Nacht der Leidenschaft
Hand an ihrem Ellenbogen. Seine tiefe Stimme flüsterte ihr leise ins Ohr.
„Kommen Sie mit mir.“
„Wohin gehen wir?“, fragte sie forsch.
Seine höfliche, gesellschaftliche Maske konnte das aufwallende Begehren in seinen Augen nur schlecht verbergen.
„Wir suchen uns den passenden Mistelzweig am passenden Ort.“
„Sie werden einen Skandal heraufbeschwören“, warnte sie und wusste nicht, ob sie lachen oder Reißaus nehmen sollte.
„Fürchten Sie einen Skandal?” Er führte sie durch die Tür des großen Salons in einen abgedunkelten Flur. „Dann bleiben Sie lieber bei Ihrem achtbaren Freund Hartley.“
Amanda gab einen amüsiert ungläubigen Ton von sich. „Das klingt ja so, als ob Sie auf diesen sympathischen Witwer eifersüchtig wären …“
„Natürlich bin ich auf ihn eifersüchtig“, murmelte Devlin. „Ich bin auf jeden Mann, eifersüchtig, der Sie anschaut.“
Er zog sie in einen großen, spärlich beleuchteten Raum, der nach Leder und Tabak roch. Das war die Bibliothek, erinnerte sie sich vage, während ihr Herz wilde Sprünge machte bei der Aussicht, mit ihm allein zu sein. „Ich möchte Sie für mich allein haben“, fuhr er brummig fort. „Diese verdammten Leute sollen endlich nach Hause gehen.“
„Mr. Devlin“, wandte sie mit schwacher Stimme ein und hielt den Atem an, als er sie gegen ein Bücherregal drängte und wie ein mächtiger Turm vor ihr aufragte, kaum eine Handbreit entfernt. „Ich denke, Sie haben zu viel getrunken.“
„Ich bin nicht betrunken. Wieso fällt es Ihnen so schwer zu glauben, dass ich Sie will?” Sie spürte, wie sich seine warmen Hände sich ihr näherten und ihr Gesicht umfassten. Mit den Lippen berührte er ihre Stirn, die Wangen, die Nase. Gehauchte Küsse, die ihre Haut versengten. Seine Stimme war ruhig, als sie sein nach Rum riechender Atem zärtlich streifte. „Die Frage ist, Amanda … Wollen Sie mich?“
In ihrem Kopf flatterten Worte wie unruhige Vögel auf und prallten aneinander, während jeder Nerv ihres Körpers zu ihm drängte, dass sie nicht länger an sich halten konnte und sich an den breiten, muskulösen Körper schmiegte.
Er umarmte sie, presste ihre Hüften an sich, bis sie miteinander verschmolzen, soweit es die trennenden Schichten der Kleidung erlaubten.
Das Wohlgefühl, von seinen Armen festgehalten zu werden, den kraftvollen Druck seiner Hände zu spüren, entlockte ihr einen Seufzer. Er küsste sie am Hals, schmeckte ihre Haut. Die Knie wurden ihr weich, als die unbeschreiblichsten Empfindungen durch ihren Körper jagten. „Schöne Amanda“, murmelte er und der heiße Atem streifte ihre Haut. „A chuise mo chroi … Das habe ich schon einmal zu Ihnen gesagt, erinnern Sie sich?“
„Sie haben mir nicht gesagt, was es heißt“, brachte sie mühsam hervor und legte die Wange auf sein rasiertes, ein wenig kratziges Gesicht.
Er legte den Kopf zurück und sah sie aus dunklen Augen an. Der breite Brustkasten hob und senkte sich vom hastigen Atmen. „Der Puls meines Herzens“, flüsterte er. „Vom ersten Augenblick an wusste ich, wie es zwischen uns sein würde, Amanda.“
Amandas Finger zitterten, als sie sich an dem weichen, wollenen Gewebe seines Revers festhielt. Das also war Verlangen, dachte sie benommen, und war es hundertmal mächtiger als alles, was sie bisher empfunden hatte. Auch in jener Nacht, als sie sich jenen süßen Wonnen hingegeben hatte, die er in ihr entfacht hatte. Er hatte ihr eine neue Welt sinnlicher Freuden eröffnet und war ihr trotzdem ein Fremder geblieben. Jetzt lernte sie allmählich, dass es einen großen Unterschied machte, ob man einen gut aussehenden Fremden begehrte oder einen Mann, dem man sein Herz geschenkt hatte. Der Austausch von Vertraulichkeiten, die vielen Diskussionen und Gespräche, das gemeinsame Lachen und die schwelende Erotik hatten etwas Neues zwischen ihnen entstehen lassen. Die bestehende Anziehung und Sympathie hatte sich in etwas Dunkles, Elementares verwandelt.
Er wird nie dein sein warnte sie ihr Herz. Er wird dir nie gehören. Er wird nie heiraten wollen oder eine Beschneidung seiner Freiheit akzeptieren. Eines Tages wird es zu Ende sein, und du bist wieder allein. Sie war zu sehr Realistin, um vor der Wahrheit die Augen zu verschließen.
Aber alle Bedenken verflogen, als sich seine Lippen auf die ihren legten. Sie spielten mit ihr, pressten sich auf sie und bedrängten sie, bis ihr Mund weich wurde und sich öffnete. Ihre Reaktion schien ein
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