Nacht der Leidenschaft
wird mir zu Hause ein lauwarmes Kartoffelpüree oder eine aufgewärmte Suppe vorsetzen.“
Amanda gelang es nicht, ihn streng anzusehen. „Bei Ihrem Lebensstil, Mr. Devlin, ist es wohl kaum anzunehmen, dass Ihre Köchin so miserabel kocht, wie Sie gerade behaupten. Ich habe neulich erst gehört, dass Sie ein prächtiges Herrenhaus bewohnen und ein ganzes Regiment von Dienstboten zur Verfügung haben. Und die würden es bestimmt nicht zulassen, dass Sie verhungern.“
Bevor Devlin antworten konnte, fuhr ein kalter Winterwind durch die offene Eingangstür, sodass Amanda ihre Zofe bat, die Tür umgehend zu schließen. „Kommen Sie herein , forderte sie Devlin auf, „sonst werde ich noch zu einem Eiszapfen.“
Er strahlte zufrieden, als er durch die warme Diele schritt und die Nase genießerisch schnuppernd nach vorn streckte. „Rindereintopf?“, murmelte er und warf Sukey einen fragenden Blick zu, deren Lächeln von einem Ohr zum anderen reichte.
„Rinderbraten, Mr. Devlin, mit pürierten Rübchen und Spinat und hinterher den leckersten Aprikosenpudding, den Sie je gegessen haben. Die Köchin hat sich heute selbst übertroffen, Sie werden’s sehen.“
Amandas aufflackernder Ärger über Devlins Unverfrorenheit verschwand, als sie ihm die Vorfreude auf die zu erwartenden Köstlichkeiten vom Gesicht ablesen konnte. „Mr. Devlin, Sie erscheinen so oft bei mir zu Hause, dass Sie mir keine Gelegenheit geben, Sie einzuladen.“
Sie nahm seinen Arm und bat ihn in das kleine, aber elegante Esszimmer. Obwohl sie oft allein zu Abend aß, ließ sie immer die Leuchter anzünden und ihr bestes Porzellan und Silber auftischen. Wenn sie schon ohne Ehemann war, so hieß das nicht, dass sie spartanisch leben wollte.
„Hätte ich denn eine Einladung bekommen, wenn ich lange genug gewartet hätte?“, fragte Devlin mit unverschämt funkelnden blauen Augen.
„Nein, bestimmt nicht“, antwortete sie schroff. „Rücksichtslose Erpresser lade ich wohl kaum zum Essen in mein Haus ein.“
„Dann tragen Sie mir das also immer noch nach?“, meinte er. „Nennen Sie mir den wahren Grund. Haben Sie das, was an Ihrem Geburtstag geschehen ist, in so unangenehmer Erinnerung?“
Sogar jetzt, nachdem sie so viel Zeit mit ihm verbracht hatte, trieb ihr die kleinste Bemerkung über ihr erotisches Rendezvous mit ihm die brennende Röte ins Gesicht. „Nein“, murmelte sie, „damit hat es nichts zu tun. Ich …“ Sie hielt inne und seufzte auf, dann zwang sie sich, ihm die Wahrheit einzugestehen. „Ich bin Männern gegenüber nicht sehr mutig. Zum Beispiel würde ich einen Mann nicht zum Abendessen einladen, es sei denn, unter einem geschäftlichen Vorwand. Es würde mich allerdings auch kaum berühren, würde ich abgewiesen.“
Einige Besonderheiten an Jack Devlin waren ihr bereits aufgefallen. Er forderte sie gern heraus und reizte sie, solange sie einen Verteidigungswall um sich errichtet hatte. Zeigte sie aber eine kleine Schwachstelle, wurde er sofort ausnehmend freundlich. „Sie sind eine Frau mit Vermögen, Sie sind schön anzusehen, sind geistreich und haben einen guten Ruf … Warum, in Gottes Namen, sollte Sie ein Mann abweisen?“
Amanda suchte in seinem Gesicht nach Anzeichen von Spott, aber sie sah nur aufrichtiges Interesse, das sie beunruhigte. „Ich bin keine Sirene, die den Mann ihrer Träume anlockt“, sagte sie mit erzwungener Leichtigkeit.
„Ich versichere Ihnen, Sir, es gibt tatsächlich einige Männer, die mich abweisen würden.“
„Dann sind sie Ihrer nicht wert.“
„Oh, natürlich“, antwortete Amanda mit gekünsteltem Lachen und versuchte die Intimität zu vertreiben, die sich zwischen ihnen aufbaute. Sie bat ihn, an ihrem hübschen Mahagonitisch Platz zu nehmen, der mit grün-goldenem Sevres-Porzellan und silbernem Besteck mit Perlmuttgriffen gedeckt war. Eine grüne Butterschale aus Glas, die mit Silberranken verziert war, stand zwischen ihren Tellern. Der Deckel der Butterschale hatte einen silbernen Knopf in Form einer Kuh. Obwohl Amanda gewöhnlich schlichter Eleganz den Vorzug gab, hatte sie der Dose nicht widerstehen können, als sie sie in London in einem Schaufenster entdeckt hatte.
Devlin saß ihr mit einem Ausdruck höchsten Wohlgefühls gegenüber. Er schien die Vertrautheit zu genießen, mit ihr gemeinsam an einem gedeckten Tisch zu sitzen und auf das Abendessen zu warten. Amanda war erstaunt, dass er seine Freude darüber so deutlich zeigte. Ein Mann wie Jack Devlin war
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