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Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Titel: Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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sicher, dass er gern mit dir zusammen fernsieht.»
    «Falls ich ihn dazu einlade», murmelte Lauras Vater. «Ich sehe nicht mit jedem fern!»
    «Ach, Vater!»
    «Was, ach, Vater? In meinem Alter überlegt man sich genau, mit wem man seine Zeit verbringt.»

A ngelo Guerrini lehnte an einer Säule in der Ankunftshalle des Flughafens. Die Maschine aus München war bereits gelandet, die ersten Passagiere eilten an ihm vorbei, und er fragte sich, warum sie so schnell gingen, obwohl die meisten vermutlich einen Urlaub vor sich hatten.
    Vielleicht, dachte er, vielleicht liegt es am Fliegen. Das geht auch zu schnell. Die Passagiere sind zwar wieder auf der Erde, doch der Körper hat noch nicht zur normalen Geschwindigkeit zurückgefunden. Diese Erklärung befriedigte und erheiterte ihn. Er stellte sich vor, wie die Reisenden durch Florenz rasten und erst an den toskanischen Hügeln zum Stehen kamen, mit aufgeplatzten Koffern. Crashlanding!
    Ob die Kriminalhauptkommissarin ebenfalls an ihm vorbeifliegen würde? Guerrini war neugierig auf sie. Schon mehrmals hatte er mit deutschen Kollegen zusammengearbeitet, aber noch nie mit einer Frau. Vielleicht war sie blond, groß, viereckig, mit strengem Gesicht? Dann würde der Vorname nicht passen. Laura.
    Achtundvierzig Passagiere waren an Bord der Lufthansa-Maschine gewesen, mindestens dreißig von ihnen bereits durch die Sperre. Hatte er sie übersehen? Prüfend musterte er die kurze Schlange von Menschen, die noch auf die Abfertigung wartete. Seine Augen blieben an einer großen, schlanken Frau mit halblangen braunen Locken hängen. Sie trug eine dunkle Lederjacke, schwarze Jeans und eine weiße Bluse. Als sie sich umwandte, dachte er: Sie sieht aus wie Anna Magnani! Und: Wenn ich nicht im Dienst wäre, würde ich diese Frau zu einem Cappuccino einladen. Warum, verdammt nochmal, bin ich immer im Dienst, wenn ich einer Frau begegne, die mich interessiert.
    Sein Blick wanderte an den Wartenden entlang, wieder zurück zu Anna Magnani, die jetzt ihren Koffer aufnahm, einen Rucksack über die Schulter warf und direkt auf ihn zukam. So direkt, dass Guerrini zwei Schritte zurückwich.
    «Commissario Guerrini?», fragte sie, und er dachte, dass ihre Stimme etwas heller war als die von Anna Magnani, aber wirklich nur eine Idee. Und dass sie unmöglich Laura Gottberg sein konnte.
    «Laura Gottberg», sagte sie und streckte ihm die rechte Hand entgegen.
    «Oh, herzlich willkommen in Florenz. Hatten Sie einen guten Flug? Einen schönen Blick über die Alpen? Bei diesem Wetter muss es wunderbar gewesen sein!» Und er hasste sich für diesen Wortschwall, hinter dem er seine Betroffenheit zu verbergen suchte, verstummte augenblicklich, als er den prüfenden Blick wahrnahm, mit dem sie ihn musterte.
    «Es war kein schlechter Flug», antwortete sie langsam. «Aber ich fliege nicht gern.»
    «Ich auch nicht. Es geht irgendwie zu schnell. Trotzdem schön, dass Sie gekommen sind!» Er war verlegen. Mein Gott, wieso war er verlegen? Im Alter von achtundvierzig Jahren! Aber er hatte nicht erwartet, dass die Deutschen ihm eine Anna Magnani schicken würden.
    «Ich bringe Sie zum Wagen!», sagte er und nahm ihren Koffer.
    «Danke, Commissario.»
    Sie sah müde aus, war sicher vor Tau und Tag aufgestanden. Verstohlen streiften seine Augen über ihre Hände. Kein Ehering.
    Ich bin ein Trottel, dachte er. Wir sind Kollegen, müssen einen Fall lösen. Aber aus seinem Inneren stiegen andere Gedanken und eine unerwartete Bitterkeit. Wie lange hatte er keine Frau mehr berührt? Zwei oder drei Jahre? Seit Carlotta ihn verlassen hatte, um in Rom als Chefsekretärin bei einer amerikanischen Firma zu arbeiten. Nein, er wollte jetzt nicht an Carlotta denken. Was hatte sie gesagt? Dass er sich mehr um seine Verbrecher kümmern würde als um seine Frau, dass es kein Problem sei, sich zu trennen, denn sie hätten ja keine Kinder … Warum kamen ihm diese Sätze ausgerechnet jetzt in den Sinn? Seit einem Jahr – mindestens seit einem Jahr – hatte er nicht mehr daran gedacht …
    «Ich möchte als Erstes das tote Mädchen sehen. Ist das möglich, Commissario?»
    «Ja, natürlich», murmelte er abwesend.
    «Ist ihre Leiche hier in Florenz?»
    «Nein. In Siena. Der Pathologe ist sehr gut. Wir werden direkt zu ihm fahren, wenn es Ihnen recht ist, Signora Gottberg.»
    «Sagen Sie doch Laura zu mir – das ist einfacher!» Sie lächelte ihn kurz an. «Signora Gottberg klingt merkwürdig, finden Sie nicht?»
    «Ein

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