Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen
Dunkelheit.“
„Deinen Sarkasmus kannst du dir sparen“, mischte sich ein anderer Loser, der ein Netzhemd trug, wichtigtuerisch ein. Als er aufstand, stieß er fast den Stuhl um, den er zuvor an den Tisch gezogen hatte. Sitzen war hier extrem wichtig. Er zog mit seinem Stuhl wieder ab.
„Du hast nicht viel Glück heute Nacht“, stellte Ziggy lächelnd fest. Er fuhr mit den Fingern über Bills Nacken, strich über seinen Haaransatz, bis er nicht länger unbeteiligt wirken konnte, und erschauderte ein wenig.
Bill schlug seine Hand weg. „Hör auf damit. Wir wollen hier nicht auffallen. Und wenn wir in einem Raum voller Teenager anfangen herumzuknutschen, dann würde das hundertprozentig für Aufmerksamkeit sorgen.“Amüsiert betrachtete Ziggy Bills Kleidung. Auf einer normalen Straße bei Tageslicht würde Bills graues T-Shirt, in die dunkelblaue Jeans gesteckt, keinerlei Argwohn erregen, aber hier, im Land der schwarzen Plastikhosen und abgeklebten Brustwarzen? In den Cite Club hätte er genauso gut nackt hereinspazieren können – die anderen Gäste hätten ihn weniger angestarrt. „Genau, du siehst verdammt unauffällig aus.“
„He, ich habe es zumindest versucht. Aber wir verfügen nur über eingeschränkte Ressourcen.“ Er nickte zu einem Mädchen herüber, die grüne Strähnen in ihrem schwarzen Haar trug, das ihr weit über die Hüften reichte. Mit einigem Interesse beäugte sie die beiden von der Bar aus. „Sie sieht so aus, als wäre sie etwas für uns. Wie ist es? Suchen wir eine Schnecke, die wir in einem flotten Dreier flachlegen können?“
„Solange wir nicht wirklich eine Schnecke in einem flotten Dreier flachlegen müssen, okay.“ Ziggy wollte am liebsten den Kopf auf den Tisch legen und sich die Ohren zuhalten, damit er sich Bills Pläne nicht länger anhören musste. Er hatte keine Ahnung – und wollte es eigentlich auch gar nicht so genau wissen –, wie gut Bill darin war, andere Leute anzulügen.
Bevor Bill bei der nächsten Person einen schlechten Eindruck hinterlassen konnte, schob sich Max auf die Bank neben Ziggy. „Und, habt ihr Glück gehabt?“
„Nein, aber du versaust uns gerade die Masche“, stellte Bill fest und zwinkerte dem Mädchen an der Bar übertrieben zu. Es verzog das Gesicht, als versuchte es, nicht zu lachen. Dann zielte es mit Daumen und Zeigefinger auf Bill wie mit zwei Pistolen, bevor es sich zu Bar umdrehte.
„Nett.“ Ziggy musste sich ebenfalls das Lachen verkneifen. „Und wie läuft es bei dir?“Max zuckte mit den Schultern. „Okay. Ich habe mich ein bisschen mit einer Gruppe von „echten“ Vampiren unterhalten. Du weißt schon, die Kids, die sich bei Vollmond treffen und voneinander etwa einen Kaffeelöffel voller Blut trinken.“ Er riss die Augen auf und streckte die Hände in die Höhe wie Frankensteins Monster. Als er sie wieder fallen ließ, lachte er reumütig. „Die meisten von ihnen würden sich in die Hosen machen, wenn sie einen richtigen Vampir träfen, aber ab und zu findet man einen, der mitspielt. Ich habe von einigen die Telefonnummer.“
„Bill versuchte es mit dem Spruch, dass er nach einem Dritten sucht, wenn du verstehst, was ich meine.“ Ziggy holte seine Zigaretten hervor und zündete sich eine an. „Aber bisher hatte er noch kein Glück.“
Während Max ihn von oben bis unten ansah, grinste ihn Max schief an: „Tja, ich frage mich, woran das liegen könnte.“
Zumindest hatte sich Max die Mühe gemacht, sich zu verkleiden. Im Lagerraum des Bücherladens hatten sie einen Karton mit Ziggys alten Anziehsachen gefunden, und auch wenn Max zu schmal und zu groß für die Mehrzahl der Klamotten war, passte ihm doch einiges. Er hatte sein schwarzes T-Shirt und die Jeans mit schweren Silberringen, Gummiarmbändern und seine Augen mit einer Menge Kajalstift aufgemotzt.
Bill hatte alles abgelehnt, was sich im Angebot einer Avon-Beraterin befunden hätte.
„Diese Musik bringt mich um“, beschwerte sich Max und hielt sich die Ohren zu. „Wenn wir bisher nichts gefunden haben, dann glaube ich nicht, dass es noch etwas wird. Los, lass uns zurück zur Wohnung fahren, bevor ich taub werde.“
„Weißt du, irgendwie finde ich es hier faszinierend“,schrie Bill Ziggy ins Ohr, als sie sich den Weg über die Tanzfläche in Richtung Ausgang bahnten. „Diese ganze ‚Schau in meine dunkle Seele-Chose‘. Ich kann das fast besser ab, als diese ewig gut gelaunten Typen.“
„Etwa Typen wie du?“, scherzte Ziggy, aber als
Weitere Kostenlose Bücher