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Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Titel: Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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vermutlich ausgewandert.»
    «Ist Carolin ja auch. In die Toskana.» Baumann bog schwungvoll in die Grünwalder Straße ein und grinste, als Laura die Stirn runzelte. Er wollte die Auseinandersetzung mit ihr fortsetzen und war enttäuscht über ihr Schweigen. Erst als sie das große Stadion des Fußballclubs 1860 erreichten, sagte sie wieder etwas.
    «Glaubst du das Gerede über die wunderbare Tochter?»
    Baumann zuckte die Achseln.
    «Machen doch die meisten Eltern, oder?» Er war froh, dass sie wieder sprach.
    «Mmmh», antwortete sie unbestimmt und verfiel wieder in Schweigen.
    «Bist du immer noch sauer auf mich?» Er wagte einen Vorstoß.
    «Quatsch!»
    «Warum hüllst du dich dann in geheimnisvolles Schweigen wie eine Sphinx? Falls du dir Sorgen um deinen Vater machen solltest … ich werde nach ihm sehen, auch wenn seine Tochter es nicht verdient!»
    Laura betrachtete ihren Kollegen von der Seite. Er war ein richtig netter Kerl und sein zerknautschtes Aussehen passte zu ihm. Warum musste er ausgerechnet seine Vorgesetzte anbaggern, warum konnte er sich nicht ein nettes Mädchen in seinem Alter suchen? Er war immerhin sechzehn Jahre jünger als sie, und sie fühlte sich mies, weil sie ihn unglücklich und wütend machte. Trotzdem hatte sie nicht die Absicht, eine Affäre mit einem jungen Kollegen anzufangen. Sie wollte überhaupt keine Affäre! Sie wollte arbeiten, ihre Kinder großziehen, ihren Vater betreuen, ab und zu ein gutes Buch lesen und ganz allein die Natur erleben. Sie musste es Baumann erklären, nicht in einem Dienstwagen – bei einer Tasse Kaffee und in aller Ruhe. Er würde es nicht verstehen, weil er jung und ungeduldig war und viel Zeit hatte. Aber dann wäre endlich alles klar, und sie könnten auf einer anderen Ebene miteinander umgehen. Als wirkliche Freunde vielleicht, falls so etwas zwischen Männern und Frauen möglich war.
    «Hast du eigentlich gehört, was ich gesagt habe?», fragte Baumann, und Laura riss fragend die Augen auf.
    «Du lieber Gott. Wie willst du komplizierte Ermittlungen in Italien durchstehen, wenn du nicht einmal mehr Deutsch verstehst! Ich hab gesagt, dass du dir keine Sorgen um deinen Alten Herrn machen musst!»
    «Oh, danke! Das ist wirklich sehr nett von dir. Hoffentlich benimmt er sich anständig. Aber jetzt möchte ich doch noch genauer wissen, was du von den Eltern des Mädchens hältst.»
    «Laura, der Glitschfisch», seufzte er.
    «Kommissar Peter Baumann!», erwiderte sie ernst. «Wir sind nicht hier, um persönliche Dinge zu besprechen, sondern wir ermitteln. Außerdem haben wir verdammt wenig Zeit.»
    Baumann schlug mit der Faust aufs Steuerrad.
    «Sehr wohl, Frau Hauptkommissarin! Die Eltern des Mordopfers erscheinen mir sehr widersprüchlich. Auf der einen Seite erschüttert vom Tod ihrer Tochter. Auf der anderen Seite verbergen sie etwas, das mit der Tochter in Zusammenhang steht. Entweder gab’s da Riesenprobleme: Vielleicht nahm Carolin Drogen, dealte, ging auf den Strich, hat das Studium hingeschmissen, oder sie konnte ihre Eltern nicht ausstehen und ist nur zurückgekommen, weil ihr das Geld ausgegangen war oder weil die Alten sie total unter Druck gesetzt haben. Aber das alles sind Vermutungen. Außerdem scheint der alte Wolf dem Alkohol zugeneigt und Mutter Wolf ist die Art Frau, bei der sich mir die Haare aufstellen: Bürgerlicher Vampir, vom Blut der eigenen Tochter lebend. Deshalb auch das rote Zimmer! Zufrieden?»
    «Ja», antwortete Laura lächelnd. «Genau das wollte ich hören! Es deckt sich mit meinem Eindruck.» Sie warf einen kurzen Blick auf ihre Armbanduhr. «Wir werden eng zusammenarbeiten müssen. Du übernimmst die Ermittlungen hier. Versuch ein paar Freunde von Carolin aufzutreiben.  Und dann kommt die Überprüfung der Gruppenmitglieder und all das. Ich werde dir die Details durchgeben, wenn ich in Italien bin.»
    Baumann nickte und bog in den Hof des Polizeipräsidiums ein.
    «Wirst du sehr wütend, wenn ich dir jetzt sage, dass ich trotzdem gern mitkommen würde?», sagte er beiläufig, während er rückwärts einparkte.
    «Nein!», antwortete Laura. «Ich find’s bloß überflüssig!»

« E sist einfacher, wir bleiben hier in deiner Wohnung. Wenn die Kinder in der Schule sind, kann ich ja rüber zu mir und arbeiten!» Ronald lehnte an Lauras Küchenschrank und schlürfte Espresso.
    «Würdest du bitte heute schon das Abendessen übernehmen? Ich muss unbedingt noch zu meinem Vater. Wenn ich auch noch kochen soll, dann dreh

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