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Nacht der Tiger

Nacht der Tiger

Titel: Nacht der Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Sonnleitner
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das doch so sein sollte und der Computer vielleicht sogar unserem Mr X zugeordnet werden kann, bereiten wir dem Mann genau die Probleme, die er unbedingt vermeiden wollte, als er sich an uns wandte. Dann wissen seine Komplizen Bescheid. Nein, wir müssen erst mehr Informationen haben.«
    Peter zog die Schachtel zu sich her und versorgte sich mit einem weiteren Keks. »Okay, aber eins noch. Wieso Gedichte? Und wieso Gedichte, die mit Natur zu tun haben?« Er gab seiner Stimme einen feierlichen Klang. »Herbstliches Kind.«
    »Weil es unverfänglich ist«, tippte Bob. »Gedichte zu schreiben ist doch heutzutage nichts Besonderes mehr.«
    »Gilt das auch für Autoknacker?«
    »Warum nicht?«
    »Hm.« Peter schien nicht überzeugt.
    »In Naturgedichten lässt sich alles verarbeiten.« Justus zog die Schachtel wieder zu sich. »Von der großen Liebe über den Weltschmerz bis zum Tod. Jeder und alles findet sich in der Natur wieder. Ich würde auch diese Art Gedicht wählen, wenn ich die Rocky Beach Today verschlüsselt unterbringen müsste.«
    »Hm.« Der Zweite Detektiv fischte zwei weitere Kekse aus der Schachtel. »Alles ein bisschen mager, findet ihr nicht?«
    »Egal«, sagte Bob. »Wichtig ist für uns ohnehin nur der Inhalt der Gedichte. Und dass wir den verstehen.« Er griff nach der Schachtel. »Sollen wir wieder in die Zentrale gehen und nachsehen, ob schon Post da ist?« Er stutzte, fasste tiefer in die Schachtel und wühlte darin herum. »Hey!« Der dritte Detektiv sah seine Freunde vorwurfsvoll an. »Die ist ja leer!«
    Justus und Peter grinsten.

    Tatsächlich befand sich wieder eine neue Nachricht auf dem Desktop. Ein weiteres unbenanntes Symbol ihres Textverarbeitungsprogramms prangte mitten auf dem Bildschirm. Justus öffnete es erst und setzte sich dann. Peter nahm schon einmal einen Block zur Hand und Bob schob sich den letzten Keks, den ihm der Zweite Detektiv großzügig überlassen hatte, in den Mund.
    »Wieder ein Gedicht«, sagte Justus, als der Text auf dem Monitor erschien. »Ein bisschen länger als das letzte.«
    Die drei Jungen vertieften sich in die Zeilen.

    Heute schwindet grauer Tag
    Nacht sein dunkles Bett ihm gab.
    Gnade findet keine er,
    der Orangenblütenherr.
    Seht nur, wie er welkt dahin!
    Stimme ohne Licht.
    Sein Gesicht ist ohne Sinn,
    war dereinst Gedicht.
    Nur die Nacht kennt seine Klagen,
    Antworten und stillen Fragen.
    Keine Seele hört die Bitte
    schwarzer Stiere Trippelschritte.

    »Okay!« Justus schob die Tastatur ein Stück nach hinten. »Sehen wir mal, was wir haben.« Er fing an zu tippen. » Heute, Nacht, Gnade, der, Seht, Stimme, Sein, war, Nur, Antworten, Keine, schwarzer. «
    Die drei ??? schauten auf die Worte. Keiner sagte etwas. Ratlosigkeit lag in ihren Blicken.
    »Ja«, sagte Peter nach einer Weile gedehnt. »Das sind dann wohl nicht die Infos, die wir brauchen.«
    »Vielleicht liegt diesmal eine andere Art von Verschlüsselung vor«, riet Bob.
    »Moment, nicht so voreilig.« Justus unterstrich die ersten drei Worte. » Heute Nacht, Gnade. Es wäre möglich, dass Mr X uns auf etwas hinweisen will, was heute Nacht geschieht.«
    »Und was soll das sein?«, entgegnete Peter. »Ich kann in dem Gedicht nichts über Diebstahl oder Autos erkennen.«
    Der Erste Detektiv machte große Augen und zeigte auf seinen Freund. »Auto! Na klar, Zweiter! ›Gnade‹ auf Spanisch heißt –«
    »›Merced‹!«, vervollständigte Bob den Satz. So viel Spanisch konnte auch er. »Mercedes! Es geht um einen Mercedes!«
    »Genau. Das ist für mich ein ganz klarer Hinweis, Kollegen!« Justus sah seine Freunde bedeutungsvoll an. »Auf einen weiteren Raubzug der Bande!«
    »Das könnte tatsächlich sein!« Peter kratzte sich nachdenklicham Kinn. »Aber wo? Wir müssen wissen, wo, sonst nützt uns das gar nichts!«
    »Orange Street!« Der dritte Detektiv zeigte auf die vierte Zeile. »Das ist unten in Lupine Heights. Da wohnen eine Menge gut betuchte Leute!«
    Justus und Peter nickten. Sie kannten den Stadtteil im Süden von Rocky Beach sehr gut.
    »Das würde heißen«, erkannte Justus, »dass wir uns diesmal nicht nur auf die ersten Worte konzentrieren dürfen. Aber bisher ist es nur immer ein Wort aus jedem Vers.«
    Die drei ??? wandten sich den nächsten Zeilen zu. Plötzlich bildete sich auf Peters Stirn eine steile Falte. » Seht , Stimme , Gesicht. Soll das etwa heißen, was ich befürchte, dass es heißt?«
    »Was meinst du?«, fragte Bob.
    »Dass der Typ will, dass wir die Kerle

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