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Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Titel: Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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nachdenken.»
    «Aber Mutter …»
    «Sag deiner Mutter, sie soll ihre Zunge hüten. Es hilft Giuseppe gar nichts, wenn sie böse Geschichten über die Deutschen herumerzählt! Im Gegenteil, es könnte ihm sogar schaden!»
    Rana zog den Kopf zwischen die Schultern.
    «Aber Giuseppe muss raus! Er … er ist ein guter Kerl, nur ein bisschen anders. Er bringt niemanden um. Wenn ich ein Huhn schlachte, dann schreit er und rennt weg! Einmal ist ein Schaf auf der Weide gestorben. Da blieb er sitzen und starrte es stundenlang an. Gesungen hat er dabei. Ganz traurige Lieder. So ist das!»
    Guerrini steckte ebenfalls seine Hände in die Hosentaschen und senkte den Kopf.
    «Ja, ich glaube dir das alles. Ich mag deinen Bruder, Rana. Sobald wir Beweise haben, dass er nichts mit der Sache zu tun hat, wird er freigelassen. Ich versprech’s dir!»
    Laura fiel auf, dass Guerrini den Bauern plötzlich duzte.
    «Es ist nur so», fuhr Guerrini fort, «dass Giuseppe die Tote wohl gefunden hat, überall waren seine Spuren und von seinem verdammten Pullover hingen sogar Fäden an den Wurzeln. Aber niemand kann bisher beweisen, ob die Frau da schon tot war oder nicht! Verstehst du?»
    Der Bauer stieß mit seiner Stiefelspitze ein paar Steinchen an, drückte sie in den weichen Sand.
    «Ja», antwortete er leise. «Wenn er nur nachts nicht immer herumlaufen würde, wenn er im Bett bliebe, wie andere Menschen. Aber er braucht das, Commissario. Ich kann ihn ja nicht festbinden!»
    «Nein», murmelte Guerrini, «das sollst du nicht.»
    Ein paar Minuten lang blieb der Bauer unschlüssig vor Guerrini und Laura stehen, als warte er noch auf etwas. Dann schaute er plötzlich auf, nickte und sagte: «Ich geh dann wohl besser», machte ein, zwei Schritte in Richtung seines Mopeds, drehte sich dann aber noch einmal um.
    «Passen Sie auf Giuseppe auf, Commissario? Ich mein, dass ihm nichts passiert, dort!»
    «Ich werde auf ihn aufpassen», antwortete Guerrini. «Ich verspreche es dir!»
    Rana nickte wieder, ging mit schweren Schritten zu seinem Moped, ließ umständlich den Motor an und fuhr davon. Eine bläuliche Abgaswolke blieb im Innenhof des Klosters hängen.
    «Können Sie das?», fragte Laura.
    «Was?»
    «Auf Giuseppe aufpassen?»
    Guerrini rieb seine rechte Schulter.
    «Nein. Nicht wirklich. Ich kann versuchen, eine Auge auf ihn zu haben … Deshalb werde ich jetzt dann nach Siena fahren. Ich komme gegen Abend wieder her.»
    Laura schüttelte den Kopf.
    «Kommen Sie nicht zurück. Machen Sie sich einen gemütlichen Abend zu Hause, Angelo. Ich möchte diesen Ort genau kennen lernen. Bei Tag und bei Nacht. Ich möchte in Ruhe mit den Leuten sprechen … Kommen Sie morgen Nachmittag wieder.»
    Guerrini verzog sein Gesicht zu einem missglückten Lächeln.
    «Ich dachte, Sie wollten mir erzählen, warum Sie Polizistin geworden sind. Bei einem Glas Wein …»
    «Geht doch morgen auch noch, oder?»
    «Ja, wahrscheinlich.» Guerrini öffnete den Kofferraum und stellte Lauras Gepäck an die Hauswand.
    «Fahren Sie nur. Ich werde hier warten, bis die mit ihrer Gruppensitzung fertig sind.»
    «Aber was ist, wenn kein Zimmer frei ist?»
    «Dann schlaf ich im Schuppen oder unter einem Baum. Oder bei den Französinnen, von denen Sie mir erzählt haben.»
    «Sicher?»
    «Sicher!» Laura setzte sich auf die Treppe neben dem Telefonhäuschen.
    «Sie haben meine Telefonnummer?»
    «Madonna», lächelte Laura. «Sie sind ja beinahe so schlimm wie mein Vater!»
    «Entschuldigung», beeilte sich Guerrini nachzusetzen und versuchte erneut ein gezwungenes Lächeln. «Das lag nicht in meiner Absicht … Wir sehen uns also morgen?»
    «Ja, morgen. Auf ein Glas Wein und ein Abendessen, falls Ihnen das recht ist.»
    «Mal sehen», murmelte Guerrini, stieg in den Lancia und winkte Laura kurz zu. Diesmal blieb eine Staubwolke im Innenhof zurück.
    Laura sah auf die Uhr. Beinahe elf. Wenn sie Pech hatte, dauerte die Sitzung noch mindestens eine Stunde. Sie wunderte sich ein bisschen, dass Katharina Sternheim nicht auf ihre Ankunft gewartet hatte, fragte sich, ob dies eine Verweigerung zur Zusammenarbeit andeuten sollte.
    Es war heiß. Das Gebäude warf kurze, scharf konturierte Schatten, kühles Blau gegen den warmen Ton der Steine. Die Katzen waren verschwunden. Laura döste. Sie hatte in der letzten Nacht zu wenig geschlafen. Nach zwanzig Minuten hörte sie Motorengeräusch, das näher kam. Ein kleiner Peugeot parkte neben den anderen Autos. Drei Frauen stiegen

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