„Ich bin überrascht, dass Ihre Konkurrenten sich nicht gegen Sie verschworen und Sie aus dem Geschäft gedrängt haben“, bemerkte Amanda, nüchtern. In literarischen Kreisen wusste man, dass die Booksellers Association und das Publishers Comite sich zusammenschließen und jedem den Todesstoß versetzen konnten, der sich nicht an das ungeschriebene Gesetz hielt: Verkaufe niemals ein Buch unter Preis.
„Oh, und ob sie das versucht haben!“, erklärte er mit einem grimmigen Lächeln. „Aber bis sie eine Kampagne gegen mich organisiert hatten, besaß ich genügend Kapital, um mich dagegen zu wehren.“
„Sie müssen sehr zufrieden sein mit dem, was Sie erreicht haben.“
Devlin lachte kurz auf. „Bis jetzt war ich in meinem Leben mit nichts zufrieden. Ich weiß auch nicht, ob ich das jemals sein werde.“
„Was wäre denn noch erstrebenswert für Sie?“, fragte sie fasziniert und ungläubig zugleich.
„Alles, was ich nicht habe“, antwortete er und brachte sie damit zum Lachen.
Die Unterhaltung floss jetzt weitaus entspannter dahin. Sie sprachen über Romane und Schriftsteller und über die Zeit, die Amanda mit ihrer Familie in Windsor verbracht hatte. Sie beschrieb ihre Schwestern, deren Ehemänner und Kinder. Devlin hörte ihr mit unerwartet großem Interesse zu. Ungewöhnlich aufmerksam für einen Mann, dachte sie, ahnte aber nicht, dass er die besondere Gabe hatte, das zu hören, was nicht ausgesprochen wurde.
„Beneiden Sie Ihre Schwestern um ihre Ehemänner und Kinder?” Jack Devlin lehnte sich im Sessel zurück. Eine Haarsträhne fiel ihm über die Stirn. Amanda war vor-übergehend von der
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