Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen
dachte, wenn ich einen tötete, würde es die anderen abschrecken. Aber keiner meiner Pläne funktionierte. Während ich von der sterbenden Kreatur einen Schritt zurücktrat, attackierten mich zwei andere. Die erste tötete ich im Handumdrehen, indem ich ihr den Pflock in die Kehle rammte. Die zweite griff mir von hinten an die Schultern und hielt mich mit einem zermürbenden Griff fest. Unter seinen Fingern wurde mein Fleisch zerquetscht, ich hörte meine Knochen knacken. Ich war kampfunfähig. Vor lauter Schmerz konnte ich kaum Luft holen. Ich sah zu, wie die anderen Nathan gefangen nahmen und ihn zappelnd zum anderen Ende der Gasse trugen, während Ziggy ihnen folgte.
„Bill!“, rief ich und holte tief Luft, um Kraft für einen weiteren Schrei zu sammeln, doch die Kreatur, die mich festhielt, lockerte plötzlich ihren Griff und ließ mich mit einem Schlag gegen meinen Hinterkopf auf den Asphalt fallen. Ich schaffte es, mein Gesicht wegzudrehen, damit es nicht auf dem Boden landete, aber ich konnte nicht wieder aufstehen. Alles um mich herum drehte sich, und in der Weißblendung der Schmerzensblitze, die in meinem Kopf explodierten, sah ich die Rücklichter des Autos am Ende der Seitenstraße.
Sie wollten Nathan nicht töten. Sie wollten ihn gefangen nehmen.
Hinter mir hörte ich Reifen quietschen. Dieses Geräuschsägte sich durch mein Gehirn wie zerbrochenes Glas. Ich konzentrierte mich auf Bills Stimme, die rief: „Steh auf, sonst verlieren wir sie!“, und schließlich gelang es mir, mich aufzurappeln und zum Auto zu schleppen. Als Bill Gas gab, hatte ich meine Tür noch nicht ganz geschlossen. Die Reifen quietschten und der Wagen machte einen Satz, als wir dem Fahrzeug vor uns folgten.
„Wir haben nicht genug …“ Ich wiegte meinen Kopf in den Händen und suchte nach den richtigen Worten zwischen den Blitzlichtern, die schmerzhaft hinter meinen Augenlidern aufglühten. „Wir können ihn nicht allein verfolgen. Sie fahren zum Souleater.“
„Ich hasse es, dir das sagen zu müssen, aber wir sind alleine. Hier in der Gegend kenne ich niemanden, und deine Leute scheinen nicht allzu freundlich zu sein.“ Er drosselte die Geschwindigkeit und wechselte die Spur, um zwischen uns und dem Fahrzeug, in dem Nathan saß, mindestens vier Wagen zu lassen.
„Was machst du? Wir verlieren ihn!“ Ich lehnte mich vor und krallte mich in das Armaturenbrett, als könnte ich mithilfe der Kraft meiner Hände den Wagen beschleunigen.
Bill sah mich von der Seite an, er schien ziemlich genervt. „Ich verliere sie nicht. Ich weiß, wie man Leute verfolgt, ohne dass sie es merken. Glaub mir, sie werden denken, dass sie uns abgehängt haben, aber sie irren sich.“
Widerwillig lehnte ich mich zurück, ohne das Auto aus den Augen zu lassen, das vor uns abschwirrte. „Ich weiß gar nicht, weshalb ich mich so aufrege. Wenn sie uns abhängen, kann ich die Richtung immer noch von Nathan mitgeteilt bekommen.“
„Ja, der Trick ist praktisch“, stellte er spontan fest, während er gerade eben so über eine gelbe Ampel fuhr. „Weißt du, wo wir hinfahren?“
„Wir fahren nach Süden.“ Ich zuckte mit der Schulter. „Wir werden ziemlich schnell die Stadt verlassen haben, also behalte sie im Auge. Wo immer sie auch hinfahren, es kann nur einige Meilen entfernt sein.“
Aber wie sich herausstellte, behielt ich nicht recht. Sie passierten all die größeren durchnummerierten Straßen und fuhren auf der Division Avenue immer weiter gen Süden, bis die Straße nicht mehr beleuchtet war und die Gebäude Sümpfen und Bäumen Platz gemacht hatten. Bald waren wir die beiden einzigen Fahrzeuge auf der Straße. Sie mussten einfach mitbekommen haben, dass wir ihnen folgten.
„Wie ist der Plan, Stan?“, fragte Bill, riss das Steuer herum und bog scharf auf eine Schotterpiste ab. Das Auto vor uns gab Gas und fuhr uns weiter davon.
„Wir müssen Nathan kriegen, bevor sie ihn zum Souleater bringen.“ Ich schloss die Augen. „Ich möchte nur gern wissen, wie wir das schaffen können.“
„Na, ich könnte sie von der Straße abdrängen“, schlug Bill vor, dem bei dieser Idee zweifelsohne nicht wohl war. „Das ist gefährlich. Aber es sieht nicht danach aus, als würden sie hier draußen anhalten, um zu tanken. Wir schnappen sie uns einfach.“
Ich nickte und erinnerte mich daran, wie mir Nathan etwas erklärte, als ich gerade frisch in einen Vampir verwandelt worden war. Ein Autounfall könnte mich töten, wenn die Schäden
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