Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen
traurig, als versuchte sie, tapfer zu sein.
Das war genau die Reaktion, die er zu vermeiden versucht hatte. Deswegen wollte er schon lange aus dem Haus sein, wenn sie seine Abschiedsnotiz finden würden. „Jep. Das ist die Sache mit dem Familienleben, weißt du. Man hat nicht mehr so viel Zeit, um mit den alten Studienkollegen einen drauf zu machen.“
„Na, so ist es nun mal. Auf der anderen Seite wirst du dich heute Nacht in eine für Vampire tödliche Maschine verwandeln.“ Carrie versuchte zu lächeln, aber es verging ihr sehr schnell. „Du kommst nicht wieder, oder?“
„Ich weiß es nicht.“ Er wusste es wirklich nicht. Wahrscheinlich wäre es besser, sie in dem Glauben zu lassen, dass er nicht wiederkäme, um sie dann nach zehn Jahren zu überraschen. „Um ehrlich zu sein, bin ich mir gar nicht sicher, ob ihr noch hier sein werdet, sollte ich zurückkommen.“
Sie wurde bleich, und er sah ihr die Anstrengung an, desinteressiert zu wirken. „Na, ja. Ich meine, ich hoffe, du versuchst es mal. Ich meine, ich hoffe, du bist für Nathan da, sollte mir etwas zustoßen, Gott bewahre.“
„Über Nathan würde ich mir keine Sorgen machen. Zum einen wird dir nichts passieren. Und zum anderen hat er ja Ziggy. Und Bill.“ Auch wenn Max sich ziemlich sicher war, was Nathan darüber dachte. Wenn es Max schon nicht genehm war, dass sich der Junge mit einem Mann einließ, der mindestens zehn Jahre älter war als er, dann konnte er sich vorstellen, dass Nathan umso weniger begeistert davon war.
Carrie lachte. „Ja, das wird bestimmt ein großer Trost für ihn sein, da bin ich mir sicher.“
Sie schwiegen, bis Carrie schließlich sagte: „Max, ich werde dich vermissen.“
„He, vielleicht sehen wir uns wieder. Man weiß ja nie.“ Aber das schien ihm gelogen.
Und Carrie machte auch nicht mit. „Nein, ich werde dich nicht wiedersehen.“
Er hatte den starken Wunsch, sie zu umarmen. Warum sollte er diesem Wunsch widerstehen?
Sie stand auf, als er zu ihr hinüberging, und drückte ihn so fest an sich, dass Max sich ziemlich sicher war, sie würde ihm den Hals brechen.
„Keine Sorge“, versicherte er ihr, „ich werde nichts anfangen.“
„Weil du nicht betrunken bist.“
Sie lachte, aber er hörte, dass ihr zum Weinen zumute war. Max vergrub sein Gesicht an ihrer Schulter.
Er hätte trauriger sein sollen, als er ging. Vielleicht hätte er sich über die Schulter nach ihr umsehen sollen, aber sobald er auf den Bürgersteig hinaustrat, war sein Körper bereit, loszurennen, seine Muskeln waren angespannt, er war bereit, die Krieger zu finden. Er wusste, dass sein Instinkt ihn führen würde, und dass sein Leben als Vampir bereits hinter ihm lag.
21. KAPITEL
Frontlinien
Cyrus hielt Wort und schickte mir meine Verkleidung. Die Sonne war gerade untergegangen, als ein verängstigt zitternden Teenager an der Tür klopfte und ein in braunes Papier eingewickeltes Paket überbrachte. Ich nahm es ihm ab und gab ihm den Rat, nicht zu seinem Meister zurückzukehren, aber was er letztendlich tat, lag nicht in meiner Macht.
So einiges lag nicht mehr in meiner Macht.
„Was ist da drin?“, fragte Nathan ernst und sah von der unschönen Tätigkeit auf, mit der er sich beschäftigen musste. Um mein Herz sicher zu verstauen, hatte er es in eine Kiste mit einem Vorhängeschloss gelegt. Aus irgendeinem Grund besaß er den Schlüssel dazu nicht mehr. Seit einiger Zeit war er nun schon dabei, mit einer kleinen Eisensäge das Schloss zu bearbeiten, aber sein Erfolg war kaum sichtbar. Wenn ich nach dieser Sache noch am Leben sein sollte, würde ich in Zukunft immer wieder Schlösser dieser Firma kaufen.
Ich legte das Paket auf den Tisch und wickelte es vorsichtig aus. Zwischen dem Papier schien leuchtend lilafarbener Stoff hervor. „Ich glaube, es ist mein Kostüm für heute Nacht.“
Der Souleater hatte, wie sein Sohn, einen ziemlichen Hang zum Überladenen. Die Kleidung für das Ritual schien eine mehr als bodenlange Robe aus Brokat mit Kapuze zu sein. Das Muster, das in den Stoff eingewoben war, war eine fast perfekte Abbildung von Jacob Seymours Wappen, einem schlangenähnlichen Drachen, der sich um einen riesigen Edelstein schlängelte. Auch Lilien waren kompliziert in dieses Muster integriert, und ich drehte den Stoff in derHoffnung, aus einem anderen Winkel würde er weniger kitschig wirken. „Das ist nicht wirklich der Stil, den ich mir für meine Beerdigung gewünscht hätte.“
„Sag das nicht“,
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