Nacht der Sünde
musste Kate erst einmal sacken lassen. Dann war Damon jetzt also ganz offiziell ihr Chef .
„Mir ist bewusst, dass es eine große Herausforderung ist, aber ich nehme sie gern an“, fuhr er fort. „Und ich hoffe, dass wir ein gutes Team werden.“
„Wirklich toll, dass Sie bereit sind, das Risiko einzugehen, Damon“, hörte Kate Sandy sagen. Andere äußerten sich ähnlich erleichtert.
Nur Kate presste die Lippen zusammen, um zu verhindern, dass sie mit dem herausplatzte, was ihr auf der Zunge lag. Zum Beispiel wüsste sie gern, ob er überhaupt eine Ahnung davon hatte, wie man eine Firma leitete. Nur weil er die Zahlen von Aussie Essential kannte, hieß das noch lange nicht, dass er wusste, was er tat.
Als ob er ihre Gedanken gelesen hätte, fuhr Damon fort: „Und wer sich fragt, ob ich über die erforderliche Kompetenz verfüge, den kann ich beruhigen. Mit Firmensanierungen kenne ich mich aus.“ Seine Augen glitzerten, während er beobachtete, wie Kate diese Informationen aufnahm.
Am liebsten hätte Kate ihm eine schallende Ohrfeige verpasst. Das Bild, das er im Moment von sich vermittelte, war ein völlig anderes als das, das sie kannte. Welches stimmte denn nun?
„Entschuldigen Sie, aber gilt das auch für Unternehmen in der Tourismusbranche?“, fragte sie spitz.
„Ein wenig Hintergrundwissen besitze ich, und wenn ich mal nicht weiter weiß, baue ich darauf, dass Sie mir helfen.“
„Aber Sie sind doch nur vorübergehend in Australien, oder?“
„Ich bleibe auf jeden Fall, bis hier alles glattläuft“, versicherte er. „Und dann werde ich selbstverständlich einen Stellvertreter einstellen.“
Obwohl er wusste, dass Bryce ihr diesen Posten zugesichert hatte, deutete nichts daraufhin, dass er sie in Betracht zog. Wahrscheinlich dachte er daran, jemand von außen zu holen. Auf jeden Fall sah er beim Sprechen nicht einmal in ihre Richtung. Stattdessen verteilte er das Begleitmaterial zu der von ihm erstellten Präsentation. Dabei erklärte er, dass der Umsatz in letzter Zeit bedenklich zurückgegangen und die Stammkundschaft zusammengeschmolzen war. Anschließend führte er aus, was seiner Meinung nach im nächsten halben Jahr mit der Firma passieren sollte.
„Wir ändern unseren Namen und damit unser Image“, erklärte er. „Ab sofort heißen wir Ultimate Journey Travel Agency. Wir verkaufen in Zukunft keine Reiseziele, sondern Erlebnisrei sen. “ Er klickte zur nächsten Folie, auf der Abenteuerurlauber in Kanus beim Wildwasserrafting irgendwo in Neuseeland zu sehen waren. Darunter stand der Slogan „WIR testen, bevor SIE buchen.“
„Mit anderen Worten, wir verkaufen die Erfahrungen, die wir persönlich gemacht haben. Wenn wir unseren Kundenstamm um ein jüngeres Publikum erweitern wollen, müssen wir in Zukunft mehr Abenteuerurlaube für Zwanzig- bis Fünfunddreißigjährige anbieten.“
„Und das bedeutet“, fuhr er fort, „dass sämtliche Mitglieder unseres Teams binnen des nächsten halben Jahres eine Fortbildung machen. Sie sind alle noch jung. Soweit ich weiß, ist hier niemand über Vierzig. Ich möchte, dass Sie aus Ihrer gemütlichen Ecke herauskommen und etwas Neues wagen, etwas, das Sie vorher noch nie gemacht haben.“
„Aber ich habe kleine Kinder, Damon“, gab Maureen zu bedenken. „Die kann ich nicht einfach allein lassen, um irgendwo im Dschungel zu campen.“
„Das macht gar nichts, Maureen. Ich bin sicher, dass wir auch hier in Sydney etwas Passendes für Sie finden. Haben Sie es schon mal mit Fallschirmspringen versucht? Oder mit Höhlenwanderungen? Suchen Sie es sich aus, mir ist ganz egal was, Hauptsache, Sie machen neue Erfahrungen.“
Maureen sank zurück in ihren Stuhl.
Bill hingegen war sofort Feuer und Flamme. „Von mir aus kann es morgen schon losgehen“, verkündete er grinsend.
Damon nickte. „Genau das möchte ich: Begeisterung. Neugier. Erlebnishunger.“ Er klopfte mit dem Stift auf den Tisch. „Kate, ich schlage vor, Sie machen den Anfang.“
Als sie ihn anschaute, hielt er ihren Blick fest. Bitte nicht! Gestern hatte sie zwar gesagt, dass sie sich manchmal nach Abwechslung sehnte, aber Abenteuerreisen hatte sie damit nicht gemeint.
„Bryce hatte eine Reise nach Bali gebucht. Wissen Sie davon?“, fragte Damon.
„Das ist mir neu.“
„Ich hoffe, Sie haben einen gültigen Reisepass.“
„Ja.“ Erleichtert atmete sie aus. Bali klang sicher, Bali konnte sie übernehmen, kein Problem.
„Sie fliegen am Dienstag.“
„So
Weitere Kostenlose Bücher