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Nacht der Leidenschaft

Nacht der Leidenschaft

Titel: Nacht der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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der Nähe stehenden Stuhl. Mit dem offenen Kleid saß sie da, umgeben von grün schimmernden Röcken. Ein seltsames Gefühl hatte sie beschlichen, so als befände sie sich hoch in den Lüften und der Boden unter ihr wäre unerreichbar fern. Es war kein angenehmes Gefühl, diese schreckliche Leichtigkeit. Verzweifelt suchte sie nach einer Möglichkeit, sich zu verankern, sich an etwas Sicherem, Beruhigendem festzuhalten.
    „Miss Amanda“, sagte Sukey eine Weile später, „Mr. Hartley wird gleich da sein.“
    „Dann schick ihn fort“, bat Amanda benommen. „Sag ihm … sag ihm, dass ich mich heute nicht wohl fühle. Und lass einen Arzt kommen.“
    „Ja Miss Amanda.“
    Der Arzt würde nur bestätigen, was sie plötzlich zu .wissen glaubte. Die Veränderungen in ihrem Körper wie auch ihr weiblicher Instinkt ließen nur diese eine Schlussfolgerung zu. Sie war mit Jack Devlins Kind schwanger … ein schlimmeres Dilemma konnte sie sich nicht vorstellen.
    Von unverheirateten Frauen, die schwanger waren, sagte man oft, sie befänden sich in einer ~Zwangslage‘. Die Bedeutung dieses Ausdrucks ließ Amanda hysterisch auflachen. Zwangslage? Nein, es war eine Katastrophe, die ihr Leben von Grund auf verändern würde.
    „Ich bleib bei Ihnen, Miss Amanda“, murmelte Sukey. „Ganz gleich, was geschieht.“
    Trotz des wüsten Durcheinanders in ihrem Kopf rührte Amanda die spontan zum Ausdruck gebrachte Loyalität ihrer Zofe. Unwillkürlich ergriff sie die raue, abgearbeitete Hand der Dienerin und drückte sie. „Danke, Sukey“, sagte sie heiser. „Ich weiß nicht, was ich tun soll, wenn … wenn das Kind da ist … ich werde fortgehen müssen … ins Ausland vielleicht. Ich werde eine Zeit lang nicht in England leben können.“
    „Ich hab England schon seit Jahren satt“, erwiderte Sukey tapfer. „Der viele Regen, immer ist es grau und neblig, und die ewige Kälte, die einem in die Knochen kriecht … nee, das ist nichts für eine Frau mit ’ner warmen Natur.
    Frankreich, Italien… das sind Länder, von denen ich schon immer geträumt habe.“
    Ein trauriges Lachen hinderte Amanda am Sprechen. Stattdessen flüsterte sie nur. „Abwarten, Sukey. Wir werden abwarten.“
    Amanda weigerte sich eine Woche lang, Charles Hartley oder sonst einen Menschen zu sehen, nachdem der Arzt ihren Verdacht bestätigt hatte. Sie war schwanger.
    Schließlich ließ sie Hartley eine schriftliche Nachricht überbringen, in der sie ihm mitteilte, dass sie an einem Anflug einer Erkältung leide und einige Tage Ruhe brauche, um sich zu erholen. Er antwortete ihr mit einem mitfühlenden Brief und einem Gebinde wunderschöner Blumen aus dem Gewächshaus.
    Es gab viel zu überlegen, wichtige Entscheidungen mussten getroffen werden. Auch wenn Amanda es versuchte, so konnte sie Jack Devlin nicht für ihren Zustand verantwortlich machen. Sie war eine reife Frau, die über die Gefahren und Folgen einer Affäre Bescheid wusste. Die Verantwortung lastete mit Recht auf ihren Schultern.
    Obwohl Sukey ihr vorgeschlagen hatte, Jack mit dieser Nachricht aufzusuchen, schreckte sie allein vor dem Gedanken zurück. Auf keinen Fall! Wenn es etwas auf dieser Erde gab, das Amanda mit Sicherheit wusste, dann war es die Tatsache, dass sie Jack Devlin weder als Ehemann noch als Vater ihres Kindes bei sich haben wollte.
    Diese Last würde sie ihm nicht aufbürden – sie war in der Lage, für sich und ihr Kind zu sorgen.
    Ihr blieb nur eine Möglichkeit. Sie würde ihren Haushalt auflösen und so bald wie möglich nach Frankreich ziehen.
    Vielleicht würde sie einen imaginären Ehemann erfinden, der verstorben war und sie als Witwe zurückgelassen hatte … jedenfalls würde ihr irgendeine Ausrede einfallen, die es ihr erlaubte, gesellschaftlich mit den Einheimischen zu verkehren. Sie würde trotzdem ein gesichertes Auskommen haben, da sie auch von Frankreich aus ihre Romane verlegen lassen konnte. Es bestand kein Grund, dass Jack von der Existenz des Kindes erfuhr.
    Keiner würde die Wahrheit kennen, ausgenommen ihre Schwester Sophia und natürlich Sukey.
    Sie verwendete sämtliche Kraft auf die Planung der nahen Zukunft, stellte Listen zusammen und traf erste Vorbereitungen für die bevorstehende drastische Veränderung ihres Lebens. Schließlich erlaubte sie Charles Hartley, sie an einem Vormittag zu besuchen, um sich von ihm zu verabschieden.
    Charles kam mit einem Blumenstrauß. Er trug sein elegantes braunes Jackett, dazu beige Hosen und ein

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