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Nacht der Leidenschaft

Nacht der Leidenschaft

Titel: Nacht der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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dunkelseidenes Halstuch, das ordentlich unter dem Bart gebunden war. Amanda verspürte einen schmerzhaften Stich bei dem Gedanken, dass sie ihn nach diesem Morgen nicht mehr wieder sehen würde. Sein freundliches, offenes Gesicht und seine unkomplizierte, wohltuende Gesellschaft würden ihr fehlen. Es war angenehm, mit einem Mann zu verkehren, der weder anstrengend noch erregend war, mit einem Mann, dessen Leben im Gegensatz zu Jack Devlins still und ruhig verlief.
    „Bezaubernd wie immer, nur ein wenig blass“, meinte Charles und lächelte Amanda an, als er Sukey Hut und Mantel reichte. „Ich war in Sorge um Sie, Miss Briars.“
    „Es geht mir viel besser, danke“, antwortete Amanda und zwang sich zu einem Lächeln. Sie bat Sukey, ihr die Blumen abzunehmen und ins Wasser zu stellen. Dann forderte sie Charles auf, neben ihr auf dem Sofa im Salon Platz zu nehmen. Einige Minuten plauderten sie leicht dahin und unterhielten sich über nichts Besonderes, während Amanda fieberhaft überlegte, wie sie ihm am besten beibrachte, dass sie England für immer verlassen wollte.
    Leider fielen ihr nicht die passenden Worte ein, und sie platzte in ihrer natürlichen Unverblümtheit mit der Neuigkeit heraus. „Charles, ich bin froh, dass wir heute Gelegenheit haben, miteinander zu sprechen, denn es wird das letzte Mal sein. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass England nicht mehr das geeignete Land für mich ist, und habe vor, mich anderswo niederzulassen – in Frankreich. Das milde Klima und die geruhsamere Lebensweise werden mir gewiss besser bekommen. Sie werden mir sehr fehlen, und ich hoffe von Herzen, dass wir ab und zu miteinander korrespondieren.“
    Charles’ Gesicht wurde leer und ausdruckslos, als er die Nachricht schweigend verarbeitete. „Warum?“, murmelte er schließlich und nahm ihre Hand zwischen seine großen Hände. „Sind Sie krank, Amanda? Brauchen Sie deswegen ein milderes Klima? Oder gibt es andere Umstände, derentwegen Sie England verlassen? Ich möchte nicht in Sie dringen, aber ich habe guten Grund, Sie danach zu fragen, was ich Ihnen gleich erklären werde.“
    „Ich bin nicht krank“, sagte Amanda mit einem schwachen Lächeln. „Sie sind sehr freundlich, Charles, sich um mein Wohlergehen zu sorgen…“
    „Meine Fragen beruhen nicht auf Freundlichkeit“, sagte er ruhig. Zum ersten Mal sah sie tiefe Furchen auf seiner sonst so glatten Stirn. Sein Mund war zu einem Strich geworden und verschwand beinahe unter dem ordentlich getrimmten Bart. „Ich möchte nicht, dass Sie fortgehen, Amanda. Ich muss Ihnen etwas sagen, auch wenn ich mir damit noch Zeit lassen wollte … Aber die Umstände zwingen mich, ein wenig voreilig zu sein. Amanda, Sie sollen wissen, wie viel Sie mir bedeuten …“
    „Bitte“, unterbrach sie ihn, als ahnte sie, was kommen würde. Sie wollte nicht, dass er ihr gegenüber irgendwelche Geständnisse machte … Verhüte Gott, dass er sagte, er liebe sie, wenn sie mit dem Kind eines anderen Mannes schwanger war! „Charles, Sie sind ein lieber Freund und ich schätze mich glücklich, dass ich Sie kennen lernen durfte. Aber dabei wollen wir es belassen, bitte. In wenigen Tagen reise ich ab, und alles, was Sie sagen, wird nichts an dieser Tatsache ändern.“
    „Ich fürchte, ich kann nicht schweigen.“ Er packte ihre Hand fester, obwohl seine Stimme noch ruhig war. „Ich werde Sie nicht gehen lassen, ohne Ihnen zu sagen, wie sehr ich Sie schätze. Sie bedeuten mir sehr viel, Amanda.
    Sie sind eine der feinsten Frauen, die mir begegnet sind, und ich möchte.“
    „Nein“, sagte sie und die Kehle schien ihr plötzlich zugeschnürt. „Ich bin keine feine Frau … oder eine gute. Ich habe schreckliche Fehler gemacht, Charles, Fehler, die ich Ihnen nicht erklären möchte. Bitte, lassen Sie uns als Freunde scheiden und nichts mehr sagen.“
    Er betrachtete sie eine lange Zeit. „Sie sind in Schwierigkeiten“, sagte er leise. „Darf ich Ihnen helfen? Haben Sie Probleme finanzieller Art – oder mit dem Gesetz?“
    „Es sind Schwierigkeiten, bei denen mir kein Mensch helfen kann.“ Sie konnte ihn nicht ansehen. „Bitte, gehen Sie jetzt“, sagte sie und erhob sich vom Sofa. „Leben Sie wohl, Charles.“
    Er drückte sie wieder in die Polster zurück. „Amanda“, murmelte er, „in Anbetracht meiner Gefühle für Sie sind Sie mir, so glaube ich, etwas schuldig … nämlich die Chance, dem Menschen, den ich tief in mein Herz geschlossen habe, zu helfen.

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