Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen
gesagt.“
„Ich weiß. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ich es selbst herausfinden musste.“ Er schüttelte den Kopf. „Sie müssen ihn zurückgebracht haben, nachdem ihr mich abgeholt habt. Denn ich weiß, dass ich ihn wahrgenommen hätte, wäre er dort herumspaziert.“
„Wie geht es ihm?“ Ich wollte eigentlich nicht fragen, aber ich musste es wissen. So war das. Es war nicht schön, aber so war es eben.
„Er ist auf unserer Seite. Das ist das Einzige, worum du dir Gedanken zu machen brauchst“, rief Max streng aus der Küche herüber. „He, wo ist denn dein grauer Kollege?“
Ich verzog das Gesicht. „Er heißt Henry. Und er ist unten und versucht den Lagerraum für Ziggy und Bill ein wenig netter herzurichten. Wenn du willst, kannst du auf der Couch schlafen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es gestern für dich lustig gewesen ist, dort unten zu schlafen.“
Max steckte den Kopf herein. „Das war okay. Wahrscheinlich werde ich wieder im Kellerloch schlafen.“
Nachdem er das Blut auf dem Herd erwärmt und wir alle einen Becher getrunken hatten, außer Bill, der sich an den Inhalt des Flachmannes hielt, erzählten sie mir, was sie mit Cyrus erlebt hatten.
„Zehn Tage?“ Ich schüttelte den Kopf, während Angst mir das Herz zu zerdrücken schien. „Das geht auf keinen Fall. Nathan wird sich bis dahin nicht erholt haben.“
„Dann machen wir die Pläne ohne Nathan, jedenfalls, was den Kampf angeht.“ Max stand auf und streckte sich. „Jedenfalls kannst du ja noch ein paar von diesen praktischen grauen Typen herstellen. Wie viele, meinst du, kannstdu bis dahin schaffen?“
Ich verschluckte mich an dem Blut, das ich trank. „Das ist doch wohl nicht dein Ernst, oder?“
„Cyrus sagte, wir hätten eine Menge von Jacobs menschlichen Soldaten getötet. Aber trotzdem brauchen wir Verstärkung.“ Ziggy sah mich an.
Ich schaute in die ernsten Gesichter der Männer am Tisch und seufzte. „Ich weiß es nicht. Vielleicht fünf. Vielleicht. Aber es hat mich schon viel Kraft gekostet, Henry zu machen.“
Das muss aber in Zukunft nicht mehr so sein, erinnerte mich Dahlia. Ich schob sie beiseite.
„Na, du bist jedenfalls die Beste von uns. Und mir fällt nichts mehr ein. Wie sieht es mich euch aus, Leute?“, fragte Max und ging zu den Bücherregalen.
Erzähl ihm von mir, verlangte Dahlia und drängte sich so gnadenlos in mein Bewusstsein, dass ich mich kaum auf meine eigenen Gedanken konzentrieren konnte. Ich wollte ihnen gerade erzählen, dass ich noch mehr Kopien von Henry herstellen könnte – kein Problem –, los, lass uns also einfach den Souleater umbringen. Was herauskam, war etwas anderes. „Ich bin ein Souleater“, platzte ich heraus.
Ich hörte, wie ich diese Worte aussprach, fragte mich aber gleichzeitig, ob ich das nur träumte, denn zunächst reagierten weder Max noch Bill und auch Ziggy nicht. Dann fragte Max sehr langsam: „Moment mal, was hast du gesagt?“
Ich wollte mich nicht wiederholen, denn eigentlich wollte ich es ihnen ja gar nicht erzählen. „Ich bin ein Souleater. Als wir Nathan gerettet haben, kam mir Dahlia dazwischen. Ich wollte sie nur töten. Vielleicht auch nicht. Ich weiß es nicht. Irgendetwas wollte ich von ihr. Ich wollte, dass sie leidet. Also habe ich ihre Seele gegessen.“Das Geständnis erschöpfte mich total. Meine Hände zitterten, als ich nach dem Becher griff, der vor mir auf dem Tisch stand.
„Okay …“ Bill schüttelte den Kopf. „Nein. Nicht okay. Was soll das verdammt noch mal heißen, du bist ein Souleater?“
Ziggy erklärte es Gott sei Dank für mich. Ich wollte es nicht weiter ausführen.
„Jacob wurde zum Souleater, weil er das Blut und die Seelen der Vampire verzehrt hat. Das macht ihn zum Teil so furchterregend. Aber das macht ihn auch schwach. Er braucht mehr Blut, um überleben zu können. Er braucht Seelen, und von Menschen kann er sie nicht bekommen.“ Ziggy schaute mich misstrauisch an, ihn schien es zu gruseln, aber in seinem Blick lag auch – Bewunderung.
Ich zwang mich, den kalten Schauer, der mir den Rücken hinabrann, zu ignorieren. „Als ich Dahlia tötete, habe ich ihr Blut getrunken. Alles. Und zum Schluss habe ich irgendwie … ihre Seele aufgesogen. Ohne es zu wollen.“
Lügnerin! Dahlias Wut durchflutete mich mit so einer Wucht, dass ich den Becher in meinen Händen zerbrach. Das Blut floss über meine Finger, über den Tisch und hinterließ einen großen Fleck auf dem Teppich.
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