Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen
und das jetzt wieder lauter wurde, in seinem Kopf zu ignorieren. „Jep. So bin ich. Ein dummer Typ.“
Bill schien ihn nicht gehört zu haben. „Ich meine, als ich fast umgebracht worden bin, hast du mir dein Herz gegeben, ohne zu wissen, wie ich damit umgehen oder was passieren würde, wenn wir nicht zusammen gekommen wären. Und du bist in der Vergangenheit so häufig von Menschen enttäuscht worden, dass es mehr Sinn ergeben hätte, mich einfach sterben zu lassen, um dich zu schützen. Aber das hast du nicht getan. Und das Blödeste ist, dass du dachtest, du müsstest mir sagen, dass du mich liebst, damit ich es merke.“
Ziggy spürte, wie sich der Knoten, den er im Magen hatte, auflöste. Er schlug die Hände vors Gesicht und wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Er entschied sich zu lachen. „Wehe, das machst du noch einmal mit mir.“
Als er die Hände wegnahm, sah er, dass Bill sich umgedrehthatte und ihn, auf einen Ellenbogen gestützt, ansah. Er strich Ziggy ein paar Haare aus dem Gesicht und ließ seine Hand an seiner Wange ruhen. „Ich weiß, dass du mich liebst. Und ich weiß, dass ich großes Glück habe, so jemanden wie dich in meinem Leben zu haben, auch wenn wir uns unter wirklich seltsamen Umständen begegnet sind. Und ich hoffe, dass du weiterhin in meinem Leben bleibst. Daher erzähle ich dir nicht, dass ich dich liebe, denn gleichgültig, wie du es nennen willst, in so einer Situation bedeutet es, Abschied zu nehmen. Und ich will mich nicht von dir verabschieden.“
Er hätte sich eigentlich besser fühlen müssen, nun, da er es Bill gesagt hatte, dachte Ziggy, als er schlaflos dalag. Er streichelte die starken Muskeln an Bills Rücken und stellte fest, dass er recht hatte. Statt Ich liebe dich fühlte es sich eher wie Auf Wiedersehen an, und auch er war noch nicht bereit, sich von Bill zu verabschieden.
Die Sonne war schon fast untergegangen. Max spürte das unter seiner Haut, als wollte etwas aus ihm herauskriechen. Er war zu aufgedreht, um einschlafen zu können, ebenso wenig hatte er Lust, zuzuhören, wie es Ziggy und Bill im Lagerraum trieben. Also war er nach oben in die Wohnung gegangen, um dort zu ignorieren, wie es Nathan und Carrie im Schlafzimmer miteinander trieben. Jetzt war er damit beschäftigt, herauszufinden, wie man am besten „Bis später – für immer“ formulierte, um sich zu verabschieden und Seinesgleichen zu treffen.
Seinesgleichen. Gott, er hasste das. Bella hatte recht, und er wusste es. Er war kein Vampir mehr. Er konnte seine Zeit mit Vampiren verbringen und wie ein Vampir leben, aber er war einfach keiner mehr.
Aber er war auch kein Werwolf. Er war ein Lupin. Under wusste, dass Bella sich wünschte, er würde seine Vampirseite vergessen, weil er genau dadurch zu einem echten Lupin wurde. Es schien, als sei es seine einzige Möglichkeit, sich für eine Hälfte zu entscheiden und in diese Richtung weiterzugehen.
Natürlich würde er sich für die Hälfte mit Bella entscheiden. Das verstand sich von selbst. Aber es schien einfach so unfair, sich überhaupt entscheiden zu müssen.
Ein tiefes Knurren entstieg seiner Brust, als er die Seite aus dem Notizbuch herausriss und zerknüllte. Er wollte keine dumme Nachricht hinterlassen. Er wollte den Mond betrachten und zu dem Tier werden, das er in seinem Körper spürte. Er wollte rennen und jagen und heulen. Er wollte endlich diesen großen Kampf überstanden haben, um nach Hause zu Bella zurückkehren zu können. Er wollte … er wollte so vieles.
„Du bist früh auf.“ Carrie kam durch den Flur und band den Gürtel von Nathans altem und verlausten Bademantel zu.
„Du auch“, gab Max zurück und gab sich Mühe, nicht über das Bild zu lächeln, das sie abgab: barfuß und mit arg zerzaustem Haar. „Aber es klang auch nicht sonderlich ruhig da drinnen.“
Sie wurde rot und schaute weg, während sie sich die Haare glatt strich. „Wir waren gar nicht so laut.“
„Nein, das Bett hat nur laut geknarzt.“ Max lachte in sich hinein. „Tut mir leid. Ich sollte dich nicht ärgern.“
Carrie ließ sich in den Sessel fallen und schob mit dem Zeh ein zerknülltes Papier hin und her. „Läuft es nicht so gut mit deinem großen amerikanischen Roman?“
Befangen beugte sich Max hinunter, um den Müll aufzusammeln. „Es ist weniger Moby Dick als Lieber John . Oder Liebe Carrie, Nathan, Ziggy und Bill. Ich gehe.“
„Ich habe auch nicht erwartet, dass du bleibst.“ Carries Stimme klang ein wenig
Weitere Kostenlose Bücher