Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen
„Huch.“
„Hübsch.“ Max drehte sich weg, aber trotzdem konnte ich ihm seine Stimmung ansehen. Sogar sein Rücken strahlte Wut aus. „Du wusstest, dass Cyrus am Leben ist. Du wusstest, dass du ein Souleater bist. Gibt es sonst noch etwas, dass wir wissen sollten?“
„Es ist nicht so, dass ich mir nicht vorgenommen hatte, euch das alles zu erzählen. Aber direkt nachdem mir all diese Sachen klargeworden waren, musste ich eine Herzund eine Hauttransplantation durchführen. Ich war ein wenig abgelenkt, versteht ihr?“
„Wie, abgelenkt?“, fragte Ziggy leise. „Weiß Nathan davon?“
„Ob ich es ihm erzählt habe? Was?“ Ich schüttelte den Kopf, um klarer denken zu können. „Ich meine, er weiß, dass ich ein Souleater bin. Aber er weiß nichts von Cyrus.“
„Niemand wusste davon. Und Nathan ist normalerweise die letzte Person, zu der du ehrlich bist“, fuhr mich Max an.
„He, reg dich ab“, ging Bill laut dazwischen. Seine Autorität erstaunte mich.
Noch überraschter war ich über Max Entschuldigung. „Es tut mir leid.“ Max hörte eigentlich auf niemandem, außer auf sich selbst.
„Schon gut.“ Bill sah Max kaum an. „Aber das Wichtigste ist doch, dass wir immer im Kopf haben müssen, dass verdammt wenig Zeit bleibt, wenn es darum geht, den Souleater zu beseitigen. Und Nathan ist Teil unseres Teams, auch wenn er nicht mitkämpfen kann.“
„Du hast recht“, stimmt ich ihm zu, aber mein Timing war ungünstig.
Gerade, als ich meinen Satz zu Ende gesprochen hatte, hakte Bill nach: „Und deswegen musst du ihm alles erzählen, Carrie.“
Ich sah zu Ziggy hinüber. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte. Vielleicht, dass er mich rettete, indem er mir versicherte, dass ich mich nicht wie eine Erwachsene zu verhalten brauchte. Es war dumm von mir, das zu erwarten. Mitleidig sah er mich an, während er sagte: „Er hat recht. Du musst es ihm sagen.“
Ich seufzte und stand auf. „Ich sollte ihm sowieso etwas zu essen bringen.“
„Wir sind unten“, erklärte Bill, „dann habt ihr zwei eure Ruhe.“
Max folgte ihnen zur Tür. „Ich gehe auch nach unten.
Nicht, dass ich nicht gern auf einer blutigen Couch schlafen möchte, aber der Schlafsack im Luftschutzbunker diente nicht als Unterlage für eine Amateur-Herztransplantation.“
Und dann war ich ganz plötzlich allein. Und ich musste Nathan mitteilen, dass Cyrus, dass die Person, die er auf der ganzen Welt am meisten hasste, mehr noch als seinen Schöpfer, gesund und guter Dinge war.
Während ich den Teekessel noch einmal auffüllte und auf den Herd stellte, dachte ich gründlich darüber nach, was ich sagen wollte. Jedenfalls hatte ich das vor. In Wirklichkeit jedoch war ich vollkommen überwältigt davon, was ich sagen musste, und wie es dem widersprach, was ich eigentlich sagen wollte und wie das wiederum ankommen würde und vollständig dem zuwiderlief, was ich ursprünglich hätte ausdrucken wollen. Mein durchdachter Plan zerbarst, bevor ich überhaupt dazu kam, ihn umzusetzen.
Es ging nicht einfach nur darum, Nathan davon zu unterrichten, dass Cyrus wieder am Leben war. Ich musste außerdem dafür sorgen, dass sich nichts zwischen uns änderte, nur weil Cyrus zurück war. Er war nicht mehr mein Zögling. Tatsächlich war ich selbst überrascht, wie sehr sich meine Gefühle ihm gegenüber verändert hatten. Das hätte ich nicht sein sollen. Cyrus war mir in so vielen Rollen begegnet: Cyrus, das Monster. Cyrus, der Mensch. Cyrus, die empfindsame Seele auf der Suche nach etwas, das ihn zu einem besseren Menschen machte. Cyrus, mein Zögling. Es hätte mich nicht so sehr schockieren sollen, dass der Cyrus, der in dem verlotterten Farmhaus des Souleaters vor mir stand, ein vollständig anderer Mann war, als der, den ich noch vor kurzer Zeit geliebt hatte.
Dennoch würde Nathan das anders sehen. Und wenn ich es ihm einfach so ins Gesicht sagte: „Keine Angst, ich werde dich nicht wegen ihm verlassen“, dann würde Nathan nurdenken, dass ich das Thema anschnitt, weil ich ein schlechtes Gewissen hatte. Oder vielleicht würde ich das so sehen. Die Situation war so kompliziert, dass ich selbst kaum den Unterschied verstand.
Der Teekessel pfiff wie eine Todesfee, die eine drohende Gefahr ankündigt, und ich gab mich damit zufrieden, jede emotionale Verwirrung zu ertragen, komme was da wolle. Ich goss das leicht angebrannte Blut in einen frischen Becher und machte mich auf den Weg ins Schlafzimmer.
Sobald ich die Tür
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