Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen

Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen

Titel: Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
Vom Netzwerk:
hörte. Seine Augen fielen ihm zu, während ich sprach. Ich betrachtete ihn eine Weile. Als er fest eingeschlafen war, ging ich ins Wohnzimmer. Bill und Ziggy waren noch nicht zurück, und einen seltsamen Moment lang fühlte es sich an, als sei ich in einer anderen Zeit gelandet. In einer Zeit, in der ich mir noch keine Sorgen über den Souleater machen musste, einer Zeit, in der ich Cyrus noch nicht einmal getroffen hatte. Ich hatte das Gefühl, es war die Nacht, in der ich in diesem Wohnzimmer stand, als Nathan mich drohte umzubringen, und ich immer noch nicht wahrhaben wollte, dass ich bereits ein Vampir war.
    So lange war das noch nicht her, vielleicht weniger als ein Jahr, aber es fühlte sich an, als sei seitdem bereits ein Jahrhundert verstrichen.
    Was war geschehen, dass ich nicht mehr die Person war, die nichts weiter wollte, als einfach in ihre leere Wohnung und in ihr altes Leben zurückzukehren, sondern eine, die Entscheidungen über Leben und Tod traf und doch derenKonsequenzen nicht tragen wollte? Ich war jemand geworden, der die scheußlichen Dinge, die vor uns lagen, ein wenig ängstlich, hauptsächlich aber wütend, betrachtete.
    Du solltest dich aber fürchten, warnte mich Dahlia in meinen Gedanken. Du hast keine Ahnung, wozu er alles in der Lage ist. Was ich dir jetzt alles antun kann.
    Ich ging ans Fenster und schaute auf die Stadt hinaus. Die orangefarbenen Straßenlaternen verwandelten die Bäume in schimmernde skelettartige Schatten, die sich gegen die dunkle Leere der Gebäude abhoben. Früher hätte ich mir Sorgen darum gemacht, was für Dinge da draußen lauerten, auf die man im Dunklen stoßen konnte. Aber ich hatte sie bereits alle gesehen.
    Dahlias Lachen klang mir im Kopf. Du hast noch gar nichts gesehen.
    „Raus mit dir, du Schlampe“, flüsterte ich, mein kalter Atem beschlug das Fensterglas. „Los, raus mit dir.“

16. KAPITEL
    Ein Schock
    Der Cite Club war genauso laut und erbärmlich, wie ihn Ziggy in Erinnerung hatte. Er mochte diesen Ort nie besonders, aber er hatte ihn ertragen, als er noch ein Mensch gewesen war und Nathan half, Vampire aufzuspüren. Wie es schien, war dies hier der Club, in den Vampire gingen, die neu in der Stadt waren. Oder die einfach gerade zu Vampiren geworden waren und hier strandeten. Und das war erbärmlich.
    Um in den Cite Club zu kommen, musste man ihn erst einmal finden. Er war absichtlich nicht ausgeschildert worden. Das Gebäude bestand aus Backstein, aber früher einmal hatte jemand hochglänzenden schwarzen Lack benutzt, um es anzustreichen. Das Ergebnis war ein Backsteinbau mit schwarzen Klecksen, und das ganze Ding erinnerte Ziggy an Hautkrebs. Sobald man im Haus war, konnte man nicht anders, als eine Treppe hinunterzusteigen. Wahrscheinlich befanden sich in den oberen Stockwerken Büroräume, der Club jedoch lag im Untergeschoss. Es gab eine Bar, aber Alkohol wurde nur am Donnerstag ausgeschenkt. Das war der Tag, an dem niemand unter achtzehn Jahren Zutritt bekam. An den restlichen Tagen erhielt man Kaffee und französische Limonaden von dem Typen hinter dem Tresen, der auf Marilyn Manson machte.
    Doch die Atmosphäre war jeden Abend gleich. Aufgeregt, verraucht, laut. Aus den Lautsprechern drang ein Song mit heulendem Soprangesang à la Nightwish, einer Metalband. Darunter war stümperhaft Industrial-Beat gemischt. Der Haufen Leute auf der Tanzfläche bewegte sich wie in den Siebzigerjahren, nur mit einem heftigen Anfallvon Langeweile im Endstadium: Teilnahmslose Drehbewegungen wechselten sich mit halbherzigen Versuchen ab, den Takt zu finden. Es war deprimierend, sich vorzustellen, dass Menschen tatsächlich willens waren, hier ihre Freizeit zu verbringen. Alle versuchten sich gegenseitig mit ihren Gothic-Klamotten aus Szene-Läden und ihren übertrieben zur Schau gestellten Depressionen zu übertrumpfen. Ziggy lehnte sich gegen die Wand einer als Halbmond gesägten Sitzecke und versuchte zu verstehen, was Bill mit einem dürren Punk besprach, dessen Gesicht weiß angemalt war.
    „Und in dem Moment wurde mir klar, dass meine Seele für immer dem Lord und der Lady der Dunkelheit gewidmet sein würde“, sagte der Kleine und zitterte dramatisch, als er die Selbstgedrehte, die in schwarzem Papier steckte, an die Lippen führte. „Dass ich für immer herumirren würde. Verloren in der Dunkelheit.“
    „Wow. Na ja, das ist …“ Bill sah Ziggy an, dann den Punk. „Das ist ja toll. Hast du das gehört, Ziggy? Lord und Lady der

Weitere Kostenlose Bücher