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Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Titel: Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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Ihr Herz machte plötzlich einen schmerzhaften Sprung. Er durfte nicht wirklich krank werden. Sie brauchte ihn! Es war einfach noch nicht die Zeit, Abschied zu nehmen. Sofia und Luca brauchten ihn auch.
    «Ha!», rief er plötzlich und schlug mit der Faust auf seinen Oberschenkel. «Ich wusste, dass er was mit diesem Flittchen hat! Ich wusste es!»
    «Wer, Papa?»
    «Na, dieser Dr.   Irgendwas! Er hat eine Frau und eine Mätresse und jetzt auch noch eine Geschichte mit diesem Flittchen. Dabei könnte die seine Tochter sein.»
    «Oje», sagte Laura. «Dann ist er wahrscheinlich in Schwierigkeiten, der Dr.   Irgendwas.»
    «Das kann man wohl sagen. Geschieht ihm ganz recht, dem geilen Bock! Lass dich bloß nie mit solchen Männern ein, mein Kind!»
    «Nein, Papa!», lächelte Laura. «Hast du schon was gegessen?»
    Er schüttelte den Kopf und machte eine abwehrende Handbewegung. Laura stand leise auf, ging in die Küche und schaute sich prüfend um. Das Mittagsmenü hatte er offensichtlich zu sich genommen, denn die kleinen Edelstahlbehälter, die jeden Tag geliefert wurden, waren leer. Laura röstete zwei Weißbrotscheiben, belegte sie mit Käse und Tomatenstücken, trug sie ins Wohnzimmer hinüber.
    «Hier, Papa. Du musst was essen. Wein allein reicht nicht!»
    «Ssscht!» Der alte Gottberg runzelte unwillig die Stirn.
    «Wie lange dauert die Sendung noch, Papa?»
    «Zehn Minuten. Sei endlich still, Laura!»
    Sie lehnte sich zurück und schloss die Augen. Kurz entspannen, darüber nachdenken, was sie einpacken musste. Feste Schuhe, Hosen, ein Kleid, Blusen (noch nicht gebügelt!), Badezeug (vielleicht konnte sie wenigstens einmal  ans Meer fahren!). Das Flugzeug nach Florenz startete um halb sieben. Claudia hatte das Ticket am Flughafen hinterlegen lassen. Es bedeutete, dass Laura spätestens um halb vier Uhr aufstehen musste. Mehr als vier Stunden Schlaf waren nicht drin, vermutlich weniger! Das laute Gerede im Fernseher ging ihr auf die Nerven. Wie konnte Vater nur so einen Schwachsinn ansehen? Ob sich seine Nachbarn nie über die Lautstärke beschwerten? Er hörte nicht mehr gut und drehte den Ton voll auf. Sie musste ihm unbedingt Kopfhörer besorgen! Ob die Tote aus der Isar schon identifiziert war? Warum vermisste niemand diese Frau? Hatte sie allein gelebt? Dieser Commissario Angelo Guerrini (mit dem unglaublichen Namen!) würde sie in Florenz erwarten. Wahrscheinlich war er ein kleiner dicker Italiener mit Schnauzbart. Sie musste ihre Gedanken anhalten! Aber es ging nicht! Würden Sofia und Luca mit Ronald auskommen? Sie hatte ihrem Vater noch nicht gesagt, dass er mindestens zwei Wochen ohne sie aushalten musste. Vielleicht dauerte es ja nur eine Woche – aber insgeheim hoffte sie auf eine längere Zeit.
    Plötzlich war es still, und Laura blinzelte verwirrt in das Gesicht ihres Vaters, der sich besorgt über sie beugte.
    «Du solltest nicht so viel arbeiten, mein Kind! Mach nicht den gleichen Fehler wie dein Vater. Hinterher bereut man es, aber dann ist es zu spät!»
    Laura versuchte ein Lächeln.
    «Ich werd’s mir zu Herzen nehmen, Papa!»
    «Es ist kein Witz von mir, Mädchen. Ich meine es ernst. Wenn ich an die vielen Stunden denke, die ich nicht mit deiner Mutter und dir verbracht habe, dann könnte ich mir selbst eine runterhauen!»
    Jetzt muss ich es ihm sagen, dachte Laura. Ich hab keine Ahnung, wie er reagieren wird.
    «Hier, Papa. Ich hab dir ein Sandwich gemacht!» Das Käsebrot lag noch unberührt auf dem Teller.
    «Danke!» Doch Gottberg machte keine Anstalten, etwas zu essen. Seine tief liegenden Augen waren auf seine Tochter gerichtet.
    «Sag schon!», knurrte er endlich. «Hast doch was auf dem Herzen, oder?»
    «Ich muss morgen nach Italien, Vater. Es geht um den Mord an einer jungen Münchnerin. Ich bin die Einzige im Dezernat, die Italienisch spricht.»
    Der alte Mann tastete vorsichtig mit zwei Fingern über das Käsebrot, streckte dann beinahe kämpferisch das Kinn vor.
    «Dann fahr! Ich würd eine Menge geben, wenn ich nach Italien fahren könnte. Aber allein schaff ich es nicht mehr!»
    «Es ist dienstlich, Vater. Kein Urlaub!»
    «Dann mach einen draus. Du hast’s nötig!»
    «Hast du jemals aus einer Dienstreise einen Urlaub gemacht?»
    «Nicht nur einmal!» Er lachte. «Ich hab sogar deine Mutter mitgenommen! Gibt nichts Besseres, als Aufträge im Ausland!»
    «Ein Kollege von mir will jeden Tag bei dir vorbeischauen. Du kennst ihn flüchtig. Peter Baumann heißt er. Ich bin

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