Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen
ich, wie mir das Blut den Rücken hinabrann. Wenn ich weiter zuließ, dass er mich wie eine Puppe umherwarf, während er sich wie ein Kind mit einem Wutanfall benahm, dann würde ich es nicht mehr lange machen.
„Hast du geglaubt, du könntest dich mit mir auf eine Stufe stellen?“ Er warf das Sofa beiseite, als sei es aus Nichts gemacht. „Aus einer mickrigen Seele?“
Da ich immer noch von meinen Blessuren mitgenommen war und mir die Ohren rauschten aufgrund von Dahlias Seele, die wie eine Droge durch mein Hirn raste, konnte ich nicht wirklich verstehen, was er mir sagen wollte. In meinem Kampf gegen Dahlia hatte mich mein Hass angespornt. Aber seltsamerweise hasste ich den Souleater nicht sosehr wie Dahlia. Es gab nichts, was mich mehr antrieb. Mein Körper schmerzte nicht nur von den Schlägen, die mir Jacob versetzt hatte, sondern von dem ganzen Stress und Kummer der letzten Woche.
Wenn du stirbst, wird er Nathan töten. In diesem Punkt konnte ich mir selbst nicht widersprechen. Es war nur um Nathans Willen, dass ich wieder auf die Füße kam, meine Hände hob und „Zurück!“ schrie.
Den überraschten Gesichtsausdruck des Souleaters, als er rückwärtsflog, würde ich nie in meinem Leben vergessen. Es war ein unbezahlbarer und zutiefst befriedigender Anblick. Wahrscheinlich spiegelte er sich auch in meinem Ausdruck wieder, denn die Macht überkam mich mit derselben Mühelosigkeit wie es auch bei Dahlia immer der Fall gewesen war. Jacob prallte an die Wand, sie fiel in sich zusammen, nachdem die Seidentapete aufgerissen, die Holzvertäfelung gesplittert und der Putz als feiner Staub umhergeflogen war.
In großen Mengen muss Dahlias Blut sehr mächtig gewesen sein.
Auch er bemerkte es. Als er sich wieder aufrichtete, ging er sofort auf Nathan los.
„Nein!“ Ich rannte hinter ihm her, die reine Angst pulsierte in meinen Adern. Meine gesamte Furcht kulminierte in einem Wort: „Beiseite!“, das ich Jacob Seymour entgegenschleuderte. Fast hatte er den Raum erreicht, in dem Nathan lag, aber er fiel zurück, als sei sein Körper eine Marionette, deren Fäden abgeschnitten worden waren. Ich hatte es zwar nicht geschafft, ihn zu töten, aber wenigstens war er einen Moment lang bewusstlos gewesen.
Töte ihn, befahl mir Nathan. Die Stärke seiner mentalen Signale hatte deutlich nachgelassen. Ich musste ihn wegbringen, und zwar schnell.
Indem ich meinen letzten Pflock aus meiner hinteren Hosentasche zog, bewegte ich mich vorsichtig auf den Souleater zu und stellte mich neben ihn. Meine Hände zitterten, als ich mich auf den nächsten Moment vorbereitete, auf den ich mein ganzes Leben als Vampir gewartet hatte. In diesem Moment würde ich meinen Kampf gegen alles gewinnen, das ich bekämpft hatte, seitdem ich in einen Vampir verwandelt worden war. Alles würde in einemAscheregen enden. Ich fasste den Pflock fester und kniete mich neben ihn, bereit, zuzuschlagen.
Ruckartig schoss der Arm des Souleaters nach oben und hielt mich an der Kehle fest. Ich ließ den Pflock fallen und fasste seine Hand. Befriedigt stellte ich fest, dass sein Griff nicht so stark war, wie vor dem Spruch, mit dem ich ihn verzaubert hatte.
„Unbequem, oder?“ Seine Hand drückte meinen Hals stärker zu, als er versuchte, mir den Kopf abzuquetschen. „Wenn du nicht reden kannst, dann kannst du auch nicht mehr diesen gemeinen Zauber aussprechen.“
Aus meinen Augenwinkeln quollen Tränen. Jacobs Hände übten einen gnadenlosen Druck auf meine Halsschlagader aus. Aufgrund des Mangels an sauerstoffreichem Blut, begann mein Gehirn schwarze Löcher am Rand meines Gesichtsfeldes zu stanzen.
„Vater, stopp.“
Sofort ließ mich der Souleater los, und ich fiel auf den Boden. Ich fragte mich, ob ich einem Irrtum erlegen war und er mich vielleicht doch getötet hatte. Denn im Türrahmen stand Cyrus.
Es war, als sei er nie gestorben. Sein Haar war ein wenig länger, als ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Jetzt stieß es auf den Kragen seines Hemdes. Er war ganz in Schwarz, von der Spitze seines offenstehenden Hemdes bis zu den schwarzen engen Lederhosen, die er trug. Eine lange gerade Narbe zog sich senkrecht über seine Brust, und ich stellte mit schockierender Klarheit fest, dass er wieder neu erschaffen worden war, und dass sein Vater ihm schon wieder sein Herz genommen hatte. Er war für mich wieder so unerreichbar wie früher.
Cyrus ignorierte mich. Er schaute seinen Vater mit einem gelangweilten und desinteressierten Ausdruck
Weitere Kostenlose Bücher