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Nacht der Sünde

Nacht der Sünde

Titel: Nacht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE OLIVER
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esse.“
    „Macht nichts. Den Rest esse ich dann eben morgen zum Frühstück.“
    Wieder summte ihr Handy. „Hi, Dad.“ Damon beobachtete, wie das belustigte Funkeln aus ihren Augen wich. „Ja, natürlich. Ich kümmere mich, Dad … natürlich … nein, ich …“ Kate massierte sich die Nasenwurzel. Der gedämpfte Wortschwall schwappte zu Damon hinüber, ohne dass er verstehen konnte, was gesprochen wurde. Er hörte nur den Tonfall ihres Vaters. Fordernd, fast schroff.
    „Es ist nur, weil ich dachte …“ Sie unterbrach sich. „Sag Mum, dass es mir leidtut. Ja. Tschüs.“
    Nachdem sie das Gespräch beendet hatte, legte er den Fisch auf die Teller. „Gibt es Probleme?“
    Ganz offensichtlich bemühte sie sich, unerfreuliche Gedanken abzuschütteln. „Nein.“ Während sie die Toastscheiben auf einem Teller stapelte, sagte sie mit Blick auf den Fisch: „Es riecht sehr lecker. Am besten essen wir gleich, sonst wird es noch kalt.“
    Sie aßen am freien Ende eines Tischs, auf dem sich alle möglichen Unterlagen stapelten.
    „Dann sind Sie also ein Familienmensch“, bemerkte Damon beim Essen.
    „Ja, absolut. Meine Mutter ist nicht umsonst Italienerin.“
    „Und was ist mit Ihrem Vater? Ist er auch Italiener?“
    „Er hat italienische Vorfahren, ist aber in Australien geboren.“ Sie biss in ihren Toast. Während sie kaute, sah sie nachdenklich vor sich hin. „Und leider ziemlich … unflexibel.“
    „Und eine Schwester haben Sie auch?“
    „Ja. Sie heiratet demnächst einen Franzosen, den sie im Urlaub kennengelernt hat … erst vor vier Monaten. Léon hat seinen Job in Frankreich aufgegeben und ist ihr nach Australien gefolgt. Wirklich sehr romantisch.“
    „Finden Sie? Ein Urlaubsflirt.“ Er schüttelte den Kopf. „Ehrlich, ich gebe ihnen nicht mehr als sechs Monate.“
    „Sie sind ein echter Zyniker, wissen Sie das? Sie kennen die beiden nicht einmal, und doch prophezeien sie ihrer Liebe ein schnelles Ende. Die Frau, die Sie irgendwann mal heiraten, tut mir jetzt schon leid.“
    „Ich kann Sie beruhigen, dazu wird es niemals kommen. Mir gefällt mein Leben nämlich so wie es ist. Noch Wein?“ Ohne ihre Antwort abzuwarten, füllte er die Gläser nach, verärgert über den Gesprächsverlauf. Auf so etwas konnte er gut verzichten.
    „Und wie ist Ihr Leben?“, fragte Kate spöttisch.
    „Frei und unbeschwert.“
    „Wohl eher leichtsinnig und verantwortungslos.“ Sie trank einen viel zu großen Schluck Wein und musterte ihn über den Rand ihres Glases hinweg forschend.
    Unwillkürlich dachte Damon an seine leichtsinnigen, verantwortungslosen Eltern und fragte sich einen Moment, ob er diese Charakterschwächen womöglich geerbt hatte. Er nahm Risiken auf sich, die an Fahrlässigkeit grenzten – war das nicht verantwortungslos? Nein. Fast unmerklich schüttelte er den Kopf. Nicht, solange es niemanden gab, auf den er Rücksicht nehmen musste.
    „Wenn ich recht informiert bin, hat Bryce Ihnen vor fünf Jahren angeboten, bei ihm einzusteigen, aber Sie wollten nicht“, bemerkte sie.
    „Es war ein ungünstiger Zeitpunkt, ich hatte mit meiner eigenen Firma zu tun.“ Vor allem aber war er längst noch nicht bereit gewesen, nach Australien zurückzukehren.
    Er trank ebenfalls einen großen Schluck Wein. „Ich wette, Sie sind ein sehr verantwortungsbewusster Mensch, Kate. Und kein bisschen leichtsinnig.“ Auch er klang nun spöttisch. „Sie erfüllen stets alle Erwartungen und kommen Ihren Verpflichtungen pünktlich nach. Und natürlich jagen Sie nie irgendwelchen Träumen nach.“
    Als sie klirrend ihr Glas abstellte, wusste er, dass er richtig lag. „Aber Sie, stimmt’s? Ohne Rücksicht auf Verluste?“, konterte sie.
    Nein, er lief nur vor seinen Albträumen davon. „Wer weiß das schon so genau. Was wollen Sie, Kate? Was ist Ihr größter Wunsch?“
    „In meinem Beruf die Beste zu sein.“
    Mit einem grimmigen Lachen schüttelte er den Kopf. „Unsinn, so etwas könnte vielleicht Ihr Vater sagen. Aber was wünschen Sie selbst sich? In Ihrem tiefsten Innern?“
    Für ein paar Sekunden saß sie schweigend da, den Kopf in die Hand gestützt, den Blick ins Weite gerichtet. „Manchmal sehne ich mich danach, einfach auszubrechen, mich allen Erwartungen zu entziehen. Jemand anders zu sein, nur für einen Augenblick.“
    Das konnte er gut nachempfinden. „Dann fangen wir doch einfach jetzt schon mal damit an …“ Mit einer schnellen Bewegung öffnete er ihre Haarspange, sodass ihr das

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