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Nacht der Tiger

Nacht der Tiger

Titel: Nacht der Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Sonnleitner
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beobachten! Stimme ! Gesicht ! Vielleicht meint er damit, dass wir heimlich ihre Stimmen auf Band aufnehmen und Fotos von den Kerlen schießen sollen.« Der Zweite Detektiv wirkte alles andere als begeistert.
    »Als Beweise.« Justus unterstrich auch diese drei Worte. »Das könnte gut sein. Er nennt uns keine Namen, sondern schickt uns an den Tatort, damit wir selbst aktiv werden.«
    »Wir sollen eine Bande ausspionieren, vor der selbst unser Mr X so viel Angst hat, dass er nicht zur Polizei geht? Seid ihr euch wirklich sicher, dass wir uns darauf einlassen wollen?«
    Auch Bob wirkte leicht verunsichert. Justus jedoch schien voller Tatendrang. »Wir helfen einem Mann, der beschlossen hat, die Seiten zu wechseln, und dafür enorme Risiken eingeht. Da können wir nicht kneifen.«
    Peter wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Natürlich hatte Justus recht. Aber recht haben war nicht alles. Es gab noch Wichtigeres. Zum Beispiel gesund und munter am nächsten Morgen aufzuwachen.

Nacht der Tiger
    Was Peter zusätzlich beunruhigte, war die Tatsache, dass sie nicht das ganze Gedicht entschlüsseln konnten. Die nächsten drei Zeilen waren ihnen noch halbwegs klar. Wahrscheinlich waren die Worte Gedicht , Nur und Antworten wichtig. Mr X wollte damit vermutlich zum Ausdruck bringen, dass sie ihm ebenfalls nur in Gedichtform antworten sollten. Was einleuchtend war. Wenn er überwacht wurde, konnten seine Gegner auch ihre Botschaften lesen, die daher genauso harmlos wirken mussten wie die Verse von Mr X.
    Problematisch waren die letzten beiden Zeilen. Keine und schwarzer . Oder Keine Stiere ? Bitte und Schritte ? Es gab viele Variationen, wenn sie nur immer ein Wort aus jedem Vers beachteten. Aber welche war die richtige? Mehr als eine Stunde zerbrachen sie sich den Kopf über mögliche Kombinationen und ihre Bedeutung. Ohne Erfolg. Irgendwann beschloss Justus, die letzten beiden Zeilen vorerst außer Acht zu lassen. Vielleicht fiel ihnen später dazu etwas ein. Wichtig war der Auftrag, und den zumindest hatten sie verstanden.
    Peter hatte kein gutes Gefühl dabei. Was, wenn gerade die beiden letzten Verse entscheidend waren? Entscheidend dafür, morgen wieder gesund und munter aufzuwachen. Aber es schien unmöglich, ihre Bedeutung herauszufinden.
    »Wie wollen wir Mr X eigentlich antworten?«, fragte Bob, bevor sie sich trennten, um alles Nötige für die kommende Nacht in die Wege zu leiten.
    »Wir legen einfach eine Datei auf unseren Desktop«, erwiderte Justus. »Solange unser Computer online ist, hat Mr X dank des Programms ja jederzeit Zugriff auf ihn und kann sehen, ob wir ihm eine Nachricht hinterlassen haben.«
    Bob verzog das Gesicht. »Finde ich immer noch ziemlich gruselig. Als würde mir dauernd jemand über die Schulter blicken.«

    Kurz vor Sonnenuntergang hielt der dritte Detektiv vor dem Schrottplatz und ließ Justus und Peter in seinen Käfer einsteigen. Die Luft war mild, aber weit draußen auf dem Pazifik bewegten sich dunkle Wolkenberge auf die Sonne zu.
    »Hoffentlich bleibt es trocken«, sagte Bob. »Ich habe sicherheitshalber meine Regensachen eingepackt.«
    »Hast du das Diktiergerät auch dabei?«, fragte Justus.
    Bob nickte. »Ich habe es mir aus der Schublade von Dads Schreibtisch, äh, geliehen.« Die Miene des dritten Detektivs verriet, dass ihm nicht wohl bei der Sache war. Er sah nach links über die Schulter und fuhr los.
    »Ist ja nur als Ersatz gedacht. Wenn das hier versagt.« Der Erste Detektiv öffnete seine Sporttasche und deutete auf das Richtmikrofon, das schon in vielen früheren Fällen zum Einsatz gekommen war.
    »Und die anderen Sachen?« Peter saß auf dem Rücksitz und konnte nicht in die Tasche sehen, die Justus vorn auf seinem Schoß hatte.
    »Wie besprochen. Digitalkamera, Nachtsichtgerät, Ersatzbatterien, ein paar Schokoriegel, eine Thermoskanne Tee, unser Handy, Seile –«
    »Seile? Wozu Seile?«, wollte Peter wissen.
    »Falls wir einen der Kerle fesseln müssen.«
    »Das war aber nicht abgemacht!«, protestierte der Zweite Detektiv. »›Beobachten‹ lautet der Auftrag, nicht ›eingreifen‹!«
    »Nur für alle Fälle. Und vielleicht müssen wir uns ja irgendwo abseilen. Ein Seil dabeizuhaben, ist für einen guten Detektiv jedenfalls nie falsch.«
    »Ich fessle höchstens dich, wenn du dich nicht an unsere Abmachung hältst.«
    »Und das habe ich noch mitgebracht.« Justus zog drei schwarze Strickteile aus der Tasche. In jedes waren drei große Löcher

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