Nacht der Leidenschaft
Sagen Sie mir, worum es geht.“
Über seine Hartnäckigkeit verärgert und zugleich auch gerührt, zwang sich Amanda, ihm offen in die freundlichen braunen Augen zu blicken. „Ich bin schwanger“, platze sie heraus. „Verstehen Sie jetzt? Weder Sie noch ein anderer können mir helfen. Und lassen Sie mich bitte in Frieden, damit ich ein wenig Ordnung in mein Leben bringen kann.“
Charles braune Augen wurden groß und die Lippen teilten sich. Er hatte mit allem gerechnet, nur nicht damit. Wie viele Menschen wären ähnlich schockiert, dachte Amanda, wenn sie erführen, dass die vernünftige, ältliche Romanautorin eine Affäre gehabt hatte und nun schwanger war? Trotz ihres Dilemmas empfand sie beinahe eine bittere Zufriedenheit, dass sie so etwas Unvorstellbares getan hatte.
Ungerührt hielt Charles ihre Hand weiterhin fest. „Der Vater … nehme ich an, ist Jack Devlin.“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
Amanda errötete, als sie ihn anblickte. „Dann haben Sie die Gerüchte gehört?“
„Ja“, sagte er ohne eine Spur von Tadel, „aber ich konnte sehen, dass das, was einmal zwischen Ihnen gewesen ist, entschieden vorbei war.“
Amanda ließ ein kleines, spöttisches Lachen hören. „Offensichtlich ist es noch nicht vorbei.“
„Devlin ist nicht bereit, die Verantwortung zu übernehmen?“
Diese Reaktion hatte sie nicht von Charles erwartet. Anstatt sich angewidert von ihr abzuwenden, schien er so ruhig und freundlich wie immer und nahm an ihrem Schicksal aufrichtig Anteil. Amanda wusste, dass er viel zu sehr Gentleman war, um ihr Vertrauen zu missbrauchen. Alles, was sie ihm erzählte, würde den Klatschmäulern nicht als Leckerbissen vorgeworfen werden. Sie empfand es als ungeheure Erleichterung, einen anderen Menschen ins Vertrauen zu ziehen, und merkte, wie sie den Druck seiner Hände erwiderte, als sie weitersprach.
„Er weiß es nicht und wird es niemals erfahren. Jack hatte mir immer klar zu verstehen gegeben, dass für ihn eine Heirat nicht infrage käme. Außerdem wäre er gewiss nicht der Ehemann, den ich mir wünsche. Darum gehe ich fort … als unverheiratete Mutter kann ich nicht In England bleiben.“
„Selbstverständlich … Aber Sie müssen es ihm sagen. Ich kenne Devlin nicht gut, aber man muss ihm die Gelegenheit bieten, die Verantwortung für Sie und das Kind zu übernehmen. Es ist weder ihm noch dem Kind gegenüber gerecht, wenn Sie die Wahrheit für sich behalten.“
„Es hat keinen Sinn, es ihm zu sagen. Ich kenne seine Antwort im Voraus.“
„Sie können diese Bürde nicht allein tragen, Amanda.“
„Doch, das kann ich.“ Sie fühlte sich plötzlich ganz ruhig und lächelte sogar, als sie in sein breites, besorgtes Gesicht blickte. „Glauben Sie mir, ich kann es. Das Kind wird nicht darunter leiden und ich auch nicht.“
„Jedes Kind braucht einen Vater. Und Sie brauchen einen Mann, der Ihnen hilft, die kleine Familie zu unterhalten.“
Amanda schüttelte entschlossen den Kopf. „Jack würde mir nie einen Antrag machen, und wenn, dann würde ich ablehnen.“
Diese Worte schienen einen verborgenen Wagemut in Charles zu wecken. Ein übermächtiger Impuls trieb ihn, eine Frage zu stellen, die sie zutiefst verwunderte. „Und wenn ich um Ihre Hand bäte?“
Sie starrte ihn an. Hatte er den Verstand verloren? „Charles“, sagte sie geduldig in der Vermutung, er habe sie anfangs nicht ganz verstanden, „ich erwarte das Kind eines anderen Mannes.“
„Ich hätte gern Kinder. Ich würde dieses Kind als mein eigenes betrachten, und ich möchte Sie zu meiner Frau haben.“
„Aber warum?“, fragte sie verwirrt. „Ich habe Ihnen doch gerade erklärt, dass ich ein uneheliches Kind erwarte. Sie wissen, was dies über meinen Charakter aussagt. Ich bin keinesfalls die Frau, die Sie brauchen.“
„Das Urteil über Ihren Charakter überlassen Sie mir. Sie sind schätzenswert, wie immer.“ Er lächelte in ihr bleiches Gesicht. „Geben Sie mir die Ehre, meine Frau zu werden, Amanda. Es ist nicht notwendig, England und ihre Verwandten und Freunde zu verlassen. Wir hätten ein schönes, gemeinsames Leben. Sie wissen, dass wir zueinander passen. Ich will Sie … und ich will dieses Kind.“
„Aber Sie können doch nicht den Bastard eines anderen als Ihr Kind annehmen!“
„Vor vielen Jahren hätte ich das vielleicht nicht getan. Aber jetzt naht der Herbst meines Lebens, und mit der Reife der Jahre ändern sich manche Ansichten gewaltig. Ich
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