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Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Titel: Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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fünf Stunden in diesen großen Raum ein. Dann hört man merkwürdige Musik, seltsame Gesänge, und mindestens einmal am Tag schreit jemand, als würde er gefoltert!»
    «Aber Sie wissen doch sicher, dass es sich um eine Selbsterfahrungsgruppe handelt, oder?», fragte Laura und verkniff sich ein Lächeln.
    «Ja, das haben wir erfahren, als wir kurz davor waren, die Polizei zu rufen!»
    «Und was für einen Eindruck machen die Mitglieder dieser Gruppe, wenn sie nicht gerade schreien?» Das unterdrückte Lächeln saß wie ein Krampf in Lauras Wangen.
    «Auch merkwürdig! Sie sprechen kaum, wandeln geistesabwesend umher, strecken die Arme in die Luft. Normal sind sie eigentlich nur beim Essen. Dann grüßen sie auch. Einmal haben sie uns sogar eingeladen, aber wir haben abgelehnt. Es ist … einfach unheimlich. Sie können sich nicht vorstellen, was ich vor ein paar Tagen im Morgengrauen erlebt habe, noch vor der Ermordung der jungen Frau …» Die Aktivistin starrte Laura mit aufgerissenen Augen an.
    «Was haben Sie erlebt?»
    «Ich machte einen Spaziergang, weil ich es liebe, wenn der Tag erwacht … Etwa hundert Meter unter der Abbadia wurde am Abend zuvor gepflügt. Als ich auf dem Weg um eine Kurve kam und auf diesen Acker sehen konnte … da … hockte dieser eine Mann, einer der Deutschen … in einer Furche und … ja, wie soll ich sagen … er schiss. Das ist ja eigentlich nichts Ungewöhnliches, deshalb wartete ich, um ihn nicht zu stören. Aber dann, als er fertig war … da sprang er hoch und lachte und streckte die Arme aus … und dann hüpfte er über den Acker davon wie ein Verrückter …»
    In Lauras Bauch begann es zu zucken, und obwohl sie den Mund zusammenpresste und tief durchzuatmen versuchte, brach sie nach wenigen Sekunden in schallendes Gelächter aus. Die drei Französinnen schauten sie verblüfft an und stimmten ebenso plötzlich in ihr Lachen ein.
    «Ich meine … finden Sie das normal?», prustete die Angriffslustige, wischte sich Lachtränen aus den Augen und sah Laura erstaunt an. «Bisher habe ich die komische Seite daran nicht sehen können, so sehr hat mich dieser Anblick verwirrt. Aber jetzt … nach Ihrer Reaktion … es ist wirklich komisch!»
    «Vielleicht …», kicherte Laura, «… war es der erste elementare Schiss seines Lebens! Ein wahres Erlebnis von Selbsterfahrung!»
    «Sie glauben also nicht, dass er verrückt ist? Ich heiße übrigens Catherine!»
    «Nein, ich glaube nicht, dass er verrückt ist. Er hatte nur einen Ausbruch von Anarchie. Wer weiß, was er sich dabei vorgestellt hat. Vielleicht war die Ackerfurche der Schreibtisch seines Chefs!»
    Wieder prusteten die drei Französinnen los. Laura räusperte sich und versuchte, ernsthaft zu werden. Ihr Körper fühlte sich angenehm locker an – lange hatte sie nicht mehr so hemmungslos gelacht.
    «Es war wahrscheinlich der lange, jüngere der beiden Männer», mutmaßte Laura.
    «Ja, der Jüngere», bestätigte Catherine.
    «Gut!», sagte Laura schließlich. «Jetzt möchte ich Sie aber trotzdem bitten, genau nachzudenken, ob Sie etwas bemerkt haben, das nicht mit den Verrücktheiten einer Selbsterfahrungsgruppe zusammenhängt, sondern mit dem Tod von Carolin Wolf.»
    Catherine legte ihr Gesicht in viele Falten, auch die anderen beiden wurden plötzlich still.
    «Mein Name ist Francine», sagte die kleine Frau, die bisher nur einen Satz von sich gegeben hatte. «Ich habe etwas gesehen, das vielleicht wichtig sein könnte. Diese Carolin Wolf ist am Abend, bevor sie … ich meine, bevor sie tot gefunden wurde … habe ich sie weggehen sehen. Und sie hat unterhalb des Klosters, bei den ersten Bäumen, diesen Mann getroffen.»
    «Welchen?», fragte Laura gespannt.
    «Na, den Mann, über den wir gerade gelacht haben.»
    «Sind Sie sicher?»
    «Ganz sicher. Ich war nämlich auch spazieren. Sie gingen zusammen zu dem Bach hinunter, an dem sie auch gefunden wurde.»
    «Haben Sie das der italienischen Polizei erzählt?»
    Francine schüttelte den Kopf und verschränkte verlegen ihre Finger.
    «Ich war mir nicht ganz sicher, ob es wirklich wichtig ist. Ich hatte die beiden schon ein paar Mal zusammen gesehen. Und der Mann kam nach einer Stunde zurück. Außerdem habe ich gesehen, dass auch diese junge Frau kurz nach ihm wieder da war. Wahrscheinlich ist sie später noch einmal fortgegangen.»
    «Haben Sie an diesem Abend noch jemanden gesehen, der Richtung Bach ging?»
    Die drei Frauen schüttelten die

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