Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen
an. „Dusolltest ihr dankbar sein. Wenn sie nicht gewesen wäre, hättest du nicht die letzte Zutat für dein Ritual.“ Er deutete auf sich, während er das sagte, und ich sah, dass er Blut an den Händen hatte.
„Cyrus?“, flüsterte ich. Meine Lungen waren wie leergepumpt, und es fiel mir schwer, Atem zu holen. „Cyrus?“ Ich konnte meinen Blick nicht von ihm abwenden.
Er nahm mich weiter überhaupt nicht zur Kenntnis. Nur der Souleater sah mich an. Böse starrte er auf mich hinab, dann wandte er sich wieder seinem Sohn zu, wobei er sich bewegte wie ein Geier, der über seiner Beute kreist. „Dankbarkeit? Du bist doch nicht ihretwegen sondern meines Geldes wegen zurückgekommen. Und das mehr als einmal. Wer hat dich hinausgelassen?“
„Dahlia.“ Cyrus betrachtete seine Nägel, die, wie ich bemerkte, dieselbe Farbe wie seine Kleidung hatten. „Sie wollte mich sehen.“
„Jetzt will sie gar nichts mehr“, zischte Jacob und stolzierte auf seinen Sohn zu. „Diese plärrende Hure hat sie getötet.“
Jacobs Sohn zuckte mit den Schultern. „Hat sie? Das enttäuscht mich aber. Ich nehme an, dass ich nun wohl alleine in meine Zelle zurückgehen und dabei auf Dahlias Begleitung verzichten muss. Vielleicht kann ich immer wieder mit der Faust gegen die Tür trommeln, um diesen Verlust zu verschmerzen.“
„Es ist nicht an der Zeit, Scherze zu machen!“ Der Souleater bewegte sich so schnell, ich konnte kaum wahrnehmen, dass er Cyrus schlug. Aber eine Sekunde später verunzierten tiefe Schnitte seine Wange, und das Blut lief ihm den Hals hinab.
Provozierend langsam berührte er sein Gesicht, dann leckte er sich das eigene Blut von den Fingern. „Danke,Vater. Ich bin heute Nacht noch nicht dazu gekommen zu essen.“
Jacob bewegte sich wieder auf ihn zu, dieses Mal nur langsamer. Ich sah seine Bewegungen, und ich sah, wie kaum wahrnehmbar Cyrus’ Blick mich erhaschte, und wie er mir mit einem minimalen Senken des Kopfes zunickte. Und mehr brauchte es gar nicht, damit ich entschied, dies war der Moment zu handeln.
Als Dahlia ihre Zaubersprüche verwandte, sprach sie kein Wort. Vielleicht lag es daran, dass sie umso mehr Macht hatte. Aber jetzt befand sie sich in mir drin. Ich öffnete meinen Mund, um eine schwache Andeutung des Wortes „Zurück“ zu formen, aber in meinem Kopf stellte ich mir vor, wie die Buchstaben wie Dampframmen in den Souleater fuhren, einer nach dem anderen. Jacob schreckte zurück und prallte nochmals gegen die Wand. Dieses Mal entstand ein Loch, durch das er fiel. Er landete auf der Wiese, wo Max, Ziggy und Bill immer noch die menschlichen Kreaturen bekämpften.
Ich stand auf, verblüfft darüber, was mir soeben gelungen war, bevor mich eine andere Sache in Erstaunen versetzte. Ich drehte mich um, da ich erwartete, dass Cyrus sich in nichts aufgelöst hatte, dass er nur ein Teil meiner Fantasie gewesen war. Aber er war da. Er ließ mich nicht aus den Augen, als ich mit wackeligen Beinen auf ihn zu stolperte. „Du lebst?“
Er antwortete nicht. Sobald ich näher vor ihm stand, sah ich, wie er die Kiefer aufeinanderpresste. Obwohl ich direkt vor ihm stand, machte er keine Anstalten, mich zu berühren. Als ich die Hände hob, um ihn anzufassen, ergriff er meine Handgelenke, um sie niederzudrücken. Danach trat er schnell ein Stück zurück. Er griff in den lockeren Ausschnitt seines Seidenhemdes und holte eine Plastiktüte mitetwas Grauem, Blutverschmierten hervor, die er mir in die Hand drückte.
„Jetzt nimm dir Nolen und verschwinde, bevor ich ihn selbst umbringe.“ Sein Gesichtsausdruck war hart, und obwohl ich glaubte, Schmerz in seinen Augen zu sehen, schnitten mir seine Worte wie Messer ins Fleisch.
Ich drehte mich zu dem Loch in der Mauer um. Fast alle Wesen waren tot. Nur noch ungefähr ein Dutzend waren übrig geblieben, und die Männer, denen Henry half, machten kurzen Prozess mit ihnen. Ich sah kurz auf den Souleater hinab, der regungslos auf dem Rasen lag. Zwei der Wesen hatten seine Witterung aufgenommen und rannten zu ihm hin, um seine Wunden zu lecken.
Auf keinen Fall beneidete ich sie darum, in seiner Nähe zu sein, sollte er aufwachen.
Als ich mich wieder umdrehte, war Cyrus verschwunden. Fast hätte ich nach ihm gerufen, dann erinnerte ich mich aber daran, was er gesagt hatte. „Max! Ich brauche Hilfe, um Nathan in den Van zu bringen!“, rief ich. Als er mich hörte, machte sich Ziggy von seinem Gegner los und überließ Henry den Rest der Arbeit. Mit
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