Nacht der Leidenschaft
Leinenserviette mit umständlichem Gehabe auf den Tisch und lächelte. „Ich muss jetzt gehen“, murmelte er.
Ihr forschender Blick hatte ihn in Verlegenheit gebracht, dachte Amanda reumütig. Manchmal hatte sie die Unart, Menschen anzustarren, als ob sie sie Schicht um Schicht entblößte, um in ihr Inneres zu blicken. Sie tat es unabsichtlich, wahrscheinlich eine Angewohnheit der Schriftstellerin in ihr.
„Möchten Sie noch einen Kaffee?“, fragte Amanda. „Oder ein Glas Portwein?” Als er den Kopf schüttelte, erhob sich Amanda und wollte nach Sukey läuten. „Ich werde Ihren Hut und Mantel in die Diele bringen lassen, dann …“
„Warten Sie.“ Devlin stand ebenfalls auf und ging um den Tisch herum auf sie zu. Er hatte einen sonderbaren Ausdruck im Gesicht, erwartungsvoll und wachsam, wie ein wildes Tier, das von einem Fremden mit einem Leckerbissen angelockt wurde. Amanda erwiderte den durchdringenden Blick mit einem höflich fragenden Lächeln und versuchte gelassen zu wirken, während ihr Herz wie wahnsinnig zu pochen begann.
„Ja, Mr. Devlin?“
„Sie üben eine äußerst sonderbare Wirkung auf mich aus“, murmelte er. „Sie wecken in mir den Wunsch, die Wahrheit zu sagen … was verdammt ungewöhnlich ist, wenn nicht sogar lästig.“
Sie bemerkte erst, dass sie vor ihm zurückgewichen war, als sie mit den Schulterblättern an die brokatbespannten Wandpaneele stieß. Devlin folgte ihr, stützte eine Hand über ihrer Schulter ab und ließ die andere locker herunterhängen. Seine Haltung war unverfänglich, aber sie fühlte sich durch seine Nähe eingekesselt.
Amanda befeuchtete die trockenen Lippen mit der Zungenspitze. „Worüber wollten Sie mir die Wahrheit sagen, Mr. Devlin?“, gelang es ihr, zu fragen.
Der dichte Saum der Wimpern verbarg seinen Blick. Er schwieg lange, und sie dachte schon, er würde nicht mehr antworten. Dann blickte er ihr gerade in die Augen. Aus dieser Nähe war das Blau seiner Augen unwahrscheinlich intensiv. „Der Kredit“, murmelte er. Das weiche Timbre seiner Stimme war blechern und flach geworden, als ob er sich jedes Wort abbringen musste. „Das Geld, das ich mir geliehen habe, um meinen Verlag zu gründen … Es stammte nicht von einer Bank oder einer anderen Institution. Es war von meinem Vater.“
„Ich verstehe, sagte sie ruhig, obwohl beide wussten, dass sie überhaupt nichts verstanden hatte.
Die große Hand an der Wand zog sich zu einer Faust zusammen. „Ich habe ihn nie gesehen, aber ich hasste ihn. Er ist ein Peer, ein wohlhabender Mann, und meine Mutter war eine seiner Hausangestellten. Entweder hat er sie vergewaltigt oder verführt. Als ich zur Welt kam, hat er sie erbarmungslos vor die Tür gesetzt. Ich war nicht der erste Bastard, den er unehelich gezeugt hatte, und Gott weiß, auch nicht der letzte. Ein illegitimes Kind hatte keine Bedeutung für ihn. Von seiner Frau hat er sieben eheliche Kinder.“ Devlins Oberlippe verzog sich angewidert.
„Soweit ich weiß, ein Haufen verzogener, fauler Taugenichtse.“
„Sie haben sie kennen gelernt?“, fragte Amanda vorsichtig. „Ihre Halbbrüder und -schwestern?“
„Ich hab sie gesehen, ja“, sagte er bitter. „Aber sie haben kein Interesse, mit einem der vielen Bastarde ihres Vaters bekannt zu werden.“
Amanda nickte und sah in sein stolzes, hartes Gesicht.
„Als meine Mutter starb und mich keiner zu sich nehmen wollte, schickte mein Vater mich nach Knatchford Heath.
Es war … kein guter Ort. Keinem Jungen, der dorthin verbannt wurde, konnte man es verübeln, wenn er dachte, sein Vater wünsche ihm den Tod. Und ich wusste sehr wohl, dass mein Tod für die Welt keinen großen Verlust bedeutet hätte. Dieser Gedanke hielt mich am Leben.“ Ein kurzes, hartes Lachen folgte. „Ich überlebte aus reinem Trotz – um meinem Vater eins auszuwischen. Ich …“ Er verstummte, als er ihrem stillen Blick begegnete, und schüttelte den Kopf, als wollte er die Vergangenheit verscheuchen. „Ich sollte Ihnen das alles nicht erzählen“, murmelte er.
Amanda berührte ihn leicht am Jackett. „Sprechen Sie weiter“, flüsterte sie. Sie stand unbeweglich an der Wand und spürte mit allen Sinnen, dass er sich ihr öffnete und sie in sein Vertrauen zog, so wie er es bei keinem Menschen zuvor getan hatte In diesem Augenblick wünschte sie sich nichts sehnlicher, als dass er sich ihr anvertraute.
Devlin wich ihrer Berührung nicht aus. „Als ich die Schule verließ, hatte ich
Weitere Kostenlose Bücher